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Birgit Branczeisz

Ein Kräuter wird zum Festival

Altenberg. Ein Partymacher rettet den Gebirgskräuter und feiert die Stadt Altenberg.

Thomas Röpke mit seinem

Thomas Röpke mit seinem "Altenberger".

Der gebürtige Altenberger Thomas Röpke hält Wort. Vom 25. bis zum 27. August zieht der Dresdner Partymacher sein erstes »Altenberger Festival« für die Region auf. Es wird kein Festival wie andere, denn Röpke hat zum 7. Juli 2022 die Kräuterlikörfabrik »Altenberger« übernommen und trägt damit ein Stück Heimat einer ganzen Region im Markennamen.

Großes Feedback »Wir organisieren nicht bloß ein Festival und machen nicht nur eine Spirituose, wir identifizieren uns mit einer Region«, sagt Röpke. Katharina Hesse, die Frau fürs Marketing, kann das nur bestätigen. Mails, zig Anrufe, die Menschen sind froh, dass der »Altenberger« weiter besteht. Mit dem Festival bekommt ganz Altenberg Schwung. Viele machen mit – Erzgebirgsarena, Skihang und natürlich die Kräuterlikörfabrik – eine komplette Region präsentiert sich. Einen Food-Park will Röpke aufbauen, weil sich Altenberg nach Corona gastronomisch noch nicht richtig aufgerappelt hat.

Thomas Röpke trägt den Gebirgsbitter schon übers Erzgebirge hinaus nach Dresden, Berlin und Leipzig. Klar, ist eine solche Marke regional verankert und auch gebunden, aber wie sagt Röpke schmunzelnd: »Wir wollen ja nicht weltweit expandieren«.

 

Das Original im Blick

 

Der Event-Manager und Gastronom hat sich selbst irgendwann darauf besonnen, »dorthin zurückzugehen, wo ich herkomme.« Ein Glück für die kleine Manufaktur, die nach dem Tod von Jürgen Baeseler 2003 von dessen Frau Christine und Petra Kall-Moses liebevoll weitergeführt wurde. Die beiden Frauen gestalteten den Laden komplett um, zu einer Genusswelt mit allen Produkten und Souvenirs.

Röpke nennt diesen Laden anerkennend »Karstadt des Ostens« und in sich sehr schlüssig. Doch Zeiten ändern sich. Heute darf keiner die Kräuter einfach am Geising-Berg sammeln, alles braucht Zertifikate. Die zig Flaschenformen, Gebindearten und Sorten sind vertrieblich nicht vorzuhalten. »Wir haben uns also gefragt: Was ist Altenberger?«, erzählt Röpke. Der Gebirgsbitter, dessen Rezeptur seit 1842 unverändert ist und der noch immer so traditionell hergestellt wird. Kräuter, Wurzeln oder Beeren werden heute noch in Kupfer- und Ton-Perkolatoren mit Alkohol angesetzt. Nach gut gehütetem Rezept ruhen die Mixturen mehr als neun Monate, ehe sich das edle Gebräu echter »Altenberger« nennen darf.

Darauf hat sich Röpke fokussiert – das Original. Bestanden haben vier Sorten – und die Tradition. »Wir müssen uns keine Story ausdenken, wir brauchen auch keinen coolen neuen Brand, wie das viele heute versuchen«, so Katharina Hesse. Wer kann schon 181 Jahre Firmengeschichte vorweisen? Die Marke hat zwei Weltkriege überlebt und die DDR, dank vieler toller Menschen, wie die »Köllner Liesl« in den 1920er Jahren. Chronisten berichten, sie experimentierte viel und schrieb alle ihre Rezepte selbst nieder, sie rauchte leidenschaftlich Zigarre und fuhr als erste Frau im Ort ein Automobil – und sie hat die Manufaktur über die Produktionssperren im zweiten Weltkrieg gerettet. Für die neuen Inhaber steht fest: »Wir werden auch noch ins Stadtarchiv gehen, in persönlichen Fotoalben blättern – einfach versuchen, Geschichten aufzuarbeiten und »Altenberger« in die nächste Generation mitnehmen«.

www.altenberger-original.de


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