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Birgit Branczeisz/ck

Stiftung für ein Kinderlächeln

Dresden. Eine Stiftung möchte krebskranken Kindern viel persönlicher helfen.

Simone Saloßnick und Lutz Hoffmann haben eine Förderstiftung zugunsten des Sonnenstrahl e.V. gegründet.

Simone Saloßnick und Lutz Hoffmann haben eine Förderstiftung zugunsten des Sonnenstrahl e.V. gegründet.

Bild: Matthias Ander

Eine Familie, die vom Foto lacht, von sich erzählt, berührt – nur, dass Tina inzwischen fehlt. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag hat sie im August 2022 den Kampf gegen den Krebs verloren. Eine der behutsamsten Webseiten ist vor wenigen Tagen an die Öffentlichkeit gegangen. Tina Eismann ist nicht vergessen. Nach ihr ist jetzt eine Stiftung benannt, die Simone Saloßnick und Lutz Hoffmann mit Tinas Eltern gegründet haben und deren Partner der WochenKurier ist.

 

Tina war unglaublich stark

Simone Saloßnick ist seit 2017 beim Verein »Sonnenstrahl«, der krebskranke Kinder und deren Familien begleitet. Als Botschafterin des Vereins ist sie vielen Familien begegnet. Das Schicksal von Tina hat etwas verändert. Die Idee für die Stiftung kam voriges Jahr, als klar war, dass es Tina nicht schaffen wird. »Da habe ich mir überlegt, das Mädel muss weiterleben, denn das wollte sie – weiterleben«, erzählt Simone Saloßnick.

Kennengelernt hatte sie Tina auf dem Lausitzring, da war sie nach ihrer ersten Diagnose und Chemotherapie erst einmal als gesund entlassen. Beide trafen sich, zum Beispiel bei Dynamo-Spielen, denn Tina war ein echter Fan. Als es ihr schlechter ging, wurde der Kontakt enger. »Durch Tina habe ich gesehen, wo wir den Sonnenstrahl unterstützen können. Da habe ich gedacht: Was wäre, wenn man das machen könnte?«

Tina war so stark. Sie hat unglaublich ausgestrahlt, dass ihr Tod nicht umsonst sein darf. »Das haben wir uns dann versprochen«, sagt Simone Saloßnick leiser. Sie zeigt ihr Handy. In der Hülle klemmt ein Papiersmiley. Sie hat ihn von Tina: »Wenn du mal traurig bist«. Überhaupt war das Mädel unglaublich. Man muss sich das vorstellen, Tina hat ihre eigene Beerdigung organisiert, den Redner ausgesucht, hat bestimmt, was dort gesagt wird, für jeden Armbändchen gebastelt, Smileys gemalt. »Tinas Erinnerungsreise« hat es die Familie genannt, nicht Beerdigung. »Das ist doch krass, mit 15. Oder?«, fragt Simone Saloßnick, wie um sich selbst zu vergewissern.

Die neue Förderstiftung soll möglich machen, wo selbst der Sonnenstrahl e.V. und das ärztliche Brückenteam am Ende an ihre Grenzen gekommen sind – noch persönlicher helfen. »Wir könnten uns mit den Eltern vorstellen, dass man eine Nachtwache organisiert. Die Eltern schlafen ja viel zu wenig, weil sie Angst haben, den Tod ihres Kindes zu verpassen, die sind am Ende«, weiß Simone Saloßnick. Viele Eltern müssen auch einfach mal einen Tag für sich haben.

Die Geschwister sind ganz wichtig. Was passiert mit denen? »Die werden immer stiller, werden hin- und hergeschoben, weil sich alles um das kranke Kind dreht.« Natürlich gibt es Geschwisterprojekte im Sonnenstrahl, aber als Familie alleine verreisen, kleine Abschiedsrituale ermöglichen, so lange es medizinisch geht, das ist dort nicht leistbar. Tina war zum Beispiel mit ihrer Familie noch einmal in Dänemark, auf den Spuren der Olsenbande – die mochte sie.

 

Meerschweinchen als Trost

Vielleicht möchte ein Kind noch mal ein Haustier? Tina hatte zwei Meerschweinchen die letzten Monate. Stunden hat sie im großen Freigehege zugebracht, das der Vater gebaut hatte. Es können Kleinigkeiten sein, vielleicht auch ein Kosmetikbesuch. Was ist denn, wenn einer 16-Jährigen die Haare ausfallen, die Augenbrauen, die Wimpern? Für jemanden da sein ist sehr persönlich.

Der erste »Auftrag« der neuen Förderstiftung ist ein 4-jähriger Junge, der mit seiner Mutti und seiner 16-jährigen Schwester ins Tropical Island möchte. Simone Saloßnick ist froh darüber. Das ist ein erstes Ziel. Es ist ein schönes Gefühl für die Eltern, dass die Stiftung selbst sie überleben wird. »Tina ist nur vorausgegangen, wir müssen uns jetzt finden, aber begleiten wird uns Tina immer«, sagt Saloßnick. Auch sie trauert.

 

Über die Stiftung:

www.tinaeismannstiftung.de

Wer die Stiftung unterstützen möchte: simone.salossnick@googlemail.com oder Telefon 0170/9311421


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