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Kein Karls für Bannewitz

So wie hier beim »Karls Erlebnisdorf« in Koserow auf Usedom hätte es auch in Bannewitz aussehen können. Foto: R. Rink

So wie hier beim »Karls Erlebnisdorf« in Koserow auf Usedom hätte es auch in Bannewitz aussehen können. Foto: R. Rink

Sachsens erstes »Karls Erlebnisdorf« kommt nach Döbeln. Ein privater Grundstückseigentümer verhinderte die Ansiedlung in Bannewitz. Die Ernüchterung saß tief beim Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos), der sich seit Jahren für die Ansiedlung von Karls Erlebnishof in seiner Gemeinde stark gemacht hat. Im Januar reiste Fröse dafür auch nach Elstal bei Berlin, um von Robert Dahl, Leiter von Karls Tourismus GmbH, alles zum Erlebnisdorf erklärt zu bekommen. Die Ansiedlung von Sachsens erstem Karls vor den Toren Dresdens wäre eine große Chance für die gesamte Region gewesen. Ab 2021 sollte in Bannewitz an der A 17 der Erlebnispark für 13 Millionen Euro entstehen. Rund 85 Mitarbeiter hätten hier Arbeit finden können. Doch Robert Dahl änderte seinen Plan. Nun geht es nach Döbeln, das bestimmt auch wegen seiner zentralen Lage zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz als Plan B für die Ansiedlung im Freistaat auserkoren wurde. Genauere Gespräche mit Döbeln habe es allerdings erst seit etwa einem halben Jahr gegeben. Wenn alles klappt, wird der Park an der Kreuzung von A 14 und B 169 im Sommer 2022 Eröffnung feiern.

Karls Idee

Schon Robert Dahls Großvater »Karl« Dahl hatte ab 1921 einen eigenen Hof in der Nähe von Rostock und verkaufte seine Waren auf dem Wochenmarkt. Dessen Sohn Karl-Heinz spezialisierte sich später auf Erdbeeranbau in der Nähe von Lübeck und sein Sohn Robert eröffnete 1993 in Rövershagen bei Rostock den ersten Erdbeerhof mit Hofladen und Speiseangeboten als Markt und Erlebnis in Einem. Seither entstanden vier weitere Erlebnisdörfer, vornehmlich im Ostsee-Raum. Der Eintritt in Karls Erlebnisdörfer ist grundsätzlich frei. Im Hofladen gibt es Produkte, zumeist im Zusammenhang mit Erdbeeren und aus eigener Produktion, zu kaufen. Daneben eine Schaumanufaktur, Restaurants und Fahrgeschäfte. Karls ist der größte Erdbeerproduzent Deutschlands.

Grundstückseigentümer

Bannewitz war zwar der klare Favorit für die Ansiedlung von Karls. Alles hing aber auch davon ab, ob die beiden Grundstückseigentümer verkaufen würden, denn das Gelände befindet sich in privater Hand. Es gehört dem Unternehmen Globus und der Dresdner Vorgebirgs-Agrar AG. Doch einer der beiden Eigentümer stellte sich quer und wollte nicht verkaufen. Globus wollte die Fläche in Bannewitz so lange nicht freigeben, bis es grünes Licht für den Bau des Supermarktes in Dresden bekommen würde. Für Bannewitz ist dies eine bittere Entscheidung, denn Karls wäre nicht nur ein weiterer Tourismusmagnet für die Region geworden, er hätte Arbeitsplätze geschaffen und Steuereinnahmen für die Gemeinde generiert. Auch für Gäste aus Tschechien und Polen wäre Bannewitz die bessere Adresse gewesen. Neben dem örtlichen Stadtrat hatte auch der Stadtrat von Dresden seine Zustimmung signalisiert.

Nicht unumstritten

Allerdings gab es auch Bürger, besonders in den zum geplanten Erlebnisdorf benachbarten Wohnhäusern, die sich ablehnend zum Projekt positioniert hatten. Sie befürchteten Lärm in ihrem Wohngebiet und Verkehrschaos für die angrenzenden Straßen. Oft wird auch kritisiert, dass Karls ausschließlich Erdbeeren seiner eigenen Felder in Rövershagen bei Rostock in den Erdbeerdörfern verkauft. Nicht gerade regional. Zudem gibt es nur wenige Kilometer von Bannewitz entfernt schon ein Erlebnisland: Oskarshausen in Freital-Burgk. Vielleicht hätte Karls für dieses auch eine ungünstige Konkurrenzsituation dargestellt. (Roberto Rink)


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