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Carola Pönisch

Was wird aus Melli Beeses Wohnhaus?

Geboren 1886 als Amelie Hedwig Boutard-Beese, ging die junge Frau in die Historie ein als Pilotin. Ihre Leidenschaft galt aber auch dem Hochseesegeln. Bundesweit wurden nach ihr Straßen, Plätze und Schulen benannt. Nur um ihr Geburtshaus sieht es traurig aus.

Das große parkähnliche Grundstück Laubegaster Straße 84 fristet ein trauriges Dasein. Die Mauern entlang der Straße marode, das große eiserne Eingangstor verrostet, die Sandsteinsäulen, an denen es hängt, mit Eisenhalterungen geklammert und teilweise abgestützt. Der Park verwildert, ein kleiner Pavillon darin verfallen. Das Haus, von der Straße aus kaum zu sehen, macht ebenfalls einen traurigen Eindruck. Leer, unbewohnt, Tür und Fenster des Anbaus stehen teilweise offen. „Na und?" könnte man fragen, „solche verlassenen Grundstücke gibt es überall." Doch hier in der Laubegaster Straße wurde einst Melli Beese geboren, am 13. September 1886, also vor 130 Jahren. Die Tochter eines Architekten war klug, technikbegeistert, studierte Bildhauerei, liebte das Hochseesegeln und sammelte alles über die Flugversuche der Brüder Wright. Am Technikum Dresden besuchte sie um 1910 Vorlesungen in Mathematik, Mechanik, Schiffbau und Flugmechanik. Kurz gesagt: Ein Draufgängerin, der es gelang, zu fliegen und als erste deutsche Frau einen Pilotenschein für den Privatgebrauch zu besitzen. Heute gibt es in Dresden, Falkensee, Köln, Frankfurt/M., Fürth, Heilbronn, Köln, Sindelfingen, Saarbrücken sowie im Ortsteil Berlin-Kladow Straßen mit ihrem Namen, es gibt Grundschulen, einen Aeroclub, eine Kita in Berlin und mehrere Bücher über jene Frau, die einst zu den Königinnen der Lüfte zählte. Und es gibt eben jenes Geburtshaus in Dresden, über dessen traurigen Anblick sich Elfriede Schubert ärgert. Die Dresdnerin lebt in Laubegast, geht oft hier vorbei und kann nur den Kopf schütteln: „Hier hängt eine Gedenktafel, aber würdig ist dieses Gedenken nicht." Dabei steht das Haus unter Denkmalschutz und hat sogar Eigentümer, doch die sind seit dem Hochwasser 2013 hier nicht mehr gesehen worden. Eigentum verpflichtet, sagt man. Auch wenn es zur Last wird...


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