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„Olaf Schubert und die ziemlich große Oper“

Olaf Schubert in der Semperoper – kann das gut gehen?

 Natürlich prallen da Gegensätze aufeinander. Einerseits ein weltberühmter Künstler, andererseits ein regional bekanntes Opernhaus. Hier der wahrheitsliebende Mahner und Erinnerer - dort eine Bühne auf deren Brettern Geschichten aufgeführt werden, deren Authentizität bis heute oft mehr als nur fragwürdig ist. Doch Schubert geht dieses Wagnis ein. Denn natürlich ist er auch Musiker. Er beherrscht Gesang, Violine und barockes Elektroschlagzeug. Italienisch - die Muttersprache der Oper - kann er quasi fließend hören. Obendrein hat er sich als Librettist, Dirigent und Choreograf für skandinavische Holzschuhtänze über die Grenzen Dippoldiswaldes hinaus einen Namen gemacht. Wenn auch einen äußerst zweifelhaften. Olaf Schubert könnte mit seinen 60 Kilo Fleischeinlage die Bühne natürlich spielend alleine füllen. Doch bescheiden wie er ist, lädt er sich Gäste ein - Chor, Orchester, Ballett also das große Brimbamborium. Und wenn die alle nach Olafs Pfeife tanzen müssen, darf man nur hoffen, dass Oper und Publikum den Abend unbeschadet überstehen.

Die Programmhöhepunkte

Gleich zu Beginn der Aufführung richtet Olaf Schubert in seiner Funktion als Bundes-Olaf pünktlich zum Pegida-Montag mit dem Song „Detlef“ die Botschaft „Alle Menschen sind anders“ ans Volk. Denn beim Schubertschen Oper- und Klassikabend will der stetige Ermahner und Erinnerer eins bezwecken: Hochkultur fürs niedere Volk will Olaf Schubert bieten und hat sich dafür Gäste mit Ahnung in die Semperoper eingeladen. Den Anfang auf der musikalischen Reise durch die Musikgeschichte macht das Klassik-Damen-Quartett Salut Salon. Olaf Schubert darf die Damen beim „Sachidao“ mit dem Elektroschlagzeug sogar begleiten. Als Höhepunkt der Nummer zündet Konrad Stöckel eine echte Flachsrakete aus seinem Hintern. Der perfekte Übergang zum Thema Blasmusik – gemeinsam mit der Bläsergruppe des MDR Sinfonieorchesters trägt Olaf Schubert das Lied „Mädchen aus Petrovice“ vor. Natürlich mit dem wunderhübschen Mädchen Klaus Weichelt. Der nächste Akt: die Sinfonie „Pi mal Daumen“ – eine Interpretation der 12- Ton-Musik. Da darf Ausdruckstanz nicht fehlen – zum Glück schwingt Herr Stephan seinen athletischen Leib über die Bühne. Bilder, die man nie vergessen kann! Der Dirigent Dominik Beykirch fehlt noch – dabei ist der besonders wichtig. Olaf Schubert möchte natürlich beweisen, dass er alles kann und spielt perfekt Violine zu Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ während dummerweise das Playback weiterläuft. Schubert dazu: „Meine Musik ist eben nachhaltig.“ Diese grandiose Leistung kann Olaf Schubert deswegen nur noch mit einem „Hummelflug“ überbieten. Tubist und Kabarettist Andreas Hofmeir spielt das wunderschöne Stück „Thais Meditation“ von Jules Massanet, bei dem sich Olaf Schubert und Jochen M. Barkas endlich mal näher kommen. Auch ein eigenes Werk hat Olaf Schubert für die Semperoper komponiert. Ganz in der Tradition seines Stief-Schwipp-Ur-Großvaters Franz Schubert spielt das MDR Sinfonieorchester eine unvollendete Olaf-Sinfonie, eine Welturaufführung – mit einem starken Anfang und einem sehr starken Schluss. Ein Opernabend ist kein richtiger Opernabend, ohne Operngesang. Gemeinsam mit Sopranistin Ingeborg Schöpf (Vanessa) interpretiert Olaf Schubert (Torben) und Jochen M. Barkas (Mann auf Montage) Mozarts „Zauberflöte“ endlich mal in hip und jugendlich. Endlich darf auch das Publikum mitsingen und der Bergsteigerchor Kurt Schlosser mimt den Jägerchor aus Carl Maria von Webers „Freischütz“. Zum Schluss: Ohne Botschaft lässt Olaf Schubert sein Publikum nicht nach Hause. Mit dem Song „6 Milliarden Menschen“ will „Olaf und die ziemlich große Oper“ an diesem Abend sagen: „Gemeinsam sind wir viele“. Die Show wird am 17. Juli, 22 Uhr, im MDR Fernsehen ausgestrahlt.


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