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Gefühlvolle Liebesgeschichte

Europäische Erstaufführung der amerikanischen Oper „ The Great Gatsby“ an der Semperoper

Es war ein auffallend junges Publikum, das zur Premiere und den nächsten Vorstellungen im Dezember von „The Great Gatsby“ in die Dresdner Semperoper strömte. Die europäische Erstaufführung dieser amerikanischen Oper, die im Jahr 1999 an der Metropolitan Opera New York  mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, versprach einiges. War doch extra der Komponist John Harbison aus Philadelphia angereist, um die Einstudierung im Endstadium zu begleiten. Auch die Semperoper hatte im Vorfeld einiges getan, um dieses kulturelle Ereignis entsprechend vorzubereiten. So wurden  im Programmkino Ost zwei Verfilmungen des großen Romans „The Great Gatsby“ von F. Scott Fitzgeralds aus dem Jahr 1925 aufgeführt, auf dem auch die Oper beruht. Kein Wunder, dass die Inszenierung von Keith Warner für die Bühne mit großer Spannung erwartet wurde. Die anrührende Liebesgeschichte zwischen Gatsby und Daisy, die keine Zukunft hat und tragisch endet, ist Hintergrund für die gesellschaftlichen Umbrüche in den „Goldenen Zwanzigern“. Auf der einen Seite der unermessliche Reichtum des Gatsby, mit dem er exzentrische Partys schmeißt, die wie ein Tanz auf dem Vulkan wirken – auf der anderen Seite das trostlose Tal der Asche, in dem Toms Geliebte Myrthe lebt. Harbison gelingt es, die Emotionen seiner Figuren in den einzelnen Szenen musikalisch überzeugend darzustellen. Dazu dient ihm ein Mix aus Jazz und Swing, der nie grell, sondern immer sehr gefühlvoll ist. Die gesellschaftlichen Kontraste zwischen Arm und Reich werden auch durch das Bühnenbild unterstrichen, das der 2014 verstorbene Johan Engels entwarf und das Matthew Rees in großformatigem Stil umsetzte: Ein überdimensional großes Sofa füllt fast die ganze Bühne aus, hohe Stühle laden nicht gerade zum bequemen Sitzen ein.  Ein Rosenhimmel, in dem sich das Liebespaar trifft, ist wunderschön, auch wenn es fast an Kitsch grenzt. Unter der musikalischen Leitung des in England geborenen Wayne Marshall setzte die Sächsische Staatskapelle den amerikanischen Stil der Musik gekonnt um, wobei sie von einem hervorragenden Sängerensemble unterstützt wurde. In der Titelparty des Gatsby überzeugte der dänische Tenor Peter Lodahl, der sein Debüt an der Semperoper gibt, mit seiner lyrischen Stimme. Dabei stand ihm die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson in der Rolle der Daisy nicht nach. Allerdings war nicht so ganz nachvollziehbar, warum sie sich von ihrem Ehemann Tom, der sie betrog, nicht trennen konnte. Der amerikanische Tenor  Roymond Very gab dieser etwas widersprüchlichen Figur darstellerisch und sängerisch Profil. Besonders viel Beifall bekamen Angel Blue und Lester Lynch als Myrthe und George Wilson.     Zum Schluss feierte das Publikum eine musikalisch gelungene, gefühlvolle und farbenprächtige Inszenierung des „Gatsby“, die sicherlich auch im neuen Jahr viele junge und ältere Musikliebhaber in die Semperoper lockt. (gs)


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