Gründervater der Glashütter Uhrenindustrie
Er ist der große Unbekannte unter den Gründervätern der Glashütter Uhrenindustrie: Adolf Schneider. Dies betrifft zumindest sein äußeres Erscheinungsbild. Bis heute ist kein Portraitbild bekannt, das man ihm zuordnen könnte. Und auch in der Bekanntheit stehen die historischen Schneider-Taschenuhren hinter denen von Ferdinand Adolph Lange, Julius Assmann und Moritz Großmann zurück. Sie sind eher Insidern ein Begriff. Völlig zu Unrecht, hatte Schneider doch einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie in ihren Anfangsjahren. Im September 2024 wäre Adolf Schneider 200 Jahre alt geworden.
Adolf Schneider wurde am 14. September 1824 in Dresden geboren und absolvierte, ebenso wie Ferdinand Adolph Lange, eine Ausbildung beim Dresdner Uhrmachermeister Johann Christian Friedrich Gutkaes. Als Lange der Teilhaber von Gutkaes‘ Firma wurde, war er schließlich auch Ausbilder von Schneider, der zu Ostern 1845 seine Lehrzeit beendete. Schneider folgte Lange nach Glashütte.
Zur Gründung der hiesigen Uhrenindustrie am 7. Dezember 1845 wurde Schneider einer von Langes Mitarbeitern. In der neuen Firma war er zunächst für die Erteilung des theoretischen Unterrichts der Lehrlinge verantwortlich. Später wurde er zum Werkmeister und war aktiv in die technische Entwicklung der Uhren eingebunden. Schneider wurde damit zum wichtigen Gehilfen Langes in der Firmenleitung und sollte damit im Falle einer unvorhergesehenen Erkrankung oder des Ablebens Langes den Fortbestand der Firma sichern.
Sprung in die Selbstständigkeit
Im Zuge der Firmengründungen von Julius Assmann und Moritz Großmann entschied sich jedoch auch Adolf Schneider zur Selbstständigkeit. Vermutlich 1855 gründet er seine eigene Firma in Glashütte, die im Gebäude Dresdner Straße 9 ihren Sitz bekommen sollte. Auch politisch und gesellschaftlich war Schneider sehr engagiert. Bereits 1849 wurde er Stadtverordneter und gründete 1860 den »Glashütter Spar- und Vorschusskassenverein«. Als 1867 Ferdinand Adolph Lange seine Wiederwahl zum Bürgermeister nicht annahm, wurde Schneider sogar Stadtoberhaupt von Glashütte. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod am 14. Juni 1878. Die Firmengeschäfte führte fortan sein Sohn Woldemar weiter. Im Jahr 1894 erlosch die Firma durch Konkurs.
Heute sind die historischen Schneider-Taschenuhren begehrte Sammelobjekte bei Uhrenkennern. Es wird geschätzt, dass nur wenige tausend Exemplare gefertigt wurden. Von nicht viel mehr als 60 Uhren ist bekannt, dass sie heute noch existieren. Einige davon können im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte besichtigt werden.