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Carola Pönisch

Treffpunkt: Wo junge Erwachsene mit Krebs Hilfe bekommen

Katrin B. (rechts im Bild) und Stephan F. (li.) leiten die Dresdner Treffpunkt-Gruppe. Schauspielerin Lea Marlen Woitack (mi.) ist Botschafterin des Projekts. Foto: privat

Katrin B. (rechts im Bild) und Stephan F. (li.) leiten die Dresdner Treffpunkt-Gruppe. Schauspielerin Lea Marlen Woitack (mi.) ist Botschafterin des Projekts. Foto: privat

Wer gerade erst sein junges Erwachsenenleben beginnt und dann mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, hat ein richtiges Problem. Denn es gilt nicht nur gegen die tückische Krankheit anzukämpfen. Mit einem Schlag stehen hinter der gesamten Lebens- und Zukunftsplanung dicke Fragezeichen. Ausbildung? Studium? Familie, Kinder bekommen? Nichts wird mehr sein wie geplant. Selbst dann nicht, wenn der Krebs überwunden scheint. Ein »wie vorher« gibt es bei dieser Diagnose nämlich nicht. »Warum das Reden mit Betroffenen so wichtig ist« Als Katrin B. 29 Jahre alt ist, im Oktober 2015, erkrankte sie an Dickdarmkrebs. »Zurzeit befinde ich mich in der Heilungsbewährung«, sagt sie über ihren derzeitigen Zustand. Der Krebs scheint besiegt, dank regelmäßigem Sport ist sie körperlich fitt und kann wieder als Erzieherin in einer Radebeuler Kita arbeiten. Was man der hübschen 33-Jährigen nicht ansieht, sind die psychischen Folgen der Erkrankung. »Die Auf- und Verarbeitung einer schweren Erkrankung ist eine Lebensaufgabe. Etwas im Leben hinter sich zu lassen bedeutet ja nicht, dass man es vergisst. Sondern nur, dass man akzeptiert, was geschehen ist und weiterlebt«, sagt Katrin. Wozu auch gehört, mit gleichaltrig Betroffenen darüber reden zu können. Deshalb war es für Katrin und den Dresdner Stephan F. (38), ebenfalls an Krebs erkrankt, sofort klar, dass sie sich bei den im Februar 2017 ins Leben gerufenen »Treffpunkten« der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs engagieren. Beide leiten seit Juni vergangenen Jahres die Dresdner Treffpunkt-Gruppe mit aktuell 30 Mitgliedern, die sich jeden vierten Samstag im Monat um 17 Uhr treffen. »Treffpunkt«: Wo jeder weiß, wovon der Andere spricht Die Idee der Treffpunkte verbreitet sich seither wie ein Lauffeuer. Rund 20 Gruppen gibt es bundesweit, von Augsburg über Berlin und Dresden, im Münsterland, Ruhrgebiet und Thüringen bis nach Stralsund und Stuttgart. Das Besondere daran: Alle Gruppen werden geleitet von jungen Betroffenen. »Eine Freundin, die nicht an Krebs erkrankt war, kann meine Situation und Ängste kaum nachvollziehen, sie ist vielleicht sogar damit überfordert. Mit Betroffenen muss ich oft nur wenige Worte wechseln und wir verstehen uns«, bringt Studentin Mara aus Hamburg das Anliegen des Projekts auf den Punkt. Prof. Dr. med. Diana Lüftner, Vorstand der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs, lobt die Treffpunkt-Arbeit: »Die jungen Menschen wollen anderen helfen, schnell wieder ins Leben und in den Beruf zurückzukehren«. Oder anders gesagt: Die einstige Lebens- und Zukunftsplanung nicht aufzugeben, sondern wieder aktiv in die eigenen Hände nehmen. Was wiederum auch für die Treffpunkt-Leiter wie Katrin und Stephan eine Art Hilfe zur Selbsthilfe ist. Kontakt: * treffpunkt-dresden@junge-erwachsene-mit-krebs.de * Treffpunkt der Dresdner Gruppe: Jeden 4. Samstag um 17 Uhr


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