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Carola Pönisch

Verlorener Ratsschatz Dresden: Ein Teil kehrt zurück

Ein silberner Becher, 306,6 Gramm schwer, aus dem Jahr 1505 gehört jetzt wieder dem Stadtmuseum Dresden. Das wertvolle Stück tauchte in Stuttgart aus.

  Der Anruf Anfang 2019 gehört sicher zu den interessantesten Telefonaten, die Museumschefin Dr. Erika Eschebach in diesem Jahr führte. Am anderen Ende der Leitung ein kunstbegeisterter Professor und aus Süddeutschland, der aus dem osteuropäischen Kunsthandel einen Silberbecher angekauft hatte. Der als Materialspezialist und Kunstexperte Professor, selbst leidenschaftlicher Sammler, erkannte sofort, dass es sich um ein besonders wertvolles Stück handeln musste, fand sich doch im Inneren des Bechers das Wappen der Stadt Dresden. Ein Blick in die sogenannte Lost Art-List, auf der geraubte und in Kriegen verlorengegangene Kunstwerke aufgeführt sind,gab ihm Recht: Der Becher gehört zum ehemaligen Dresdner Ratsschatz. Verlorener Ratsschatz Unmittelbar nach Kriegsende im Mai 1945 ist der komplette Dresdner Ratsschatz, der kriegsbedingt in den Kellern des Rathauses eingelagert war, verschwunden. Der bis dahin im Stadtmuseum bewahrte und kriegsbedingt im Rathaus ausgelagerte Schatz umfasste über 60 Exponate, darunter Becher, Pokale, Gläser und Schützenschilde. Insgesamt gingen in den Kriegswirren 80 Prozent der Sammlung des Stadtmuseums verloren, darunter das gesamte Zunftinventar und der Schatz der Bogenschützen. Nur vier Objekte sind bisher zurückgekehrt.Zwei Becher, die 1955 von der Stadt Frankfurt/Main sichergestellt und dem Museum zurückgegeben wurden, ein weiterer Becher 1981 und vor zwei Jahren schließlich der wertvolle Schiffspokal Goélette. Der nun heimgekehrte Becher gilt als das älteste Stück des Ratsschatzes. Er gehörte einst Matthes Koler, einem ehrwürdigen Ratsmitglied und von 1505 bis 1515 Bürgermeister der Stadt Dresden. Als solcher brachte er nach seiner Erstwahl das wertvolle Trinkgefäß als Geschenk an die Stadt ein. "Für das Stadtmuseum ist die Rückkehr dieses Objektes aus dem Ratsschatz d a s Weihnachtsgeschenk 2019", freut sich Erika Eschebach. Der Silberbecher wird ab Januar Teil der Ausstellung über den Dresdner Ratsschatz. Wie viel Geld die Stadt für den Rückkauf des Teils bezahlt hat, will die Museumsdirektorin nicht verraten, nur dass es sich um "einen mittleren fünfstelligen Betrag" handelt.


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