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Carola Pönisch

Tresorknacker auf Nachwuchssuche

Johannes Kühn hat einen wirklich seltenen Job: Er öffnet Schränke, die eigentlich geschlossen bleiben sollten.
Johannes Kühn knackt Tresore - natürlich ganz legal. Foto: Mutschke

Johannes Kühn knackt Tresore - natürlich ganz legal. Foto: Mutschke

  Bei Egon Olsen ist die Grundausstattung für seinen Job ist relativ überschaubar und preiswert noch dazu: Talkum, Gummihandschuhe und  Stethoskop – mehr braucht es nicht, um verschlossene Türen zu öffnen. Und natürlich Erfahrung, aber die kommt mit jeder geknackten Tresortür. Egon Olsen hat es uns in 14 Filmen ja vorgemacht. Auch für Johannes Kühn ist es jedes Mal eine Herausforderung, Tresoranlagen aller Art zu öffnen. Der Niedersedlitzer nennt sich ebenfalls »Tresorknacker«, dabei kommt es ihm im Gegensatz zu den schrägen Typen der Olsenbande auf den Inhalt der Wertschränke gar nicht an. Dennoch ist das Öffnen sein Spezialgebiet und dafür hat er natürlich Spezialwerkzeug, wozu Talkum, Gummihandschuhe und Stethoskos nicht gehören.... Kurz nach der Wende hatte sich der gelernte Instandhaltungsmechaniker und Diplom-Ingenieur für Instandhaltung selbstständig gemacht. Die handwerklichen Fertigkeiten eines Mechanikers oder Schlossers, gepaart mit dem technischen Wissen eines Ingenieurs, bildeten die perfekte Basis für seinen Job. Denn für einen Tresorknacker gibt es keinen Ausbildungsberuf. Inzwischen blickt Johannes Kühn auf 30 Jahre Erfahrung zurück und hat eine Menge Geschichten auf Lager. Nicht nur in Deutschland ist der professionelle Tresoröffner gefragt, auch ins Ausland wurde er schon geholt. Die Anlässe sind so vielfältig wie die Bauart der Tresore. Manchmal geht es nur um die Wartung oder den Einbau eines elektronischen Schlosses. Oft aber haben seine Kunden die Zahlenkombination verlegt, die Mechanik klemmt oder ein geerbter Tresor gibt sein Innenleben nicht preis. Zu seinen Kunden gehören Banken und Privatpersonen ebenso wie Firmen mit Patentschriften im Tresor oder Jäger, die einen Waffenschrank besitzen. »Bis auf einmal ist es mir immer gelungen, den Tresor zu öffnen«, sagt Kühn. Dabei stets mit dem Anspruch, dass die Besitzer das gute Stück weiterhin nutzen können.
Sein Know-how würde der 68-Jährige nun gern einem Nachfolger übergeben und ihn im Tandem einarbeiten. Denn Tre-sorknacker, das steht fest, findet man nicht übers Arbeitsamt.


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