

Die Dresdner Altstadtkulisse, der Blick auf Leipzig und das Schloss Moritzburg sind der Auftakt des dreieinhalbminütigen Musikvideos. Völkerschlachtdenkmal, Fürstenzug und Albrechtburg folgen. Alles aufgenommen aus der Vogelperspektive. Die Bilder sind ebenso majestätisch wie die Musik untendrunter. »Sachsen, Sachsen, Sachsen – mein Heimatland« singt ein Chor im Refrain. »Ich wollte das schon immer mal machen, habs aber lange vor mich hergeschoben«, sagt Andreas Hofmann (DJ Happy Vibes). Bis heute, so erzählt er weiter, habe der Freistaat keine offizielle Hymne. Versuche, daran etwas zu ändern, gab es durchaus. 1994 startete die sächsische Staatskanzlei einen Einsendewettbewerb zu Vorschlägen für ein Sachsenlied. Häufigster Vorschlag: das »Sachsenlied« nach der von Ernst Julius Otto verfassten Kantate aus dem 19. Jahrhundert. Die Initiative schlief wenig später wieder ein. Bereits zu DDR-Zeiten kam Kabarettist Jürgen Hart mit »Sing mei Sachse sing« um die Ecke. Die Hommage an die sächsische Mundart ist zwar sehr bekannt, aber schon wieder 40 Jahre alt und vielleicht zu humorvoll für eine Hymne. Den vorläufig letzten Versuch unternahm die Junge Union im Landkreis Meißen 2013 mit »Gott segne Sachsenland«. Zu monarchistisch für eine Demokratie, befanden viele. In »der Wiege Sachsens« gründete sich sogar eine Bürgerinitiative für eine Sachsenhymne. Vor etwa einem Jahr rief Hofmann seinen früheren Klavierlehrer Helmar Federowski an. Der Bruder der 2017 verstorbenen Sängerin Maria Federowski war als leitender Toningenieur früher beim DDR-Plattenlabel »Amiga« an vielen erfolgreichen Ost-Produktionen beteiligt und begeistert von der Idee. Beide machten sich sofort ans Werk. Für die Choraufnahmen wurde der Wilsdruffer »Wilandes Chor« ins Boot geholt. »Die Abnahme haben wir im alten Bahnhof gemacht«, sagt Hofmann. In dem Werk stecke richtig Arbeit und Geld, schiebt er hinterher. Kasse machen will er damit nicht. »Das funktioniert heute auch nicht mehr«, sagt der Unternehmer und DJ. Es geht ums Heimatgefühl und darum, »etwas Eigenes zu haben«. Damit der Titel offiziellen Status erhält, müsste der Landtag darüber befinden. Die Premiere der Sachsenhymne ist am 1. August, 20 Uhr, auf youtube. 15 Minuten später feiert die tanzkompatible Version VÖ. Hofmann hat sie »Popbarock Mix« genannt und rappt darin als August der Starke sächsische Erfindungen runter. Den Refrain singt Jasmin Weber (Jazzmin) – die bereits bei anderen Happy Vibes Produktionen mitwirkte – im Gräfin-Cosel-Look. Hip-Hop-Weltmeisterin Dörte Freitag und ihr Team liefern die passende Choreografie vor der Semperoper. Ein Versuch, die (noch) inoffizielle Sachsenhymne zum 900. Geburtstag von Riesa zu spielen, scheiterte allerdings. Offiziell hieß es, dass die Idee zu spät kam bzw. Riesa bereits ein eigenes Lied zum 900. Geburtstag präsentieren möchte. Sollte Andreas Hoffmann den Sprung für die Freien Wähler in Landtag schaffen, so will er sich auf jeden Fall um die Sachsenhymne kümmern. Zeit wird's.