

In der deutschen Wirtschaft jagt aktuell eine Hiobsbotschaft die nächste. Dies hat auch Konsequenzen für unsere Region. So hat Bosch kürzlich beschlossen, zwei Werke seiner Werkzeugsparte »Power Tools« in Deutschland zu schließen. Eins davon in Sebnitz. Grund dafür sei laut Bosch die sinkende Nachfrage der Produkte, bedingt durch den hohen Wettbewerbs- und Preisdruck. Um die Produktion für Bosch wieder rentabler zu machen, soll die Arbeit der Werke ins Ausland – unter anderem nach Ungarn, an den bereits bestehenden Standort in Miskolc, verlagert werden.
In Sebnitz betrifft dies 280 Mitarbeiter und am Standort Leinefelden-Echterdingen (Baden-Württemberg) 240 Mitarbeiter. Beide Werke sollen nur noch bis Ende 2026 weiterlaufen. Es sind Gespräche zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat geplant. »Aufgrund der rückläufigen Nachfrage ist die Auslastung unserer Werke insgesamt deutlich gesunken. Wir müssen deshalb dringend unsere historisch gewachsenen Fertigungsstrukturen den stark veränderten Marktstrukturen und Kundenanforderungen anpassen und diese zukünftig auf weniger Standorte mit hoher Kosteneffizienz fokussieren«, sagt Thomas Donato, Vorsitzender des Bereichsvorstands bei Bosch Power Tools.
Bosch baut massiv Stellen in Deutschland ab
Bereits 2024 hatte Bosch einen großen Stellenabbau angekündigt und bis Ende 2026 die Streichung weiterer 480 Arbeitsplätze der Sparte »Power Tools« beschlossen. Insgesamt also rund ein Drittel der 3.100 Stellen der deutschen Belegschaft. Im Werk Sebnitz hat es in den letzten Jahren schon massiven Stellenabbau gegeben. Waren es 2017 noch 500 Mitarbeiter, sind es aktuell nur noch 280.
Die Landkreisverwaltung Sächsische Schweiz-Osterzgebirge steht an der Seite der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und setzt sich für die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen ein. »Die Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Landkreisverwaltung wird das Unternehmen unterstützen. Zudem soll im engen Austausch mit der Agentur für Arbeit und weiteren Partnern bei der Entwicklung von Perspektiven für die Beschäftigten als auch bei der Suche nach einer möglichen Nachfolgelösung für den Standort Sebnitz geholfen werden«, so Landrat Michael Geisler (CDU). Das Unternehmen prüfe parallel auch die Möglichkeit einer Veräußerung an einen externen Erwerber.
IG Metall kündigt Proteste an
Die Gewerkschaft IG Metall übt harte Kritik an dem Beschluss von Bosch. Stellenabbau als alleinige Maßnahme sei die falsche Reaktion auf die Herausforderungen des Marktes. »Die beabsichtigte Schließung des Bosch Powertool-Werkes in Sebnitz bis Ende 2026 werden wir nicht hinnehmen. Gemeinsam mit Betriebsrat und den Beschäftigten kämpfen wir für den Standort«, sagt Uwe Garbe, Geschäftsführer IG Metall Ostsachsen. Es gehe darum, für diesen Betrieb eine langfristig tragfähige Perspektive zu entwickeln. »Wir werden Bosch zwingen, sich dieser Verantwortung angemessen zu stellen«, ergänzt Uwe Garbe. Gleichzeitig wurden auf Initiative des Betriebsrats mit den Beschäftigten, IG Metall und dem IMU-Institut machbare Alternativkonzepte für den Standort entwickelt.
»Die Bedingungen dafür in Sebnitz sind gut. Die Beschäftigten sind hochqualifiziert und motiviert. Bosch hat sich allerdings der ernsthaften Prüfung und Umsetzung verweigert«, so Uwe Garbe weiter. »Wir haben 35 Jahre lang mit hoch qualifizierten Fachkräften gute Arbeit am Standort geleistet und waren ein Garant für die hohe Qualität und das Siegel ,Made in Germany‘«, sagt Jens Ehrlichmann, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch Powertools in Sebnitz. Man ist entschlossen, bis zuletzt für den Standort Sebnitz zu kämpfen. Ein erster Protest mit Unterstützung der IG Metall Anfang April soll nur der Auftakt einer großen Protestwelle gewesen sein.