Carola Pönisch

Neue (alte) Orgel für Strehlen

Die spätromantische Jehmlich-Orgel ist die drittgrößte in Dresden und mit Sicherheit eine der schönsten. Mit einem Festgottesdienst am Reformationstag beginnt ihr drittes Leben.
Burkhard Rüger, seit 2001 Kantor in der Christuskirche, freut sich auf den Festgottesdienst und die Weihe der restaurierten Jehmlich-Orgel am Reformationstag. Bis dahin muss er sich noch an das neue alte Instrument gewöhnen und fleißig üben. Foto: Pönisch

Burkhard Rüger, seit 2001 Kantor in der Christuskirche, freut sich auf den Festgottesdienst und die Weihe der restaurierten Jehmlich-Orgel am Reformationstag. Bis dahin muss er sich noch an das neue alte Instrument gewöhnen und fleißig üben. Foto: Pönisch

Daran muss sich Burkhard Rüger erst einmal gewöhnen: Dass das Register für die Hohlflöte jetzt nicht mehr in der zweiten Reihe rechts zu finden ist, sondern in der dritten Reihe links. Obwohl die prachtvolle Orgel der Strehlener Kirche äußerlich noch genauso aussieht wie vor der Restaurierung, sei sie doch „ein völlig neues Instrument mit völlig neuen Registern", schwärmt der 40-jährige Kirchenmusiker.

Im Sommer vor zwei Jahren konnte endlich mit der Überarbeitung des 1905 gebauten Instruments begonnen werden. Immerhin 575.000 Euro mussten dafür aufgebracht werden. Neben den jeweils 185.000 Euro von Denkmalpflege und Landeskirche hat die Kirchgemeinde selbst 205.000 durch eine Benefizkonzertreihe, Pfeifen-Patenschaften und Orgel-Marathon für die Finanzierung gesorgt.

Seltene Orgel

Jetzt, wenige Tage vor der festlichen Weihe am 31. Oktober, ist es fast vollbracht. 40 Prozent aller Pfeifen, darunter alle sichtbaren Prospektpfeifen, sind erneuert, alle im Laufe der Jahre vorgenommenen Veränderungen am Instrument zurück gebaut, Beschädigungen am Orgelgehäuse fachmännisch ausgebessert. „Die Orgel hat jetzt wieder ihren großen orchestralen Klang", sagt Burkhard Rüger. Denn das ist das besondere an ihr: Sie ist ein spätromantisches Instrument und damit inzwischen sehr selten. "Das bedeutet, dass sie im Klang an die großen List-Wagner-Orchester erinnert", erklärt Kirchenmusiker Rüger. "Mit der sogenannten Orgelbewegung nach 1920 erfuhren solche Orgeln eine Abwertung, man wollte wieder barocken Orgelklang hören. Diese Auffassung hielt sich übrigens bis in die 1990er Jahre, weshalb es heute sehr wenige spätromantische Orgeln gibt, da viele Instrumente umgebaut wurden", weiß der Experte.

Im Fall des Strehlener Klangkörpers ging die Sache aber gut aus. Zwar wurden im Ersten Weltkrieg die Zinn-Pfeifen eingeschmolzen und später durch Zink-Pfeifen ersetzt und auch diverse Umbauten gab es, doch im wesentlichen konnte die Orgel durch die Zeit gerettet werden.

Festwoche zur Weihe

Bis zum ersten großen Konzert am Reformationstag (17 Uhr) hat Burkhard Rüger nun noch Zeit, sich an das neue alte Instrument zu gewöhnen. Ein zweites und drittes Weihekonzert wird es in der sich anschließenden Festwoche am 1. und 5. November geben, am 1. November lädt Kantor Rüger zudem um 11 und 16 Uhr zu einer Orgelführung ein.

Mehr zur Festwoche: http://christuskirche-dresden.de/cms/website.php?id=/de/mitteilungen/2015/festwoche_orgelweihe.htm


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