

Sachsens Hubschrauberpiloten steigen schon bald auf die höhere 4-Tonnen-Klasse um. Drei neue H145 liefert die Firma Airbus Helicopters Deutschland – den ersten im September 2024, die beiden weiteren dann im Sommer 2025. Ausgerüstet sind die Helis mit Electro Optical System, Suchscheinwerfer, Rettungswinde und Außenlasthaken.
Für die Besatzungen von Ralf Gärtner, Erster Polizeihauptkommissar und stellv. Leiter der Polizeihubschrauberstaffel, heißt das vor allem eins – trainieren. Denn der H145 kann mit 800 Kilogramm nicht nur mehr als doppelt so viel Last bewegen wie sein Vorgänger, er stellt genau deswegen auch neue Anforderungen.
Ralf Gärtner ließ Interessierte jetzt in den Einsatzalltag der Polizeipiloten blicken und zwar auf der Burg Hohnstein. In der Sächsischen Schweiz haben Hubschrauber während der Feuersbrunst im letzten Jahr für Aufsehen gesorgt. Kaum jemand, der nicht einen Schnappschuss gemacht hat, wie Hubschrauber in der Elbe Löschwasser schöpfen. Was heute noch spektakulär anmutet, birgt ein Geflecht an Absprachen und Regeln im Hintergrund. Die werden nun für die neuen Helis auf den neusten Stand gebracht – was das bedeutet, schilderte Ralf Gärtner uns ganz praktisch:
Als das Feuer 2022 im Sommer ausbricht, geht alles sehr schnell – deutschlandweit wird Luftunterstützung angefordert. Und die kommt prombt über die Grenzen hinaus bis aus Österreich. Bundeswehr, Bundespolizei, die Polizeihubschrauberstaffel Sachsen, private Unternehmen – ziemlich schnell sind 16 verschiedene Luftfahrzeuge in der Sächsischen Schweiz unterwegs. Koordiniert werden die Flüge zunächst vom Privaten „@fire“. Doch mit der Frage »Wo soll das Wasser hin?« ist es nicht getan.
Schnell zeigt sich, die Hubschrauber sind sehr verschieden. Die meisten haben Seile, allerdings in unterschiedlichen Längen, ein Hubschrauber arbeitet mit Saugrüssel. Manche können nahezu überall in der Elbe Wasser schöpfen, andere brauchen dazu extra tiefe Stellen, die von der Wasserpolizei abgesichert werden müssen. Die Behältergrößen sind verschieden, die möglichen Lasten, der Kraftstoffverbrauch - also Umlaufzeiten, sogar die Koordinaten werden in unterschiedlichen GPS-Systemen angezeigt. Einige Hubschrauber haben Polizei-Digitalfunk, die Zivilen ihren Flugfunk.
Schnell wird Ralf Gärtner und seinen Kollegen klar, sie müssen die Technische Einsatzleitung verstärken. GPS-Daten werden »übersetzt«, sprich für die Besatzungen nach ihrem jeweiligen System umgerechnet. Auch der Funkkontakt ist essentiell – für die Einsatzkräfte am Boden. Sie zeigen z.B., ob der Bereich »frei« ist, bevor abgeworfen wird. »Wir haben gesehen, was für Steine durchs Wasserschöpfen in die Behälter gelangen können oder wie fast abgebrannte Bäume allein durch die Wucht des Wassers umstürzen«, berichtet Gärtner. Nicht auszudenken, wenn Retter selbst davon getroffen würden.
Ein Team von Vertretern aus jeder Flotte hat schließlich die Einsätze koordiniert. »Ans Eingemachte«, geht es, als die Glutnester bekämpft werden. Das übernehmen die Österreicher, die sehr viel Erfahrung mit Außenlasten haben, weil sie klassisch aus der Hüttenversorgung und Bergrettung kommen. 60 Meter unter dem Hubschrauber pendelt der Löschbehälter – Ralf Gärtner und seine Kollegen aus Sachsen lokalisieren via Wärmebildkamera das Glutnest und dirigieren den Piloten des Lösch-Helis exakt über die Stelle.
Gärtners Fazit: »Wir können unterstützen, aber bekommen ein Feuer nicht aus – dafür brauchen wir einen engen Verbund mit den Bodenkräften.« Für den sorgen Menschen, die weniger im Fokus stehen: Flughelfer. Für die Brände in der Sächsischen Schweiz kamen sie eigens aus Bayern. Sie sorgen nicht nur für die nötige Bodenübersicht, sondern sind wichtig zum Aushängen und Einhängen von Lasten und Absichern. Sachsen wird daher selbst zwei, drei Flughelfergruppen aufbauen, die an unterschiedlichen Orten stationiert sind. Denn ohne sie geht künftig nichts.