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Carola Pönisch

Dampfschiffahrt GmbH stellt Insolvenzantrag

Foto: cpö

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Die Ereignisse bei der Sächsischen Dampfschiffahrt GmbH überschlagen sich. Nach der kurzfristigen Absage einer ebenso kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am 28. Mai und einer Protestkundgebung der Mitarbeiter der Dampferflotte und ihrer Tochterfirmen am selben Tag herrscht nun Gewissheit: Das Traditionsunternehmen hat am Mittwoch, 3. Juni, Insolvenzantrag gestellt. Ob die Flotte, die Corona-bedingt am 29. Mai mit einem stark verkürzten Angebot, ihren Fahrbetrieb wieder aufnahm und zumindest bis zum 7. Juni fahren wollte, auch in der kommenden Woche mit einem Dampfer und einem Salonschiff auf der Elbe fahren wird, ist derzeit unklar. In einem neu festgesetzten Pressetermin am kommenden Freitag (5. Juni) wollen die Geschäftsführer Karin Hildebrand und Jeffrey Pötzsch erklären, wie es mit der ältesten und größten Raddampferflotte der Welt weitergeht. Warum kam es zur Insolvenz? 2018 und 2019 waren wirtschaftlich sehr schwere Jahre für die Dampfschiffahrt GmbH. Wegen der enormen Hitze führte die Elbe über Monate hinweg sehr wenig Wasser, so dass die Schiffe größtenteils nur mit eingeschränktem Fahrplan oder gar nicht fahren konnten. So waren die Dampfer zum Beispiel 2019 von 123 möglichen Tagen nur an drei Tagen fahrplankonform im Einsatz. Im vergangenen Jahr sah es ähnlich aus, auch da lag die Flotte wegen Niedrigwasser am Ufer fest. Deshalb erarbeitete die Unternehmensführung im Juli 2019 ein umfangreiches Restrukturierungskonzept, um sich damit vom Freistaat Sachsen zwei Millionen Euro in Form eines Förderkredits zu holen. Das Konzept wurden von den über 400 Kommandantisten (Anteilseigner) und dem Freistaat als größtem Anteilseigner der Flotte bewilligt. Die erste Million wurde gezahlt, die zweite Million sollte Ende Mai von der Freistaat-eigenen Aufbaubank (SAB) überwiesen werden. Doch die SAB zahlte nicht, angeblich weil eine Auszahlung "nicht rechtskonform mit den Förderrichtlinien" sei. Das wiederum bedeutet: Die Mitarbeiter der SDS erhielten im Mai kein Gehalt, Beiträge zu Krankenkassen konnten nicht überwiesen werden, Materialeinkauf ist nur noch gegen Vorkasse möglich. Die SDS strebt nach Aussagen der Geschäftsführung nun ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an. Was sagt Dresdens OB dazu? „Die Sächsische Dampfschifffahrt ist aus unserer Region nicht wegzudenken und ein Kulturgut mit besonders hohem Stellenwert. Leider ist das Unternehmen nicht zuletzt durch anhaltendes Niedrigwasser und jetzt auch die Corona-Krise in erhebliche Schieflage geraten", so Dresdens OB Dirk Hilbert. Sein Vorschlag: Die Sächsische Dampfschifffahrt in den Verkehrsverbund Oberelbe eingliedern. "Der VVO ist heute schon Mehrheitseigner der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft mit den entsprechenden historischen Strecken, deren Betrieb wiederum über den Freistaat Sachsen finanziert wird. Ein ähnliches Modell wäre für die Dampfschifffahrt ebenfalls denkbar. Mit einer entsprechenden Finanzierung über Landesmittel könnte der VVO den Erhalt der Streckenverbindung zwischen Meißen und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge absichern. Entscheidend wäre auch, dass der Freistaat Investitionen in die Flotte ermöglicht. Es braucht dringend Schiffe, die auch bei Niedrigwasser einsetzbar sind und Umsätze generieren. Auch ein Linienverkehr im Sinne des öffentlichen Nahverkehrs auf der Elbe halte ich für eine Option zum Erhalt der Dampfschifffahrt selbst."


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