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Asyl in Coswig: Strategie "dezentral"

Coswig hat das Thema „Asyl“ erstaunlich gut im Griff, nicht zuletzt weil sich hier über 100 Ehrenamtliche um die Belange der Flüchtlinge kümmern und die Strategie der dezentralen Unterbringung bislang aufging. Ob das in Zukunft noch funktioniert?

Etwa 90 Gäste waren der Einwohnerversammlung in die Börse Coswig gefolgt. Oberbürgermeister Frank Neupold nutzte die Gelegenheit, über ein Thema ausführlich zu berichten, dass derzeit viele Menschen umtreibt – der Zustrom aus dem Ausland. 500 Ende 2016? In der Stadt sind derzeit 179 Flüchtlinge, darunter 46 Kinder, in Wohnungen der WBV untergebracht. „Wir wissen allerdings nicht, wie viele noch kommen“, sagte das Stadtoberhaupt. Als kreisangehörige Kommune ist Coswig zur Mithilfe bei der Unterbringung verpflichtet und muss dementsprechend auch Quartiere vorhalten. Im Rathaus rechnet man vorsichtig mit 500 Asylbewerbern, die Ende 2016 in Coswig leben werden. Die dezentrale Unterbringung wird dann aller Voraussicht nach an ihre Grenzen stoßen. Turnhallen bitte nicht! Derzeit befinden sich im Bestand der WBV etwa 200 leere Wohnungen, 60 davon in den selten nachgefragten obersten Etagen. „Das heißt nicht, dass wir auch tatsächlich über diesen Bestand verfügen können“, sagte Neupold mit Blick auf das Vorhalten von sozialem Wohnraum, beispielsweise für Hartz-IV-Empfänger. Es sei nicht die Absicht der Stadt, jetzt die Grundregeln der Wohnungspolitik über Bord zu werfen. Die Unterbringung von Asylbewerbern in Turnhallen halte er für ungeeignet. „Zum einen brauchen wir sie für den Sport, zum anderen sind Turnhallen ohnehin nur eine Interimslösung“, so Neupold weiter. Mit einer Ausnahme befinden sich alle Sportliegenschaften in städtischen Händen. Prasseweg Nach dem Kreistagsbeschluss rückt nun die erste größere Coswiger Flüchtlingsunterkunft in den Fokus. Neupolds Worten zufolge, sollen voraussichtlich bis zu 250 Asylbewerber ab dem dritten Quartal 2016 auf dem Prasseweg einziehen. Bis dahin wird das ehemalige Bürogebäude renoviert.    Viel Ehrenamt In der Initiative „Coswig - Ort der Vielfalt“ sind inzwischen 110 Ehrenamtliche aktiv. Sie übernehmen u.a. Patenschaften, informieren über unsere Bräuche, helfen bei der Ausbildungsplatzsuche und bieten Deutschkurse an. „Allein 80 Asylbewerber kommen zu den freiwilligen Deutschkursen“, sagte Sven Böttger von der Initiative. Anderes Frauenbild Bei allem Engagement kam einer Dame im Saal ein Thema zu kurz – das gänzlich andere Frauenbild der Asylbewerber.  „Frauen haben hierzulande lange für ihre Gleichberechtigung kämpfen müssen. Viele haben nun Angst vor Übergriffen“, sagte sie. Stadtrat Bernhard Kroemer sagte, dass dieses Thema ganz oben auf der Agenda stünde. Umgangsformen, Gesellschaftskurse usw. machen jedoch erst Sinn, wenn die Flüchtlinge uns verstehen.                  Foto: Archiv


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