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André Schramm

Schwimmhalle Radebeul: Hoffentlich hält alles

Radebeuls Schwimmhalle ist in die Jahre gekommen. Nach über 35 Jahren Dauernutzung sind die technischen Anlagen einfach am Ende. Für die geplante Sanierung stehen zwei Vorschläge im Raum. Eine öffentliche Umfrage gibt es auch.
V.l.: Kai Hölzig (Baukonzept Planungsgesellschaft) und SBF-Geschäftsführer Titus Reime vor der Stelle, an der der Anbau für die neue 25-Meter-Bahn entstehen könnte. Foto: Schramm

V.l.: Kai Hölzig (Baukonzept Planungsgesellschaft) und SBF-Geschäftsführer Titus Reime vor der Stelle, an der der Anbau für die neue 25-Meter-Bahn entstehen könnte. Foto: Schramm

Hält alles? Eine Frage, die dem Personal an der Richard-Wagner-Straße 5 regelmäßig die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Dieses unsichere Gefühl kommt nicht von ungefähr. Erst fiel die Notstrombeleuchtung aus, dann versagte ein Heizkessel seinen Dienst. Dazu kommen regelmäßig Rohrbrüche – von den aufwendigen Instandhaltungsarbeiten am Schwimmbecken ganz zu schweigen. Wenn SBF-Geschäftsführer Titus Reime an die Belüftung denkt, dann wird´s auch nicht besser. Die Anlage stammt aus DDR-Zeiten. "Fällt sie aus, stehen alle im Nebel. Wir müssten dann zu machen", sagt er. Kurzum: Die Lebensdauer vieler Anlagen in Radebeuls Schwimmhalle ist überschritten, das Risiko unplanmäßiger Ausgaben dementsprechend hoch. Es muss saniert werden. Die Frage ist wie? Varianten: Aus vier mach zwei
Seit 2016 wird sich intensiv mit dem Thema "Sanierung" beschäftigt. Dazu hat sich die Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul die Bauconzept Planungsgesellschaft mbH aus Dresden ins Boot geholt. Das Unternehmen hat Erfahrung mit der Sanierung maroder DDR-Schwimmhallen und die Anlage einer Prüfung unterzogen. Fazit: Die bauliche Hülle ist in Schuss, das Innenleben ist es nicht. Aus dieser Untersuchung resultierten am Ende vier Varianten. Neubau auf der grünen Wiese: Diese Option wurde mit Blick auf die Kosten recht schnell wieder verworfen. "Es gibt dafür keinerlei Förderprogramm. Die Baukosten würden sich auf geschätzte 17,2 Millionen Euro belaufen", sagte Kai Hölzig von der Bauconzept Planungsgesellschaft.  Eine Bestandssanierung würde hingegen "nur" 10,7 Millionen Euro kosten. Mit geschätzten 6,15 Millionen wäre der Eigenanteil für die Stadt immer noch relativ hoch. Großer Nachteil: Die Schwimmhalle müsste zwei Jahre schließen. "Dresden hat einfach nicht die Kapazitäten, um unser Vereins- und Schulschwimmen mit aufzunehmen", erklärte Titus Reime. Sein Ziel ist es, dass die Schwimmhalle und das benachbarte Krokofit endlich eine Einheit werden. Bei beiden Varianten müsste allerdings u.a. zusätzliche Personal für die Schwimmbad-Kasse vorgehalten werden. "Laufende Betriebs- und Personalkosten haben vielen Bädern in den letzten Jahren das Genick gebrochen", so Reime. Eine Schwimmhalle sei nun mal ein Zuschussgeschäft. In Radebeul würden nicht einmal die Hälfte der jährlichen Kosten durch die Eintrittsgelder gedeckt, so Reime mit Blick auf die Folgekosten. Die Bestandssanierung ist damit aus dem Rennen. Bleibt noch die Sanierung mit Anbau: Der Anbau eines neuen 25-Meter-Edelstahlbeckens, etwa in der Verlängerung der heutigen Umkleiden, könnte die Schließzeit auf sechs bis acht Wochen reduzieren, da das bisherige Schwimmbecken relativ lange in Betrieb bleiben kann. Anstelle des bisherigen Beckens könnten Büroräume für die SBF, Duschen und Umkleiden für das benachbarte Lößnitzstadion sowie vermietbare Räume entstehen. Nachteile: Ein Schwimmhalleneingang samt Kasse ist nach wie vor nötig, auch der Übergang von Kursräumen des Krokofit bleibt ungünstig – durch den Saunabereich. Trotz hoher Baukosten von rund 13,7 Mio. Euro, wäre der Eigenanteil von 2,11 Millionen Euro überschaubar. Diese Variante ist noch im Rennen. Die besten Karten hat gegenwärtig die Sanierung mit Anbau plus Zentralgebäude. Diese Variante sieht eine Errichtung eines zentralen Eingangsgebäudes vor dem heutigen Eingang zum Krokofit vor. Dazu müssten die Parkplätze an dieser Stelle weichen. Vom Zentraleingang sollen die Besucher über einen Gang auch in die Schwimmhalle gelangen. Gleichzeitig entstünde ein Innenhof, der Platz für Veranstaltungen (etwa 200 Sitzplätze) böte. Die Kosten dafür wurden mit 14,6 Millionen Euro beziffert. Der Eigenanteil beliefe sich auf 2,16 Millionen Euro. "Damit würden Krokofit und Schwimmhalle zu einer Einheit, auch wirtschaftlich", sagte Titus Reime. Außerdem könnte der Außenbereich der Gastronomie an den Eingang verlegt werden, um mehr Laufkundschaft zu erreichen. Derzeit speist man noch unmittelbar neben der Zugschiene. "Das ist wenig attraktiv", weiß Reime.  Entschieden ist bisher nichts. Der Aufsichtsrat der SBF GmbH favorisiert die letzten beiden Varianten. Im Oktober will er sich festlegen. Ausschreibung, Fördermittelanträge, Baugenehmigung – bis Wasser ins neue Edelstahlbecken fließt, werden noch Jahre vergehen. Titus Reime rechnet vorsichtig mit Ende 2026. Hoffentlich hält alles bis dahin. Hinweis: Unter #meineschwimmhalle läuft noch bis Ende September eine öffentliche Umfrage


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