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Frauen in der Kommunalpolitik

Landkreis SSOE. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Teresa Schubert, hat die Beigeordnete des Landratsamtes Kati Kade und die Pirnaer Stadträtin Maria Giesing zum Thema Frauen in der Politik interviewt.

Frau Giesing, Frau Kade, was bedeutet für Sie Kommunalpolitik?

Maria Giesing: Das ist eine gute Frage! Vielleicht bedeutet es für mich, die Stadt mit allen Facetten im Blick zu haben: kulturellen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen, ästhetischen, städtebaulichen und ethischen.

Mich überzeugt der Gedanke der Gemeinwohlbilanz. Es geht darum, Kommunen zukunftsfähig zu machen und bei der Wirtschaftsweise den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen gleichberechtigt mitzudenken und Entscheidungen konsequent danach auszurichten. Ja, das ist Kommunalpolitik für mich

Kati Kade: Direkter Kontakt zu den Menschen der Region sowie die Möglichkeit, auf direkte Entwicklungen in der Region Einfluss zu nehmen. Es bedeutet, gemeinsam mit den Menschen vor Ort etwas für die Region zu schaffen. So entsteht basisdemokratisches Wirken und Handeln, welches sich an den Themen vor Ort orientiert und nicht immer nur parteipolitisch gesteuert ist.

 

Warum sollten mehr Frauen politisch aktiv werden?

Maria Giesing: Es fehlt so sehr an Weiblichkeit, an weiblicher Weitsicht und an Frauenpower in der Politik und im öffentlichen Raum! Wichtige Bereiche der Lebensqualität bleiben dadurch unterbelichtet. Im Stadtrat sitzt keine einzige junge Frau, die vermutlich Verkehrssicherheit für Kinder oder den Bedarf an Sitzgelegenheiten für ältere Spaziergänger eher im Blick hätte, als parkplatzsuchende Männer das haben.

Ich habe auch die Hoffnung, dass es zielgerichteter, konstruktiver und respektvoller zugeht, wenn nach der nächsten Wahl statt drei Frauen und 23 Männer im Stadtrat 13 Stadträtinnen und 13 Stadträte miteinander diskutieren.

Kati Kade: Frauen repräsentieren Wählerschaften und können so aktiv die eigene Zukunft mitgestalten.

Sie haben Demokratieverständnis, eine andere Streitkultur und andere Vernetzungen in unterschiedlichste soziale Milieus.

 

Wenn Sie an Frauen denken, die den Weg in die Kommunalpolitik gehen wollen, was raten oder wünschen Sie den Frauen?

Maria Giesing: Losmachen! Mein Rat wäre, ganz niederschwellig anzufangen, einfach mal reinzuschnuppern in die Partei, Kontakte knüpfen, Menschen kennenlernen. Auch ohne Parteizugehörigkeit können wir Ziele gemeinsam angehen, Frauenverbünde gründen oder stärken und Netzwerke schaffen.

Frauen erlebe ich mitunter vorsichtig und zögerlich. Sie wollen es gut und richtig machen und sichern sich gern bei anderen ab. Da hilft gegenseitige Ermutigung! Übrigens auch Ermutigung durch Männer!

Politische Arbeit ist eine Zumutung, aber in »Zumutung« steckt auch Mut. Zurückhaltung und Vorsicht bringt uns nicht weiter. So können wir Themen setzen und unsere Kommune auch im Interesse von Familien, Kindern, Frauen und der Natur, von der wir leben, mitgestalten.

Kati Kade: Durchhaltevermögen, gute Netzwerke, Rückhalt in der Familie und bei Freunden. Mut, sich zu trauen und weniger Scheu vor den damit verbundenen Aufgaben haben. Die Motivation sollte sein, etwas verändern zu wollen. Das Ziel vor den Augen ist dabei das Wichtigste. Vor allem ist es aus meiner Sicht wichtig, dass mehr Frauen mitwirken.

Jede Frau, die sich aktiv in die Kommunalpolitik einbringt, sorgt für eine facettenreichere Meinungsbildung und für eine breitere Akzeptanz von kommunalpolitischen Entscheidungen in der Bevölkerung.

 

Erste Veranstaltung: »Wir wollen Politik machen« am 19. Januar, 18.30 Uhr, Famil e.V., Schillerstraße 35, Pirna; www.landratsamt-pirna.de/frauen-wahl-lokal.html

Kontakt: Gleichstellungsbeauftragte Teresa Schubert, Schloßhof 2/4, 01796 Pirna, Tel.: 03501 / 515 1010, Mail: gleichstellung@landratsamt-pirna.de


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