

Echt oder nicht? Für Pelzermittler Michael Seitz sind es nur vier Schritte bis zur Wahrheit. Anhand eines Schals mit Pelz-Bommeln demonstriert er auf dem Dresdner Neumarkt woran man den Unterschied erkennt. Für neun Euro hat er das Teil erstanden. „Der Preis ist längst kein Anhaltspunkt mehr für die Kunden“, schickt er vorweg und schüttelt die Bommel im Wind. Die feinen Härchen bewegen sich. „Das leichte Federkleid ist ein erstes Indiz für echten Fellbesatz“, meint Seitz. Reichlich Unterwolle und eine lederartige Struktur am Ansatz erhärten den Verdacht, dass für den Schal mindestens ein Tier dran glauben musste. Die Feuerprobe schafft letzte Zweifel aus der Welt. Den typischen Horngeruch kennt man von angekokelten Haaren oder Augenbrauen. „Wahrscheinlich Waschbär“, meint Seitz. Warum ist Echtpelz so schlimm? Die Antwort hat Kollegin Jennifer Schöpf auf ihrem Tablet parat. Bilder von Marderhunden und Waschbären, eingepfercht in Gitterboxen, sind darauf zu sehen. Die Bilder stammen von einer der riesigen Pelz-Farmen in China. Katzen, Hunde, Nerze, Bieber, Füchse und Chinchillas – der Markt hat für jeden Modegeschmack das passende Fell parat. Die Tötungsmethoden reichen von Stromschlägen bis hin zur Häutung bei lebendigem Leib. Verbraucher getäuscht „Etwa 80 bis 85 Prozent der Echtpelze stammen aus der Massentierhaltung. Neben China ist auch Finnland dick im Pelzgeschäft“, sagt Seitz. Dabei steht die deutsche Bevölkerung Echtpelzprodukten deutlich ablehnend gegenüber. Das Problem sei die fehlende Deklarationspflicht in Deutschland, erzählt Tierschützerin Jennifer Schöpf. Die erforderliche Bezeichnung „enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ an den Produkten sage überhaupt nichts über die verwendete Tierart, die Herkunft, geschweige denn die Haltungsbedingungen aus. Häufig werde die Deklaration auch einfach unterschlagen, wie bei unserem Demonstrations-Schal. Der besteht nach Herstellerangaben zu 100 Prozent aus Acryl. Hier gibt es ein Erklärvideo.