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André Schramm

Ärger an der Stromtanke

In Dresden wird kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um für die umweltverträgliche Fortbewegung mobil zu machen. Dort, wo das Ordnungsamt auf die E-Mobilität trifft, ist allerdings ganz schnell Feierabend mit grünen Vorsätzen.

Nach drei Knöllchen hat die Erziehungsmaßnahme der Ordnungshüter bei Lutz Pech immer noch nicht gefruchtet. Der Pirnaer hat sich vor geraumer Zeit einen schicken, nicht ganz preiswerten Hybrid-Golf zugelegt und tankt seither – arbeitsbedingt – an der DREWAG-Ladesäule auf der Heinrichstraße nahe Palaisplatz. Das Problem: Herr Pech weigert sich bis heute für den Ladevorgang noch zusätzlich ein Parkticket zu ziehen. Bei so viel Unbelehrbarkeit wird in der Landeshauptstadt nicht lange gefackelt. Macht 3x10 Euro trotz Ladekabel in der Buchse.  Durch einen abgelehnten Widerspruch ist inzwischen sogar noch mehr aufgelaufen. „Die Sache geht jetzt zum Anwalt“, schimpft Pech. "Riecht nach Abzocke" An dem „Ladeparkplatz“ Heinrichstraße fehlt der Zusatz „mit Parkticket“. Allerdings steht um die Ecke weiter vorn ein graues P-Zone Schild (Parkraumbewirtschaftungszone) und das gilt natürlich auch für die Lade-Parkbuchte.  „Das riecht für mich schon sehr nach Abzocke“, meint Pech mit Blick auf den Pirnaischen Platz. Dort wird auf beiden Stromparkplätzen explizit darauf hingewiesen, dass ein Parkticket für den Ladevorgang zu lösen ist. Wie gut die Kontrollmaschinerie funktioniert, konnten wir bei unserem Vororttermin sehen. Nach nicht einmal fünf Minuten stand das Ordnungsamt auf der Matte. Diesmal blieb es glücklicherweise bei einer Ermahnung. Theorie und Praxis Es gibt aber noch einen anderen Grund, der Pech maßlos aufregt.  „Die Stadt rennt mit dem grünen Daumen durch die Gegend. Für Prestige-Projekte stellt man sich gern vor die Presse.  Dabei funktionieren nicht einmal die einfachsten Dinge“, sagt er. Erst neulich war wieder in einer Mitteilung der Stadt zu lesen, dass „der Anteil nachhaltiger Elektromobilität im Stadtverkehr deutlich erhöht werden soll“.  So dürfte das kaum funktionieren. Strom + Parkgebühr = unwirtschaftlich Durch die saftige Parkgebühr, die die Stadt Dresden verlangt, sei das Stromtanken jedenfalls mehr als doppelt so teuer und damit unattraktiv, sagt Pech. Der komplette Ladevorgang dauert zwei Stunden und kostet zwei Euro (Strom). Wer sich, zumindest aus Sicht der Stadt, ordnungsgemäß verhalten will, braucht für die Ladezeit noch eben jenes Parkticket für drei Euro. „Das macht in Summe also fünf Euro für einen einzigen Ladevorgang, der dann für eine Strecke von rund 40 Kilometern reicht“, erklärt der Versicherungsmann. Stadt prüft Immerhin: Die Straßenverkehrsbehörde will diesen Fall nun zum Anlass nehmen, die Kennzeichnung des Ladestationsstellplatzes auf der Heinrichstraße kurzfristig zu überprüfen.  „Die Regelungsentscheidung »mit Parkschein« wurde im Rahmen der StVO für den Pirnaischen Platz und andere Stellen in Dresden so entschieden. Sie gilt deshalb auch für die  Heinrichstraße. Diese Entscheidung wird aufgrund des veränderten Mobilitätsverhaltens ebenfalls überprüft“, teilte das Presseamt auf Nachfrage mit. Man sei dabei, so hieß es weiter, Mobilitätspunkte einzurichten, die einen möglichst einfachen Wechsel von der einen auf eine andere Mobilitätsform erlauben sollen. Sie werden auch Ladestationen anbieten. Dann aber hoffentlich ohne Knöllchen.    So machen es andere Städte

Am Bahnhof Radebeul Ost gibt es eine Stromtankstelle der Elbtal-Werke. Parken während des Ladevorgangs ist hier frei. Radebeul hat generell keine Parkscheinautomaten. Eine akzeptable Lösung hat auch die Stadt Meißen (verfügt über Parkscheinautomaten) auf dem Parkplatz »Am Sägewerk« gefunden. An der Pirnaer Stromtanke  am VW-Autohaus Pirna verzichtet man ebenfalls auf Parkgebühren, ebenso an der Ladesäule beim Landhotel Heide-krug in Dohma-Cotta.


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