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Birgit Branczeisz

Stadtrat wippt die Pläne für die neue B6

Dresden. Die Stadträte sind sich einig - so wie die Planer sich die neue B6 vorstellen, geht es nicht. Was das nun bedeutet.

Die neue B6 ist noch lange nicht in Sack und Tüten - gerade weil die Planung von der Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH (DEGES) jetzt vorliegt. Die DEGES hatte die Vorgaben des Freistaates Sachsen im Bundesverkehrswegeplan so weit abgespeckt, dass für die Anwohner nur noch eine "Insellösung" übrigblieb. Kein Tunnel, keine Querung am Tierheim, stattdessen nur eine Fuß- Radwegbrücke mit Aufzügen "Am Urnenfeld", die störungsanfällig und umständlich sind.

Weil die Stadt Dresden für die immensen Unterhaltungskosten der Aufzüge aufkommen müsste, ist wohl den Stadträten doch noch klargeworden, was da vor ihrer Nase passiert - und die gaben den Druck nun weiter an die Stadt, damit sie sich endlich fachlich klar positioniert und auf die ursprünglichen Vorgaben für die Umgehungsstraße beharrt.

Diese Vorgaben waren eben, dass das städtische Tierheim über eine Querung erreichbar ist, dass die Bürger nicht wie in einer Enklave abgeschnitten werden, Rettungswagen und Versorger nicht endlose Umwege am Hang fahren. Seit acht Jahren macht der Mobschatzer Ortschaftsrat Peter Bartels auf diese Misere aufmerksam - Stadtrat Torsten Nitzsche von den Freien Wählern dankte ihm dafür ausdrücklich öffentlich im Stadtrat. Das habe dem Stadtrat "Schwung verliehen", Bau- und Umweltausschuss haben "fraktionsübergreifend sehr gut zusammengearbeitet" und einstimmig für die Bürger entschieden. Wann hört man das schon aus dem Dresdner Stadtrat.

Auch die anderen Stadträte hielten nicht mehr hinterm Berg. Tilo Wirtz (Linke) bezeichnete die Elbbrücke "schon als Sündenfall", weil sie den Verkehr auf die andere Seite geleitet hat. Die Frage vernünftiger Querungen sei berechtigt! Veit Böhm (CDU) präzisierte für seine Fraktion: "Querung" heiße ausdrücklich Über- oder Unterführung für alle Verkehrsteilnehmer. Stefan Engel (SPD) sagte, die Stadt habe von vorherein auf die Wirtschaftlichkeit für den Bund geschielt und damit "eine Billiglösung legitimiert". Das hat der Bauausschuss nun geändert. Dresden solle endlich selbstbewusst auftreten.

Auch Holger Zastrow (FDP) sagte, Baubürgermeister Stefan Kühn von den Grünen habe jetzt gegenüber der DEGES "ein robustes Mandat". Johannes Lichdi (Dissidenten) machte noch einmal auf "den ganzen Irrsinn" aufmerksam, den Tummelsbach zu verlegen und die Kleingärten komplett zu opfern. Er wollte es der Verwaltung "nicht ersparen", zu erzählen, dass auf sein Nachfragen hin lediglich auf Gutachten der DEGES Bezug genommen wurde, die keiner hinterfragt ggf. nicht einmal verstanden hat. "Das ist ein Beispiel dafür, dass man "eine miese Lösung bekommt, wenn keiner hinsieht und nachdenkt", so Lichdi.

Und was sagen die Grünen dazu? Susanne Krause wurde grundsätzlich. Die Erfahrung zeige, dass "neue Straßen immer mehr Verkehr anziehen". Die Antwort der Grünen sei deshalb, mehr Pendler auf die Schiene zu bringen, den ÖPNV auszubauen, dann brauche man diese Straße nicht. Ironischer Weise könnten die Grünen damit insofern Recht behalten, dass die neue B6 so vielleicht doch nicht kommt. Denn auch andere Punkte, wie der mangelnde Lärmschutz für die Ortschaft am Hang und der Tunnel in Cossebaude sind noch gar nicht ausreichend thematisiert.

Schon jetzt ist die neue B6 mit über 100 Millionen Euro Baukosten für 4,2 Kilometer aber eine der teuersten Bundesstraßen im aktuellen Verkehrswegeplan. Wenn jetzt alle ursprünglichen Vorgaben aufs Tableau kommen, wird sie mit Sicherheit zur teuersten Baumaßnahme in Deutschland. Egal, wie es weitergeht, der Stadtrat hat mit 64 Stimmen einstimmig votiert, dass Dresden jetzt seine Forderungen gegenüber dem Bund klar aufmacht.


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