Branczeisz

Beruf auf dem Dachboden entdeckt

Dresden. Paul Gentzsch lernt nach dem Abi Zimmermann – und wird bester Geselle in diesem Jahr.

Paul Gentzsch will im Januar mit der Meisterausbildung beginnen.

Paul Gentzsch will im Januar mit der Meisterausbildung beginnen.

Bild: BB

Es gibt Menschen, die finden kleine Kostbarkeiten auf einem alten Dachboden, andere finden eher Kitsch und Krempel. Paul Gentzsch (23) aus Dresden-Weißig hat auf einem uralten Dachboden seinen Beruf entdeckt. Das war vor einigen Jahren, seine Eltern hatten in Berggießhübel in der Sächsischen Schweiz ein Haus gekauft – und der junge Abiturient hatte seine Freude daran, den Handwerkern zur Hand zu gehen. Am schönsten fand er es bei den Zimmerleuten.

Er ist dabei geblieben, hat nach dem Abitur nicht studiert, sondern eine Lehre in der Zimmerei von Frank Matthies begonnen, der seinen Betrieb in Dresden-Rossendorf hat. Eine »ziemlich coole Truppe« findet Paul und hat sich entschieden, als Geselle in seiner Lehrfirma zu bleiben. Dabei hat er unter den Zimmerern als Jahrgangsbester in Dresden abgeschnitten und könnte sich sicher die Jobs aussuchen. Ob sein Chef jetzt stolz ist, frage ich ihn? Paul Gentzsch grinst. Den Chef interessiert mehr was auf der Baustelle passiert, was wir abliefern, sagt er verschmitzt. Aber wahrscheinlich ist er stolz.

 

Im Januar zurück auf die Schulbank

Nur: Manchem liegt eben Theorie nicht ganz so, das ist nicht entscheidend, ob man nun Jahrgangsbester wird oder nicht, sagt der junge Mann. Man sollte gern machen was man tut. Auch er brauche diesen Bezug zum Praktischen, zum Schönen, Fertigen. Bloß lernen sei auch nicht sein Ding. Trotzdem wird er das bald wieder müssen, besser wollen müssen. Denn schon im Januar nächsten Jahres beginnt sein Meisterkurs. Dass es so schnell zurück auf die Schulbank geht liegt daran, dass er eine Förderung über ein Weiterbildungsstipendium beantragt hat. Das gibt es nun mal bloß bis zum 25. Lebensjahr. Da er bald 24 wird, muss er sich also wieder ranhalten, denn ein Jahr braucht er schon, um die Meister-Ausbildung mit allen Kursen durchzuziehen.

 

Zeit lassen mit einer eigenen Firma

Danach will er noch viel praktische Erfahrung sammeln. Ob er sich dann irgendwann mit einer eigenen Firma selbstständig macht? Trotz all der Unwägbarkeiten, die viele Berufskollegen derzeit nicht mehr schlafen lässt, frage ich? Da ist sich Paul Gentzsch nicht sicher. Noch weiter studieren? Mal sehen. In Zeiten, in denen eine Hiobsbotschaft die nächste jagt, macht man besser kleine Schritte. Apropos Vorsicht. In seiner Freizeit klettert der junge Mann leidenschaftlich.

Klar, Höhenangst kennt er von Berufs wegen nicht und wer die Sächsische Schweiz liebt, muss irgendwie auf die Berge, ob nun als Wanderer oder Kletterer. Paul Gentzsch ist einer von 56 jungen Leuten, die am Freitag dieses Jahr ihre Gesellenfreisprechung in Dresden erhalten haben. Andere wie die Friseure und Kosmetiker sprechen ihre Gesellen selbst frei. Sie lieben was sie tun, sind voller Energie und Lebenslust. Konditoren, Karosseriebauer, Fliesenleger, Maßschneider und Raumgestalter, Tischler und eben Zimmerer. Bleibt nur, Ihnen allen einen guten Start ins Berufsleben zu wünschen!

Kontakt:  www.handwerk-dresden.de


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