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Birgit Branczeisz/ck

Julia ist das neue Dresdner Schokoladenmädchen

Dresden. Sie wird bald süße 18 Jahre alt und erlernt das Konditoren-Handwerk. Ein Jahr lang präsentiert Julia Fuchs Dresden als einstige Schokoladen-Hauptstadt.

Julia Fuchs präsentiert als Dresdner Schokoladenmädchen gleich eigene Pralinen-Kreationen. Ihrem Lehrmeister Thomas Heller schmeckt es sichtlich.

Julia Fuchs präsentiert als Dresdner Schokoladenmädchen gleich eigene Pralinen-Kreationen. Ihrem Lehrmeister Thomas Heller schmeckt es sichtlich.

Bild: Branczeisz

Die Dohnaerin Julia Fuchs ist das dritte Dresdner Schokoladenmädchen. Die Konditoren haben sich für die junge Frau im zweiten Lehrjahr entschieden. Sie hat das Gespräch mit knackigen Fragen zur süßen Geschichte Dresdens als ehemalige Schokoladenhauptstadt Deutschlands bestens gemeistert. Jetzt präsentiert Julia die Kunst süßer Verführung zum Stadtfest oder der Gesellenfreisprechung der Konditoren. Weitere Termine wünscht sich die Innung natürlich. Denn der Titel ist nicht nur eine wiederaufgegriffene Werbemarke, sondern Julia hat die Geschichte ganz auf ihrer Seite.

 

Denn: Nicht die Schweizer haben‘s erfunden. Nein, die Dresdner haben die Milchschokolade erfunden – und das genau am 22. Mai 1839, so verkündete es der Dresdner Anzeiger, wie Brandmanager Ronny Kürschner entdeckt hat. Die Anzeige beweist: die Milchschokolade haben Dresdner kreiert. Und das mehr als dreißig Jahre vor dem Schweizer Unternehmer Daniel Peter, der bis dahin als Vater der Milchschokolade galt. Vor 183 Jahren brachte das Dresdner Schokoladenunternehmen Jordan & Timaeus Schokolade mit Eselsmilch-Pulver heraus. Warum Eselsmilch? Die ist viel fettreicher als Kuhmilch und sorgt für besonders cremiges Aroma. Eine Kreation, wie sie heute nahezu unbezahlbar wäre, so Konditor-Obermeister Jens Gradel. Trotzdem liebäugelt er mit einer Jubiläumsedition. Bis zum 185. ist ja noch Zeit.

 

Süße Berufung

 

Für Julia Fuchs heißt es jetzt ab ins süße Berufsleben. Dafür wirbt sie ausdrücklich. Konditor sei nicht nur ein kreativer Beruf, sondern man könne auch etwas erreichen. Damit das klappt, probiert sie ihre Kreationen in Papas Hobbybäckerei zuhause aus. Der ist selbst Bäckermeister – da sollte es doch klappen mit dem Genusswerk. Eigene Pralinen hat sie zur Präsentation jedenfalls mitgebracht. Lecker! Zu Hause macht sie auch gern Erdbeerkuchen. Aber wenn sie Schokolade nascht, dann am liebsten Zartbitter mit Nuss, verrät sie.

 

Das neue Dresdner Schokoladenmädchen ist auch ein echter Hingucker. Nicht mit Häubchen und Tablet wie auf dem berühmten Gemälde. Das Schokoladenmädchen der Konditoren trägt ein schokobraunes Satinkleid mit Spitze und 180 aufgestickten Pralinen. Die waren früher tatsächlich aus echter Schokolade, wie Obermeister Jens Gradel lachend verrät – der Auftritt entsprechend ein kurzer, ehe die Pracht dahinschmilzt.

 

Die Hochschule für Wirtschaft hat nun für die perfekte alltagstaugliche Illusion gesorgt, denn die Pralinen kommen aus dem 3-D-Drucker. Das Kleid wurde in der Schule für Umbildung- und Fortbildungswirtschaft geschneidert, für das perfekte Haar hat die Friseur-Innung gesorgt. Denn auch darum geht es, um das Zusammenspiel der Gewerke.

 

Blick in die süße Vergangenheit

 

Tja, und wie war das nun mit den Anfängen des süßen Lebens in Dresden? August der Starke liebte das teure Getränk. Heiße Schokolade avancierte zum Modegetränk höfischer Gesellschaften. Besonders die feinen Damen zelebrierten das Kakao-Ritual, trafen sich in großen, luftigen Schokoladentrinkstuben und reichten den schäumenden Trank in silbernen Kännchen und feinstem Porzellan zur Nachmittagssüßigkeit, während sich die mächtigen Herren den politischen Themen in Gesprächen zuwandten. August der Starke beließ es natürlich nicht bei den Schokoladentrinkstuben. Er ließ die Wackeltasse aus Meissner Porzellan herstellen. Das Motiv des Kammer- und Schokoladenmohren ist seitdem weltweit bekannt.

 

An diese Historie möchten die Konditoren 2023 wieder mit ihrem Schokoladenfest im Zwinger anknüpfen, das 2018 zum ersten Mal stattfand. Natürlich im November dann mit einem Schokoladen-gefüllten Adventskalender – der ebenfalls in Dresden erfunden wurde, und zwar vom Schokoladenhersteller Anton Reiche.

 

Wer auf Wissensgenuss-Reise gehen möchte: www.camondas.de/schokoladenmuseum


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