

Seine Ersterwähnung fand Löbtau im Jahr 1068, mithin 138 Jahre vor Dresden. Der Salierkönig Heinrich IV. vergab Liubituwa, was so viel wie »liebliche Aue« bedeutete, an das Hochstift Meißen. Tatsächlich hatte sich daran über viele Jahrhunderte wenig geändert. Noch im Jahr 1834 zählte das Dorf ganze 163 Einwohner. Wohl aus dieser Zeit stammte die etwas abschätzige Bezeichnung für den Ort. Gut, dichtebei zu Kuh-Löbte lag Frosch-Kotte, unweit das Topflappenviertel in der Friedrichstadt, von Fxxx-Pieschen ganz zu schweigen…
Im Verlauf des 19. Jahrhundert strahlte das stürmische Wachstum der Residenzstadt Dresden auch auf die umgebenden Landgemeinden aus. 1900 sollte Löbtau 39.000 Einwohner zählen. Binnen eines Menschenlebens war die Bevölkerungszahl auf das 240fache(!) gewachsen. Das Dorf galt nun als größte sächsische Landgemeinde, nach Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau stand es unter den Kommunen im Königreich an sechster Position!
Längst hatten die Kühe in Löbtau das Nachsehen. Doch im Unterschied zu Strehlen oder Striesen wohnten hier vorrangig arme Leute. Die heutige Lebensqualität ist dem städtebaulichen Anspruch Dresdens zu danken. Die Stadt strebte – vor allen anderen deutschen Städten – bereits 1863 in einem Generalbebauungsplan eine durchgrünte Stadt in offener Bebauung an. Die Würfelhäuser in Löbtau, manchmal auch als »Kaffeemühle« bezeichnet, sind in dem Sinne keine Villen, sondern qualitätsvolle Mietshäuser für arme Leute. Im Vergleich zu Berliner Arbeitervierteln dieser Zeit mit vier oder fünf Hinterhöfen handelte es sich zweifellos um eine zukunftsweisende Bebauung!
1896 begann Löbtau mit dem Bau eines repräsentativen Rathauses an der heutigen Tharandter Straße. Der Anspruch war kein geringer – dem beauftragten Dresdner Büro Schilling & Graebner sind die Dresdner Christuskirche und der Kaiserpalast am Pirnaischen Platz zuzuschreiben. Der Bau aber stand unter keinem guten Stern: Vier Wochen vor der geplanten Einweihung brachte das verheerende Weißeritzhochwasser das Gebäude am 30. Juli 1897 weitgehend zum Einsturz. Immerhin konnte die Einweihung des Rathauses im Oktober 1898 doch noch erfolgen.
Fünf Jahre später streckte die Großstadt Dresden ihre Hände gierig nach dem Umland aus. Im Jahr 1903 gemeindete sie Cotta, Naußlitz, Wölfnitz, Plauen, Trauchau, Mickten, Übigau und Kaditz ein. An erster Stelle stand jedoch Löbtau, mit beinahe 40.000 Bewohnern die größte Eingemeindung in der Geschichte Dresdens.
Im Februar 1945 wurden das Löbtauer Rathaus und der gegenüberliegende »Dreikaiserhof« zerstört. Im Hotel, besser gesagt einem Ruinenrest davon, entstand nach dem Krieg ein Imbiss. Die Arbeiter zischten dort nach Feierabend gerne eine Molle, was der Lokalität die Bezeichnung »Huschhalle« einbrachte. Nach dem Abbruch 1970 zog das Etablissement gegenüber in eine alte Haltestellenhalle.
Ungeachtet der Kriegsschäden nahm die Kesselsdorfer Straße nach 1945 eine überraschende Entwicklung. Angesichts der völligen Zerstörung der Innenstadt wuchs die Bedeutung von Subzentren wie dem Schillerplatz, der Oschatzer oder Warthaer Straße – und vorneweg »Kellei« – in ungeahnte Höhen. Bis in die entfernte DDR-Hauptstadt reichte der Ruf des Konsum-Kaufhauses und der vielen kleinen Läden! Das ist Vergangenheit, dafür begeistern heutzutage die sanierten Wohnhäuser der Gründerzeit vor allem junge »Neu-Löbtauer«.