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Carola Pönisch

Künstliche Ruine in Pillnitz saniert

Wer bitte braucht eine "Künstliche Ruine"? Noch dazu eine sanierte? Die Antwort findet sich zum Beispiel in Pillnitz. Hier wurde um 1785 ein solches Bauwerk errichtet, als Abschluss der Umgestaltung des Friedrichsgrunds für den sächsischen Kurfürsten und späteren König Friedrich August III. (1763-1827) im Stil der Neogotik. Architekt war wahrscheinlich Johann Daniel Schade.Sie befindet sich auf einer Anhöhe über dem Friedrichsgrund nördlich des Dresdner Stadtteils Pillnitz, rund 500 Meter entfernt vom barocken Schloss und Park. Der Bau der Ruine erfolgte nach den damaligen Theorien zur Gartenkunst, wonach eine künstliche Ruine stets die Wirkung von echterer, ehemals genutzter und vom Menschen verlassener Architektur erzielen sollte. Die Ruine diente dem naturliebenden Kurfürsten und seinem Gefolge als Wanderziel. Dank einer eingebauten Küche konnten Speisen und Getränke zubereiten werden, ein offener Kamin diente zur Beheizung des Saals. Auch unter den Nachfolgern von Friedrich August III. wurde die künstliche Ruine gerne als herrschaftliches Ausflugsziel genutzt. Vergessen, marode, gesperrt Der kleine künstliche Bau geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Der einst vielgerühmte Aussichtspunkt hoch über Schloss und Weinbergkirche hatte während der letzten Jahrzehnte stark gelitten, insbesondere durch baulichen Verfall und den Aufwuchs von schnellwüchsigen Baumarten wie Robinie und Spitz-Ahorn. 2014 beschlossen die beiden Staatsbetriebe Sachsenforst und Schlösserland, das Bauwerk wieder auf Vordermann zu bringen und begannen, eine Nutzungskonzeption zu erarbeiten.Bereits ein Jahr später sollte zumindest der Wildwuchs beseitigt und Blickbeziehungen in die Umgebung geschaffen werden. 2017 musste die Ruine schließlich gesperrt werden, zu marode war das Gemäuer, zu gefährlich das Betreten. Umfangreiche Sanierung  Ende 2019 nun die frohe Botschaft: Die Künstliche Ruine oberhalb des Schlosses ist saniert. Das Mauerwerk wurde verfugt, die Mauerkronen instand gesetzt. Verlorene Sandsteinbauteile der Fenster- und Türgewände sind ersetzt, fehlende Fensterbrüstungen wieder aufgemauert. Der Sandsteinerker an der Süd-West-Ecke, der durch jahrelange Durchfeuchtung wegen der ungeschützten Lage abzustürzen drohte, war zuerst abgebaut worden und konnte nach statischer Sicherung wieder an Ort und Stelle versetzt werden.  Um die Ruine dauerhaft zu sichern, war ein neues Dach über dem Innenraum in historischer Höhe erforderlich. Geborgene, historische Sandsteinplatten aus verschiedenen Liegenschaften des Freistaates (zum Beispiel von der Freilichtbühne im Großen Garten) fanden als Bodenpflaster in der Ruine eine zweite Verwendung. Aussichtspunkt und Fledermausquartier  Die Ruine selbst wird allerdings nicht mehr begehbar sein. Immer wieder wurde sie in der Vergangenheit Opfer von Vandalen, so dass der Innenraum daher aus Sicherheitsgründen  nicht mehr frei zugänglich ist.  Fenster und Türen sind jetzt mit Metallgittern gesichert, deren Gestaltung   sich an der historischen Fensterteilung orientiert. Immerhin: Durch Aussparungen in den Fenstergittern können wenigstens  Fledemäuse die Löcher im Mauerwerk als Quartier nutzen. Für die Besucher wurde jedoch ein neuer Aussichtspunkt geschaffen, erreichbar über eine Spindeltreppe an der Rückseite der Ruine, über einen Laufsteg auf dem Dach. Die Baukosten für die Sicherung der Künstlichen Ruine einschließlich der Herstellung des Aussichtspunktes betragen ca. 450.000 Euro, finanziert wurde  Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.


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