Seitenlogo
pm/bb

Trümmerfrau schwebt vorm Rathaus ein

Dresden. Viele Mädchen und Frauen mussten stundenlang mit bloßen Händen die Ziegel aus schweren großen Trümmerhaufen herausbuddeln.

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten ist die Trümmerfrau seit Mittwoch, 1. Februar, wieder an ihren Platz vor dem Neuen Rathaus zurückgekehrt. Mit dem Wiederaufbau der Figur rechtzeitig vor dem 13. Februar 2023, an dem sich die Zerstörung Dresdens zum 78. Mal jährt, setzt die Landeshauptstadt Dresden ein deutliches Signal zum würdigen Gedenken der zahlreichen Menschen, die zum Wiederaufbau der Stadt beigetragen haben. Annekatrin Klepsch: "Unser Dresden wäre nicht dieses Dresden, wenn sich nicht Hunderte von Menschen körperlich eingesetzt hätten und ihren Teil zum Wiederaufbau beigetragen hätten. Ihnen schulden wir auch nach Jahrzehnten unseren Dank."

Mitte November wurde die Bronzefigur abgebaut, weil sich Schäden am Sockel, den Fugen und Klinkersteinen zeigten. Für dieser Arbeiten ist die Figur abgebaut und einer notwendigen Konservierung unterzogen worden. Hierfür zeichnet die Restaurierungswerkstatt Ostmann und Hempel GmbH verantwortlich. In der Wilsdruffer Werkstatt wurde die Trümmerfrau nicht nur gereinigt, sondern erstmals auch gewachst. Zweck des Wachsmantels ist es, die Patina der Figur vor störenden Umwelteinflüssen zu schützen. Um die Unversehrtheit der Figur zu gewährleisten, sollte der neue Schutzmantel jährlich überprüft und gegebenenfalls stellenweise erneuert werden.

Für die Sanierung der Plastik sind Kosten von etwa 11.000 Euro eingeplant. Die Trümmerfrau wurde 1952 ursprünglich als Eisenguss von dem Dresdner Bildhauer Walter Reinhold geschaffen. Die Skulptur zeigt eine überlebensgroße Frau mit Ziegelputzhammer und Kopftuch. In Kittelschürze und groben Schuhwerk steht sie auf einem aus Trümmerziegeln gemauerten Sockel an der östlichen Seite des Neuen Rathauses. Auch in anderen Städten wie München, Mannheim oder Berlin wurde den sogenannten Trümmerfrauen ein Denkmal geschaffen.

Bisher gelten diese Figuren überall als Vertreterin für die vielen Frauen, die nach 1945 aus den Schuttbergen erhalten gebliebene Ziegelsteine gezogen haben, um den Wiederaufbau nach dem zerstörerischen Zweiten Weltkrieg zu ermöglichen. Neuere Forschungen ergeben, dass diese Trümmerfrauen vielfach zu Heldinnen der jüngsten Nachkriegsgeschichte glorifiziert wurden, indem das Bild von selbstlosem und unerschütterlichem Handeln mutiger Frauen evoziert wurde. Als Teil einer gezielten Medienkampagne sollte die Trümmerfrau zu einer stärkeren Mitarbeit bei der Trümmerarbeit motivieren.

Diese Mitarbeit war vor allem in der sowjetischen Besatzungszone deshalb notwendig, weil aufgrund der hohen Reparationsleistungen an die sowjetische Besatzungsmacht ein erheblicher Mangel an Großgeräten bestand. Nicht zu vergessen ist, dass tausende Männer im Krieg gefallen sind und andere erst aus der Kriegsgefangenschaft wieder ins Leben finden mussten; weshalb die überlebenden Frauen eine Zeitlang die Mehrheit der Bevölkerung bildeten und allein deswegen insbesondere ihnen die Wiederaufbauarbeit zufiel.

Im Gegensatz zu dem verherrlichenden Bild der künstlichen Trümmerfrau wurden die echten Frauen vielfach verpflichtet, zahlreiche Stunden als eine Art Arbeitsdienst zu leisten. Insbesondere in Ostdeutschland entsprach der gleichberechtigte Arbeitseinsatz von Frauen dem sozialistischen Idealbild und wurde gezielt forciert. Unbestritten bleibt dennoch, dass zahlreiche Mädchen und Frauen stundenlang mit ihren bloßen Händen die Ziegel aus schweren großen Trümmerhaufen herausgebuddelt haben, um die Steine dann mit einem Schaber vom restlichen Mörtel zu befreien und damit wiederverwendbar zu machen.

Insofern darf die Trümmerfrau nach wie vor als Symbol zu verstehen sein, das allen Menschen für ihre ehrenhafte Aufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg Respekt zollen möchte. Die Skulptur der Dresdner Trümmerfrau wurde zunächst als Eisenguss in der Nähe des Georgplatzes errichtet. 1967 wurde sie in Bronze gegossen und steht seit 1968 an ihrem jetzigen Platz in der Nähe vom Pirnaischen Platz. An dieser zentralen Stelle ist sie seit Jahrzehnten prägender Bestandteil des Dresdner Stadtbildes.


Meistgelesen