

Ein Fauchen hier, ein Versteckspiel da: Im Tierpark Weißwasser gibt es wieder Nachwuchs bei den Karpatenluchsen. Ende Mai wurden zwei Jungtiere geboren - ein Weibchen und ein Männchen. Es ist bereits der zweite Wurf von Luchskatze Heidi und ihrem Partner Caspar. Die beiden sind Teil eines europaweiten Erhaltungszuchtprogramms, das eine wichtige Rolle im Artenschutz spielt.
Der erste Gesundheitscheck ist inzwischen erledigt. Dabei wurden die Jungtiere gechippt und gegen Tollwut geimpft. »Sie waren ziemlich knurrig und haben gefaucht«, berichtet Tierparkleiter Gert Emmrich. Auch das Geschlecht wurde dabei bestimmt. Die beiden heißen nun Lea und Simba, wiegen rund anderthalb bis zwei Kilo und haben sich gut eingelebt.
Auch mit ihrer großen Schwester Nala, die aus dem ersten Wurf im Vorjahr stammt, verstehen sich die beiden blendend. »Da sind wir positiv überrascht. Es gibt keinen Stress. Im Gegenteil, Nala spielt mit den Kleinen«, so Emmrich. Ihre Schwester Kira hingegen verließ Weißwasser bereits im Frühjahr Richtung Steiermark. Im Tierpark Herberstein wurde sie mit einem Luchskater aus Nürnberg zusammengeführt. Ziel ist eine spätere Nachzucht – und wenn möglich auch die Auswilderung.
Langfristiges Ziel: Rückkehr in die Freiheit
Denn genau das ist das langfristige Ziel des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für den Karpatenluchs: genetisch vielfältige Nachzuchten, die helfen sollen, stabile Luchspopulationen in Europa wiederherzustellen. Koordiniert wird das Programm zentral in Bern. Dort wird auch entschieden, welche Tiere in welchen Zoo umziehen sollen.
Die Zukunft von Nala, dem zweiten Jungtier aus dem ersten Wurf, ist nun ebenfalls geklärt: Sie wird im Spätsommer in den schwedischen Zoo Nordens Ark nördlich von Göteborg ziehen. Bis dahin erlebt sie als große Schwester noch das Aufwachsen von Lea und Simba mit.
Der Tierpark Weißwasser beteiligt sich seit 2021 aktiv an der Zucht von Karpatenluchsen. Zuvor lebten hier zwei europäische Luchse. Beide wurden über 20 Jahre alt.
Mit dem neuen Zuchtpaar Caspar und Heidi begann auch ein neues Kapitel: Caspar, übernommen aus einem Zoo in Frankreich, bekam mit Heidi aus Karlsruhe eine genetisch passende Partnerin. »Erst mussten sich beide aneinander gewöhnen. Aber es hat erstaunlich schnell geklappt«, erinnert sich Emmrich.
Dass nun schon wieder Nachwuchs da ist - nur ein Jahr nach dem ersten Wurf - kam überraschend. Früher hätten die Luchse meist erst dann wieder Junge bekommen, wenn der vorherige Nachwuchs aus dem Gehege war. Heidi und Caspar scheinen das entspannter zu sehen.
Die Bedeutung des Tierparks Weißwasser reicht damit weit über die Region hinaus. Als Teil des EEP liefert er einen wichtigen Beitrag zum Erhalt bedrohter Arten. Zwar werden die Luchse aus Weißwasser selbst nicht ausgewildert, da sie zu sehr an Menschen gewöhnt sind, aber ihre Nachkommen könnten in anderen Zoos in größeren Anlagen auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden. Ziel ist die Vernetzung bislang isolierter Luchspopulationen von den Karpaten bis in die Westalpen.
Für den Tierpark Weißwasser ist der jüngste Nachwuchs ein schöner Erfolg - und ein Zeichen dafür, dass sich die Tiere hier wohlfühlen. Wer die Luchsfamilie noch komplett erleben möchte, sollte nicht zu lange warten: Im Spätsommer steht der nächste Umzug an. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja im kommenden Jahr schon wieder den Nachwuchs.