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Carola Pönisch

Corona bringt Reisebüros in höchste Not

Der Verein Dresdner Reisebüros e.V. (40 Reisebüros und -veranstalter mit über 300 Beschäftigten) appelliert an die Politik: Helft uns jetzt.
Bleiben Strände und Urlaubsdomizile in diesem Jahr leer? Foto: pixabay

Bleiben Strände und Urlaubsdomizile in diesem Jahr leer? Foto: pixabay

Bleiben wir am Boden? Heben wir ab? Dürfen wir wenigstens an die Ostsee fahren? Oder muss Balkonien dieses Jahr reichen als Urlaubsdomizil? Fragen, die derzeit keiner beantworten kann und will. Außenminister Heiko Maaß sagt, einen normalen Sommerurlaub ohne Einschränkungen wird es nicht geben. Andere Politiker vermuten, dass es erst 2021 wieder normal sei, Reisen zu buchen. Was aber macht das mit den vielen Reisebüros vor Ort? Werden sie den weltweiten Shutdown überleben? »In den kommenden Wochen droht der komplette Zusammenbruch vieler Unternehmen und ganzer touristischer Wertschöpfungsketten«, warnt jetzt der Verein Dresdner Reisebüros in einem Offenen Brief an den Bundestag, Sachsens Regierung, den Dresdner OB und an die IHK Dresden. »Die Reisebranche ist weit mehr als Hotels und Gaststätten. Dazu gehören auch Busunternehmen, Reisebüros, Reiseveranstalter, Reiseleiter, Fahrgastleiter, Incommingagenturen und viele mehr.« Tausende  Firmen, Mitarbeiter und Soloselbstständige also, für die derzeit kein Ende des pandemiebedingten Stillstands in Sicht ist. Das wiederum führte bereits dazu, dass die lokalen Reisebüros seit Wochen in einer unabsehbaren und unverschuldeten Zwangslage sind. Mehr noch: »Wir können nicht, im Gegensatz zum Einzelhandel oder der Gastronomie, nach acht Wochen wieder öffnen und Umsätze generieren, solange die Reisewarnungen nicht aufgehoben werden«, heißt es in dem Offenen Brief. »Darüber hinaus sind wir gezwungen, die verunsicherten Verbraucher völlig kostenlos zu unterstützen, damit sie ihre Rückzahlungen für Reisen erhalten, die aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten.« »Große wie TUI erhalten  Hilfe vom Staat, bei uns   kommt nichts an« Wie prekär die Lage der kleinen Reisebüros ist, macht Folgendes deutlich: Einerseits müssen Reisebüros sämtliche Einnahmen der vergangenen Monate vollständig an Verbraucher und Reiseveranstalter zurückzahlen. Andererseits haben sie mit den in 2019 und bis Mitte März dieses Jahres eingenommenen Kundenzahlungen und Provisionen Monat für Monat ihre Mieten, Gehälter, Steuern und Abgaben bezahlt. »Für die rückzahlungsfreien Zuschüssen des Bundes (9.000 Euro) für die ersten drei Monate sind wir sehr dankbar, doch die reichen in der Touristik bei weitem nicht aus, um die Krise zu überstehen, da wir auf viele weitere Monate hinaus keine Umsätze generieren können.« Der Verein Dresdner Reisebüros fordert daher u.a. von der Politik ein »bedingungsloses Unternehmereinkommen in Höhe von 1.000 Euro für 12 Monate, wenn coronabedingt substantielle Umsatzeinbrüche von mindestens 50 Prozent nachweisbar sind«.  »Große Veranstalter wie TUI haben bereits 1,8 Milliarden Staatshilfen erhalten, geben diesen Staatskredit in Form von Treueboni an die Kunden weiter. Wir Reisebüros werden nicht beteiligt.«  Der Dresdner Verein ruft die Politik deshalb auf: Setzen Sie sich mehr mit der dramatischen Situation der Reisewirtschaft auseinander. Sie haben Banken gerettet, die an ihrer Krise selbst schuld waren und zu hoch gepokert haben! Sie retten die Autoindustrie und viele andere große Firmen. Jetzt brauchen wir Ihre Hilfe.«  Gemeint sind damit nicht »nur« die rund 40 Reisebüros und -veranstalter, die sich im Verein Dresdner Reiesebüros zusammengeschlossen haben. Es geht um bundesweit 14.000 Reisebüros mit 2,9 Millionen Mitarbeitern. Heute (29. April) demonstrieren vor dem Landtag in Dresden und vielen anderen Städten Busunternehmen mit Konvois, um auf die Lage ihrer Unternehmen und der Reisebranche insgesamt aufmerksam zu machen.


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