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Eggerts Ostwind – Geldbörsen ohne Bares

Der wöchentliche Gastkommentar von Hans Eggert.

Zugegeben: Wer kauft einen Fernseher und legt dafür an der Kasse 50-Euro-Scheine hin? Dass jetzt Bargeld-Zahlungen auf 5.000 Euro begrenzt werden sollen, dürfte also kaum für harsche Proteste sorgen. Zumal die deutschen Politiker noch nicht zu denen gehören, die laut gegen das Bargeld zu Felde ziehen. Nein, anders als bei unseren nördlichen Nachbarn wird hierzulande in aller Stille ins bargeldlose Zeitalter gestartet. Und wenn doch mal darüber zu reden ist, dann mit Argumenten, denen Otto-Normalbürger kaum zu widersprechen wagt: Ohne Bargeld könnten sich Terrorbanden nicht mehr finanzieren, Steuerhinterzieher hätten ausgespielt und Falschgelddrucker ohnehin. Das mag so sein. Doch ist es allein das? Finanzminister und Notenbanken immerhin würden Milliarden sparen, wenn kein Bares mehr zu drucken, zu prägen und zu verwalten wäre. Überdies könnte sich nicht nur der Staat einen perfekten Überblick darüber verschaffen, was wir mit unserem Geld so treiben. Darüber muss wenigsten offen geredet werden. Denn es geht um mehr als das Kinder-Sparschwein (nach dessen Ohne-Groschen-Schicksal wir in diesem Zusammenhang vor einigen Monaten schon mal gefragt haben). Es geht um „geprägte Freiheit". So jedenfalls empfand der Dichter Fjodor Dostojewski im 19. Jahrhundert das Bare. Und dabei hatte er vom gläsernen elektronischen Geld keine Ahnung. Ihr Hans Eggert


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