Seitenlogo
André Schramm

Megaprojekt: Neue Zugstrecke nach Prag

Die DB Netz AG ist mit den Planungen für die Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag einen Schritt weiter: Die Unterlagen für das Raumordnungsverfahren wurden eingereicht. Im Januar sind drei Informationsabende geplant.

Es ist eines der größten und wahrscheinlich auch teuersten Verkehrsinfrastrukturprojekte der Bundesrepublik – die »Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag«. Sie soll in ferner Zukunft den Güterverkehr schlucken, der jetzt noch durchs Elbtal rollt. Die Zugreisenden haben aber auch etwas davon. Sie werden dann in Dresden ein- und 60 Minuten später in Prag wieder aussteigen können. Gegenwärtig braucht der Eurocity noch 140 Minuten dafür, wenn alles klappt. Bürger dürfen mitreden Wesentlicher Bestandteil des Mammutprojektes ist der zweigleisige Streckenneubau für Tempo 200 ab Heidenau Richtung Erzgebirge und Bundesgrenze. Mitte Dezember hat die DB Netz AG die dazu erforderlichen Unterlagen für das notwendige Raumordnungsverfahren bei der zuständigen Landesdirektion Chemnitz eingereicht: 3 Aktenordner mit 923 Seiten Papier. »Bestandteil sind neben zahlreichen Gutachten insgesamt sieben gleichberechtigte Varianten einer Streckenführung«, sagte Projektleiter Kay Müller von der DB Netz AG. Drei von ihnen sind sogenannte Volltunnelvarianten. Neben drei Vorschlägen der Bahn, sind u.a. auch die beiden Streckenführungen der Bürgerinitiative »Basistunnel nach Prag« im Rennen. Müller betonte, dass am Ende des Verfahrens – voraussichtlich Mitte 2020 – noch keine Vorzugsvariante feststehen werde. Für die Menschen in den betroffenen Gemeinden und Städten (Altenberg, Dresden, Heidenau, Pirna, Bad Gottleuba-Berggießhübel, Liebstadt, Dohna sowie Dohma und Bahretal) werden die Unterlagen vom 6. Januar bis zum 28. Februar 2020 zunächst öffentlich ausgelegt. »Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, Bedenken oder Anregungen dazu bis zum 6. März einzureichen. Jede Eingabe wird beantwortet«, so Müller weiter.

Die Varianten: zwei aus sieben

Im Wesentlichen unterscheiden sich die sieben Varianten in ihrem Verlauf, der Anzahl der Tunnel, deren Länge sowie die Lage der Überholbahnhöfe. Der Korridor erstreckt sich grob gefasst zwischen Liebstadt im Westen (Variante A) und dem zu Dohma gehörenden Ortsteil Goes im Osten (Variante G). Richtung Grenze wird der Bereich etwas ungenauer. »Grund dafür sind potentielle Störzonen im Untergrund. Klarheit über den Idealverlauf können hier nur genauere geologische Untersuchungen bringen«, so Müller. Fest steht aber schon jetzt: der längste Eisenbahntunnel der BRD (mindestens 25, höchstens 35 Kilometer) sieht erst auf tschechischem Territorium wieder Tageslicht.

So geht's weiter

Die DB Netz will im Sommer 2020 mit der Detailplanung beginnen. Müller rechnet frühestens 2024 mit einer Vorzugsvariante. Genau genommen sollen die beiden vielversprechendsten Strecken so weit durchgeplant werden, bis am Ende auch ein Preis steht. Denn: jeder Meter Tunnel treibt nicht nur die Baukosten, sondern auch die späteren Instandhaltungskosten in die Höhe. Ob sich möglicherweise auch Tempo 230 auf der Neubaustrecke rentiert, ist ebenfalls Gegenstand weiterer Untersuchungen. Großes Thema in diesem Zusammenhang ist zudem die Sicherheit in den beiden Röhren, die grenzüberschreitend organisiert werden muss. Immerhin knapp die Hälfte des Grenztunnels befindet sich auf tschechischer Flur. Unsere Nachbarn müssen ebenfalls neu bauen und ihre Bestandsstrecken sanieren. Die neue Trasse könnte auch den geplanten Industriepark Oberelbe bei Pirna tangieren. »Wir stehen dazu im engen Kontakt mit den Planern«, sagte Müller.    Bauzeit: 10 bis 13 Jahre Die Bahn ist mit ihrer Strategie der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung bisher ganz gut gefahren. So gab es schon mehrere Informationsveranstaltungen zu dem Projekt. Für die Stadt Heidenau wurde sogar eine separate Arbeitsgruppe gegründet. Großer Nachteil ist jedoch die Tatsache, dass bei dem gegenwärtigen Planungsstand nicht immer alle Fragen zufriedenstellend beantwortet werden können. Eine davon ist zum Beispiel die nach dem Fertigstellungstermin. »Läuft alles nach Plan, dann frühestens in 20 Jahren«, schätzt Müller.  Allein für die Bauzeit auf deutscher Seite rechnet er vorsichtig mit zehn bis 13 Jahren. Informationsveranstaltungen zum aktuellen Stand:
Achtung neuer Termin für Dohma! 29. Januar 2020, 16.30 bis 19 Uhr, im Ratssaal Dohma (Zum Heideberg 18) 27. Januar 2020, 16.30 bis 19 Uhr, in der Christuskirche Heidenau
28. Januar 2020, 16.30 bis 19 Uhr, im Sitzungssaal Rathaus Pirna


Meistgelesen