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Blutspende: Wirklich so dringend?

Gregor Albrecht spendete bis 2005 regelmäßig Blut. Dann lebte er ein Jahr in Ghana. Obwohl er nie mit einer Tropenkrankheit infiziert war, darf er bis heute nicht spenden.
»Spende Blut, rette Leben« heißt ein Werbespruch des DRK-Blutspendedienstes. Dass die Hürden aber manchmal ziemlich hoch sein können, zeigt dieser aktuelle Fall. Foto: cpö

»Spende Blut, rette Leben« heißt ein Werbespruch des DRK-Blutspendedienstes. Dass die Hürden aber manchmal ziemlich hoch sein können, zeigt dieser aktuelle Fall. Foto: cpö

Einst war Gregor Albrecht beim DRK-Blutspendedienst ein gefragter Klient. Blutgruppe 0 negativ hat schließlich nicht jeder, sie ist im Gegenteil sogar sehr selten. In Deutschland sind nur sechs Prozent aller Menschen Träger dieser Universalgruppe. Bis 2005 war der junge Mann deshalb auch ein gern gesehener Gast bei den Blutspendeterminen. Über 30 Mal ließ er sich bis dahin »anzapfen«. 2006 ging Gregor Albrecht dann für ein Jahr nach Ghana, um in der Entwicklungshilfe zu arbeiten. »Da das Land ein Malaria-Hochrisikogebiet ist, wurde ich von der Blutspende gesperrt und erhielt einen roten Ausweis, da ich nun zu einer Risikogruppe gehörte.« Dafür hatte er vollstes Verständnis. Zwar hatte er sich nicht mit der Krankheit angesteckt, doch »die Fachleute gehen davon aus, dass trotz langer Prophylaxe ein stiller Parasitenbefall gut möglich ist«, sagt er. In den darauffolgenden Jahren fragte Gregor Albrecht regelmäßig alle zwei Jahre an, ob das Deutsche Rote Kreuz sein Blut testen würde, da er ja wieder Blut spenden wolle. Regelmäßig lehnte das DRK seinen Testwunsch ab. 2017 dann bemühte sich der Mittdreißiger selbst um einen Labortest – und zwar im Labor des Zentrums für Reisemedizin/Gelbfieberimpfstelle im städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt. »Ich hätte sogar die Kosten selbst getragen, aber die AOK zahlte den Test«, sagt er. Das Ergebnis: Befund negativ, Gregor Albrecht kann spenden.

»Von uns nicht autorisiert«

Das heißt: Theoretisch könnte Gregor Albrecht spenden. Praktisch nicht. Denn das DRK lehnt den Befund bis jetzt ab. Die Begründung: Labor und Testweise seien nicht vom DRK autorisiert. Wohlgemerkt: Es geht um das Labor eines städtischen Krankenhauses, dessen Test infrage gestellt wird. Erst auf WochenKurier-Nachfrage teilt Dr. Martina Wohsmann, Abteilungsleiterin Aphrese und Fachärztin für Transfusionsmedizin mit: »Das DRK führt diesen Test leider nicht selbst durch. Wir würden aber ausnahmsweise den Test eines zertifizierten Labors (wie es das KH DD Friedrichstadt sicher ist) anerkennen, wenn er bei der Blutspende vorgelegt wird. Es handelt sich hierbei um eine Einzelfallentscheidung.« Man würde den Spender »unter den genannten Voraussetzungen wieder als Blutspender gewinnen«, teilt sie mit. Der gebürtige Meißner ist jetzt gespannt darauf, ob sein Bluttest beim erneuten Vorlegen anerkannt und sein Blut mit der gefragten Blutgruppe wieder abgenommen wird. Carola Pönisch


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