

Das muss man Sachsens Kurfürst und König von Polen lasse. Er war damals, was Bau- und Einrichtungsarbeiten angeht, etwas schneller. Nur zweieinhalb Jahre, genauer von März 1717 bis 2. September 1719, brauchten seine Handwerker, um die neun punkvollen Räume für die Jahrhunderthochzeit herrichten zu lassen. In ihnen empfingen August der Starke und seine Gemahlin Christiane Eberhardine die habsburgische Schwiegertochter. Doch nicht nur das: Für diesen Anlass entstanden nicht nur die Räume des Paradeappartements im Westflügel, vielmehr erlebte das gesamte zweite Geschoss des Schlosses eine Erneuerung. Die so geschaffene Fest- und Repräsentationsetage begann an der Englischen Treppe, führte durch den Riesensaal und das Turmzimmer bis in den Westflügel. Damals wie heute dürften die Besucher ziemlich beeindruckt gewesen sein. Prachtvolle Räume, einzigartige Kunst 1997 beschloss Sachsens Staatsregierung den Wiederaufbau der Paraderäume. Was 22 Jahre später zu sehen ist, darf als bis ins kleinste Detail gehende Rekonstruktion der Räume in ihrer historischen Fassung von 1719 bezeichnet werden. Rund 35 Millionen kostet das den Steuerzahler, weitere fünf Millionen wurden in die Rekonstruktion des Turmzimmers investiert, das eine Schlüsselrolle in der Baugeschichte des Schlosses einnimmt. Zehn Jahre dauerten die umfangreich und akribische Bauforschung und -Planung, ehe 2016 mit dem Wiederaufbau der prunkvollen Räume begonnen werden konnte. Rund 300 Firmen wirkten an der Wiedererstehung der königlichen Empfangsräume mit. Selbst in Florenz und Genua wurde an Samt- und Goldbahnen für die Wandbehänge in den Gemächern gearbeitet, in Handarbeit und auf Webstühlen wie vor 300 Jahren. Ebenso einzigartig sind die prachtvollen, auf Leinwänden gemalten Deckengemälde von Louis des Silvestre, die einzig aus Fotos und Originalskizzen rekonstruiert wurden und die Besucher heute wie damals mit Ehrfurcht erfüllen. Um die wiedererstandene barocke Pracht in Zahlen zu fassen: 122.400 Blatt Gol (ca. 2,5 Kilo Feingold) wurden verarbeitet. An den Deckengemälden (jeweils 100 qm groß) wirkten 13 Maler mit, die Arbeiten dauerten drei Jahre. Die textilen Wandbehänge wurden in Manufakturarbeit in Italien, Frankreich, Spanien, England und Österreich gefertigt. Für die Wandbehänge wurden 1,5 Kilometer Seidensamt und 3,5 Kilometer Goldtressen verarbeitet. 300 Firmen waren am Wiederaufbau beteiligt. Auch wenn zur Eröffnung am 28./29. September noch einige vergoldete Konsolen und geschnitzte Kapitelle im Turmzimmer fehlten, auch wenn noch an sechs Stoffbahnen in Madrid gearbeitet wird: Das Dresdner Schloss hat mit den Paraderäumen seine Seele, sein Herzstück zurück bekommen.