Carola Pönisch

Dein Sachsenbad-Moment

Im nächsten Jahr wird das Sachsenbad im Stadtteil Pieschen 90 Jahre alt. Die »Sachsenbad-Initiative« plant dazu eine Ausstellung und fordert alle Dresdner auf: »Erzähl uns dein Sachsenbad-Erlebnis!«
Das Sachsenbad fristet seit über 20 Jahren ein trostloses Dasein. Foto: Archiv

Das Sachsenbad fristet seit über 20 Jahren ein trostloses Dasein. Foto: Archiv

Wann immer man einen Dresdner auf das Sachsenbad anspricht, hört man Geschichten. Gefühlt hat hier die Hälfte aller Einwohner schwimmen gelernt und dabei einiges erlebt: Darbietungen der »Goldfische«, Verabredungen im Wannenbad, Wohlfühlzeiten in der Sauna, kollektives Kegeln und und und …  So wissen viele noch immer, dass die Galerie ein beliebter Treffpunkt war, um Sticker zu tauschen und sich über die neueste Mode auszutauschen. Und wenn es mal gar nichts Aktuelles zu besprechen gab, schätzte man anhand des Schornsteinrauches die aktuelle Wassertemperatur ein...

Gebaut für die »kleinen Leute« in Pieschen

Das Bad, errichtet im Stil des Neuen Bauens, wurde als Volksbad Pieschen am 2. November 1929 eröffnet. Es wurde bewusst in Pieschen gebaut. Hier waren die Wohn- und Lebensbedingungen für die vielen Arbeiterinnen und Arbeiter schlecht. In fast keiner Wohnung gab es ein Bad, es fehlte an Einrichtungen für Gesundheit, Hygiene und Sport.
In Anbetracht der wirtschaftlichen Not der 1920er Jahre war es eine enorme Leistung der Stadtverwaltung, dieses Projekt umzusetzen. Auch die in sozialdemokratischen Arbeitervereinen organsierte Pieschener Arbeiterschaft legte selbst Hand beim Bau des Bades und des Sportplatzes an.
65 Jahre lang war das Sachsenbad tatsächlich ein Bad für alle. 1994 kam statt der erhofften Sanierung die Schließung des Hauses. »Zu marode, zu teuer«, heißt es seither.

Initiative lässt nicht locker: Konzept gefordert

Seit 2006 kämpft die Initiative »Endlich Wasser ins Sachsenbad«, eine Bürgerinitiative im Verein Pro Pieschen e.V., um die Sanierung des Baudenkmals. Sie entwickelte das Konzept »Gesundheitszentrum Wasser – das neue Sachsenbad«, das den einstigen Gedanken der Gesundheitsfürsorge wieder aufnimmt. Ehemals für Wannen- und Duschbäder genutzte Flächen könnten an Arztpraxen und Physiotherapie vermietet werden und so zu einem wirtschaftlichen Betrieb des Hallenbades beitragen. Dieses Konzept erwies sich als das bisher überzeugendste, weshalb das Bad samt Konzept  von der Stadt zum Kauf angeboten werden soll. Die Entscheidung darüber soll am 28. Juni im Stadtrat fallen.
Was passiert aber, wenn sich wieder kein Käufer findet? Warum sind die Stadträte nicht so mutig wie ihre Kollegen in den 1920er Jahren und beschließen die Sanierung des Sachsenbades in Regie der Stadt? »Sie würden den Dresdnern nicht nur ein städtisches Gesundheitsbad zurückgeben, sondern ein Stück Stadtgeschichte bewahren«, heißt es aus den Reihen der Sachsenbad-Initiative. Info:
Sie haben auch im Sachsenbad Ihre ersten Schwimmzüge gemacht? Sich hier mit Freunden getroffen, Sticker getauscht, Ihre freie Zeit verbracht? Dann erzählen Sie davon!
Ansprechpartnerin ist Heidi Geiler, zu erreichen unter Tel. 0177-8584201, Mail: www.sachsenbad.propieschen.de
Erinnerungen, Fotos oder Gegenstände bitte bis zum 31. Juli abgeben
Erste Beiträge sollen zum Tag des offenen Denkmals im September veröffentlich werden


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