

Ein neues Jahr. Für viele ist das die Zeit gute Vorsätze zu fassen, Ereignisse Revue passieren zu lassen, sich vielleicht mit einem Kartengruß oder einem schönen Foto bei Verwandten, lieben Menschen, Kollegen oder Geschäftspartnern in Erinnerung zu bringen oder zu bedanken. Was heute meist digital geschieht, war seit 1900 oft eine schön gestaltete Karte. Ich verschicke seit 1995 Neujahrskarten mit einem ausgefallenen Schnappschuss. Seit ich von meiner leider im Jahr 2000 verstorbenen Kollegin Ingrid Rulff eine Postkartensammlungen übernommen habe, ist daraus eine alljährliche Großaktion geworden, die mir Freude macht - und den Beschenkten.
Dann werden die elektronischen Archive durchforstet und aus manchem Speichermedium Dinge herausgeholt, die durchaus außergewöhnlich, originell und des Vergrößerns würdig sind. Einige wären sicher nie zum Betrachter gekommen oder sind bei der Fotoauswahl von Zeitungen unter den Tisch gefallen. Umso größer ist die Freude, wenn dann mit der Post vor Weihnachten oder um den Jahreswechsel herum, solch ein Foto - mit dem schlichten Vermerk PF - was aus dem Französischen von Pour féliciter, „um Glück zu wünschen“ stammt - den Empfänger erreicht.
Der eine bemerkt das nicht einmal oder er schreibt sogar noch etwas persönliches hinzu, der andere lässt das Bild für sich sprechen, manche wiederum grübeln, was der Absender ihm wohl damit noch sagen wollte. Diese fotografischen Nachträge - aus der Arbeit vergangener Jahre, Bemerkenswertes im Bild fassend, auch den Zeitgeist wiederspiegelnd oder eben einfach nur ein schöne Details zum Vorschein bringend - erfreuen den Adressaten. Nur selten wandern sie in die Papierkörbe, sondern zieren Pinnwände, Küchentüren oder Alben - oft jahrelang.
Meine kleine Auswahl besteht nun aus einer weit über 600 Karten zählenden Sammlung, die 122 Jahre zurückgeht und bis in die Gegenwart und ins Hier und Jetzt reicht. Und Jahr um Jahr, auch durch eigene ansehenswerte Karten, vergrößert wird. Man kann sinnieren und Fragen aufwerfen zu dem was man da sieht: Was ist wohl mit den drei Mädchen aus dem vergangenen Jahrhundert passiert? Welchem Ziel kann der Betrachter am Wegweiser mit über 20 Schildern im Thüringer Wald 1984 wohl folgen? Wurde ein im hohen Schnee stehen gebliebener Trabi 1988 in die Garage, in eine Werkstatt oder gleich auf den Schrotthaufen geschoben?
Brachte ein wirklich spektakulärer Salto des Footballmonarchen 2009 einen Touchdown oder eine Verletzung nach der unsanften Landung? Hielt der Eisbär im Berliner Zoo nach Besuchern oder seinem Futter Ausschau? Wird der Spruch, die Kusche auf der Ansicht im Christmas Garden, selbige im Interesse der Umwelt und der Gesundheit mal stehen zu lassen, beherzigt? Wer kann sie wohl beantworten. Es ist auf jeden Fall ein Moment des Innenhaltens, der uns allen guttut. Sicher nicht nur den Fotografen, die die schöne Tradition nicht ad acta legten. Und vielleicht ist dies auch der Anstoß so etwas selbst mal ins Auge zu fassen. Ein guter Vorsatz, der sich doch bei aller Alltagshektik leicht realisieren lässt. Denn schöne Momente wird es auch in 2023 geben, das ist sicher! Wir wünschen Ihnen jedenfalls viele davon.