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Gibt‘s das: Termine ohne Corona?

Hatte ich erwähnt, dass ich in einem 290 Seelen-Dorf lebe mit mäßigem Netz? Wer mich telefonisch erreichen will, muss den Festnetzanschluss bedienen, weil sich mein Handy absolut nicht ins O2-Netz einbuchen will. Nur unterwegs ist es willig für Wellen und empfängt selbige. Da reden unsere Politiker so viel über 5G und wenn dann die halbe Nation zu Hause sitzt im Homeoffice, holt uns alle die Realität ein. Wir sind digitaltechnisch gesehen Entwicklungsland. Und sonst? Haben zwei Wochen Homeoffice schon Auswirkungen auf mich? Einen Homekoller habe ich jedenfalls noch nicht. Bis auf gesundheitliche Probleme, aber Entwarnung: Kein Corona, nur ein fieser Magen-Darm-Virus. Da kam mir das Heimarbeiten wirklich gelegen. Aber wie lange mir das Arbeiten so ganz ohne Kollegen noch Spaß macht, weiß ich nicht. Social Distancing auf Dauer? Keine gute Lösung. Für keinen.
Wenn das Enkelzimmer zum Home-Arbeitsplatz wird... Foto: Pönisch

Wenn das Enkelzimmer zum Home-Arbeitsplatz wird... Foto: Pönisch

Tag 7, Dienstag 24.3.
Die Woche für die neue Ausgabe startet bei uns imer dienstags. Die Anzahl der Mails lässt nach, das merke ich inzwischen. Auch inhaltlich gibt‘s eine Veränderung: Die Absage-Nachrichten werden weniger, dafür kommen jetzt mehr Hilfsangebote, über die es zu schreiben lohnt. Zum Beispiel, dass Migrantinnen Mundschutzmasken nähen. Problem des Tages: Zu viele Menschen arbeiten online im WLAN. Oder warum sonst schließt sich mein VPN-Tunnel ständig wieder? Kann mal jemand diesen Tunnel putzen?
Die große Frage des Tages lautet: Sind Beiträge, die ich am Dienstag »anfasse«, nächste Woche Mittwoch überhaupt noch sinnvoll? Tag 8, Mittwoch, 25.3.
Heute habe ich endlich mal wieder einen Termin mit echten Menschen. Wir treffen uns vor Ort und mit gehörigem Sicherheitsabstand, weil wir zu viert sind. Da es aber berufsbedingt ist, ist es erlaubt. Und es fühlt sich gut, mal nicht nur via Mail zu kommunizieren. Tag 9, Donnerstag, 26.3.
Interessant ist die Schere im Kopf: Ich unterscheide in corona- und coronafreie Beiträge. Letztere sind sehr rar und ich frage mich: Interessiert das jetzt wirklich? Andererseits kann ich das Wort »Corona« wie viele andere auch nicht mehr hören. Selbst die guten, positiven Geschichten wie Nachbarschaftshilfen, Lunchpakete vom Bäcker für Busfahrer und Maskennähen für Pflegepersonal haben mit dem Virus zu tun. Nach wie vor wird mein Arbeitsalltag zudem von der Bestückung unserer Homepage www.wochenkurier.info bestimmt, denn das meiste an Neuigkeiten, die es zu vermelden gilt, muss sofort »verarbeitet« werden. Tag 10, Freitag, 27.3.
Wie schön: Ein Termin an der frischen Luft ohne Corona-Bezug. Die Stadt Coswig stellt wunderschönen Osterschmuck im Stadtgebiet auf und hat die Presse eingeladen. Die Sonne strahlt, es ist warm, der Termin dauert anderthalb Stunden – Reporterherz, was willst du mehr. Die vielen schönen Fotos dazu finden Sie auch auf unserer Homepage. Wochenende
Kurze private Anmerkung zum Thema Einkaufen: Samstagmittagen gegen 12 Uhr sind Lidl und Aldi fast menschenleer (zumindest in der Stadt, in der ich einkaufe) und in einem der beiden Supermärkte ist sogar stapelweise Toilettenpapier zu finden. Normalisiert sich die Lage? Oder hat sich nur einfach herumgesprochen, dass Corona eine Atemwegserkrankung ist und keine, die auf den Darm schlägt? Tag 11, Montag, 30. März
Wer gern zur Arbeit geht kennt das Gefühl: Man hatte Urlaub, hat sich erholt, der Arbeitsalltag beginnnt wieder und irgendwie freut man sich auf seine Kollegen. So geht es mir auch. Heute ist Redaktions- und Anzeigenschluss, danach folgt am Nachmittag das Layout, also das Gestalten der Zeitung, und ich habe einen guten Grund, in die Redaktion zu fahren. Schließlich ist so eine Zeitung immer auch ein Teamprodukt und da will man sein Team halt ab und zu mal sehen. Und dass allein die 55 Kilometer lange Fahrt zum Schreibtisch und wieder zurück ins Homeoffice irgendwie froh stimmt –  wer hätte das gedacht...


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