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Carola Pönisch

Fernsehturm: Zeitreise mit Weitblick

Das Konzept für den Fernsehturm steht, ein Betreiber ist gefunden, Geld ist vorhanden. In fünf bis sechs Jahren soll auf dem Dresdner Wahrzeichen eine ganz spezielle Zeitreise möglich sein.

Dicke dunkle Wolken, aus denen es tropfte, verhüllten ausgerechnet an dem Tag den Turm, an dem vor versammelter Presse der neue Betreiber und sein Konzept vorgestellt werden sollten. Ein schlechtes Ohmen? Eher nicht, denn am Ende der einstündigen Veranstaltung hellte sich der Himmel über der Turmspitze auf und für Sekunden blitzte sogar die Sonne durch. Passend dazu beschrieb Ministerpräsident Michael Kretschmer die jahrelangen Beühungen um den Fernsehturm so: »Am Anfang haben alle gesagt, es ist unmöglich. Dann hat jemand angefangen und wir sehen, es geht doch«. Was ist geplant? Aussicht genießen, eine Zeitreise antreten und Action auf einem Edge Walk (angeseilt auf einer Außenplattform ohne Brüstung oben um die Turmkanzel laufen)  –  das sieht das Konzept vor. Die Zeitreise beginnt im Foyer, das an die Eröffnung 1969 erinnert  – inklusive Möbelsystem von den Deutschen Werkstätten Hellerau und einem Museums-Shop, der Ostalgie-Souvenirs sowie lokale und regionale Spezialitäten anbietet. Oben im Turm wird es jede Menge Fernseher geben, auf denen »lokale Helden« von August dem Starken, Mandfred von Ardenne, Gerhard Richter bis Jan Josef Liefers in Porträts oder Interviews vorgestellt werden.
Die eigentliche Zeitreise bieten jedoch einzelne große Screens, die in einige Turmfenster eingebaut werden und digitale Animationen zeigen. Zum Beispiel die Umgebung zu Zeiten der Dinos, Dresden während des Napoleonkrieges, Stadtansichten aus dem 19. Jahrhundert und nach dem 2. Weltkrieg oder »Röntgenblicke« hinter die Mauern berühmter Dresdner Gebäude.
An die Stelle der bekannten Münzfernrohre auf der Außenplattform treten moderne Ferngläser, durch die Dresdens Partnerstädte digital animiert sichtbar werden. Wird es Gastronomie geben? Ja, aber nicht mehr als Turmcafé wie einst, sondern am Fuß des Turmes. Essen mit Weitblick gibt es dennoch, und zwar als Sonderveranstaltungen (Sonnenauf- und Untergangsdinner) an einigen wenigen Tagen im Jahr. Wie kommen Besucher zum Turm? Auch das ist anders als früher.Verkauft werden generell nur Zeitfenstertickets, um die Besucherströme zu regulieren. Immerhin rechnen die Betreiber mit bis zu 250.000 Besucher pro Jahr. Für Pkw-Anreisende wird es am Ullersdorfer Platz einen P&R-Parkplatz geben, von dem aus Shuttlebusse zum Turm fahren. Was kostet das Ganze? Allein die Wiederbelebung des Turmes wird mit 25,6 Millionen beziffert. Der Bund gibt 12,8 Millionen Euro dazu, in die andere Hälfte teilen sich Freitaat und Stadt. Dazu kommen weitere 43 Millionen Euro für das Verkehrskonzept, das die Stadt erarbeitet hat. Wer sind die Betreiber? Die Fernsehturm Dresden GmbH ist ein Konsortium aus den drei Unternehmen Dresden Information, Avantgarde Sales & Marketing und DDV Mediengruppe. Dieses Konsortium wird sich mit drei bis vier Millionen am Projekt beteiligen. Die Eröffnung des Fernsehturms ist Stand heute für 2026/27 geplant. Was sagt der Dresdner Fernsehturm-Verein zum Konzept? Eberhard Mittag, der Chef des Dresdner Fernsehturmvereins: "Wir sind sehr froh, dass es weitergeht. Das Konzept, das jetzt vorgestellt wurde, kommt unseren Vorstellungen bzw. unserem eigenen Konzept sehr nah." Der Fernsehturm-Verein setzt sich seit seiner Gründung im November 2004 für die Wiederbelebung des Turmes ein.


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