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Birgit Branczeisz

Mord an der Lochmühle

Lohmen. Autoren-Debüt mit einem Heimatkrimi aus der Sächsischen Schweiz.

Als bekannte Orte auftauchen - Lohmen mit dem Liebetaler Grund, das Richard-Wagner-Denkmal und natürlich die Lochmühle, Pirna und Graupa - da wird der Leser schnell in den Heimatkrimi hineingezogen. Sogar Mihlsdorf, das sich erst nicht finden lässt, ist nur die alte Schreibweise für Mühlsdorf. Cosy-Krimi nennt sich das Genre. Ein Krimi mit Lokalkolorit, das legt uns Henning Kreitel vor.

Gut recherchiert, schön eingebettet, mag der Leser denken, schließlich sind alle handelnden Personen und Handlungen frei erfunden. Ein Krimi aus der wundervollen Sächsischen Schweiz also: August Barthel ist Bürgerpolizist. Nach einer Wanderung hört er Hilferufe aus einer nahegelegenen Schlucht. Er vermutet, dass sie von Friedrich Hauer stammen, dem Zimmermann im Ort. Hinweise auf ein Verbrechen findet er dort aber nicht, nur dessen Handy.

Vom Zuhälter Carlo Wolf erfährt Barthel von Hauers Plänen, die ehemalige Lochmühle nahe Pirna in einen Edelpuff umzuwandeln. Auf Hauers Handy entdeckt er schließlich aufreizende Fotos der Wildhüterin Ronja Gräfe. Als er sie zur Rede stellen will, flieht sie. Hauer bleibt derweil verschwunden. Ein Mord wird immer wahrscheinlicher. - Gut, das klingt jetzt doch etwas dick aufgetragen für den verschlafenen Ort.

Ein Puff im Liebetaler Grund? Ein Hotel aus Glas, das sich an die Felsen schmiegt - was natürlich Ärger mit der Wildhüterin gibt, die den Liebetaler Grund gern zum Nationalpark machen würde und dafür ausgerechnet Fledermäuse ins Feld der Argumente führt? Alles irgendwie schon mal gehört! Henning Kreitel lacht nur verschmitzt.

Der Autor wohnt in Berlin und legt mit "Barthels erster Fall" auch sein Debüt vor. Wieso aus der Sächsischen Schweiz, wo er doch aus Thüringen stammt? Tatsächlich gibt es einen Lebenspfad nach Lohmen, den Liebetaler Grund und zur Lochmühle. Die Schwiegermama wohnt bei Lohmen. Dass der Autor nicht bloß Anleihe am Lokalkolorit genommen hat, sondern mitten drin ist im Geschehen, wird auch Ortsfremden mit ein paar Klicks im Netz schnell klar.

Die Einheimischen wissen es sowieso: Da ist genau dieser Investor, ein gebürtiger Lohmener, der tatsächlich ein Hotel aus der Lochmühle machen möchte, mit Glas und Aufzug auf den Felsen. Kein Puff, versteht sich! Doch dass Naturschutz-Debatten da nicht weit sind, ahnt jeder. Es gab sogar ein Gerichtsverfahren gegen den Retter der Lochmühle, weil der ohne Genehmigung angefangen habe zu bauen. Gerade überarbeitet Investor Hermann Häse sein Projekt.

Lohmens Bürgermeisterin Silke Großmann hofft, dass Hotel und Aufzug kommen, gerade letzteres "ist extrem wichtig für uns". Einwände kamen in der Planung meist aus Dresden, die Lohmener sind dafür. So viel Kolorit ist fast beängstigend und macht auch anderes Glauben. Dass sich in verborgenen Höhlen etwa die jungen Frauen mit ihren Kindern versteckten, als die Russen kamen.

Oder dass es doch eine verborgene Leiche eines längst vergangenen Mordes gibt? Wer weiß. Der Autor spart auch sonst nicht mit Details. Wie Barthels Simson mit Zucker ein Kolbenfresser verpasst wird, als er im Dresdner Puff (ja, auch den gibt es) ermittelt. Oder einen Fingerabdruck als 3D-Modell ausdruckt und damit das entdeckte Handy entsperrt. Nein, auch das ist nicht ausgedacht - hat der Chaos-Computer-Club bewiesen.

Mehr wird jetzt aber nicht verraten. Obwohl: Der Autor würde Barthel gern einen zweiten Fall anvertrauen. Wo? "Vielleicht kommt die Basteibrücke vor und die Lohmener Brauerei", sinniert Kreitel...

Lesung mit dem Autor: 12. April, Rittersaal Schloss Lohmen, 19 Uhr


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