

Inzwischen dürften Jörn Schlag (34) aus dem Allgäu und Andreas Dietrich (54) aus Dresden ihr Ziel fast erreicht haben. Am Freitag dieser Woche wollen sie am nördlichsten Punkt der Insel Rügen ankommen - nach einer der ungewöhnlichsten Wanderungen der letzten Jahre.
Am 10. Mai waren sie bei Basel gestartet. Ihr Weg führte sie durch den Schwarzwald, die Schwäbische Alb, das Fichtelgebirge, die Lausitz, die Mecklenburger Seenplatte - meist entlang der Trans-Germany-Route, einer Bikepacking-Strecke, die die beiden jedoch zu Fuß bewältigten. Täglich rund 80 Kilometer, bis zu 17 Stunden auf den Beinen - bei Wind, Regen und Sonne.
»Man erdet sich«
Für Jörn Schlag, Teiledienstleiter bei einem LKW-Händler in Tübingen, und den Dresdner Gartenbauunternehmer Andreas Dietrich war die Wanderung nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch ein mentales Abenteuer. »Man erdet sich«, erklärten sie unterwegs. »Eine warme Dusche wird plötzlich zum größten Luxus.«
Übernachtet wurde in Gasthöfen oder kleinen Hotels, organisiert vom dreiköpfigen Support-Team im Hintergrund: Jörns Freundin Christine, seine Mutter und Andreas’ Ehefrau Ines sorgten für reibungslose Abläufe. Christin, selbst Langstreckenläuferin und im Juli zum ersten Mal Mutter, wartete an mehreren Versorgungspunkten entlang der Strecke.
Zum Abschluss ihrer Tour wollen die beiden am Kap Arkona einen Baum pflanzen - als Zeichen für den erfüllten Traum und als Ort, an den sie mit ihrer Tochter eines Tages zurückkehren können.
Quer durch die Oberlausitz
Auch durch die Oberlausitz führte ihr Weg: vorbei an Bautzen, Boxberg, Weißwasser bis nach Bad Muskau. Unterwegs trafen sie auch auf Marcel Barthel aus Weißwasser. Der leidenschaftliche Läufer hatte die beiden knapp verpasst, folgte jedoch ihrer GPS-Route - und sprang spontan aufs Fahrrad, um sie ab Krauschwitz ein Stück zu begleiten. »Immer mal Leute zu treffen, die Dinge machen, die andere für unmöglich halten, das inspiriert«, sagt Barthel. Zwar laufe er selbst regelmäßig, »aber 80 Kilometer am Tag, das ist definitiv nichts für mich.«
Start um 4 Uhr morgens
Die Wanderer starteten täglich um 4 Uhr morgens - nach nur drei bis vier Stunden Schlaf. Durchschnittlich kamen sie auf rund 6 km/h, mittlerweile ohne große Höhenmeter, aber mit Routine und Willensstärke. »Muskelkater haben wir keinen mehr«, sagt Jörn Schlag. »Aber natürlich spürt man die Strecke - vor allem morgens die ersten Schritte.«
Kennengelernt hatten sich die beiden vor rund zweieinhalb Jahren bei einer Langstreckenwanderung auf Usedom. Seitdem verbindet sie die Leidenschaft für extreme Herausforderungen. 2Für mich ist Wandern Freiheit«, sagt Schlag. »Morgens im Dunkeln losgehen, den Sonnenaufgang sehen, die Natur erwacht - das sind Momente, die bleiben.«
Weitere Informationen zur Tour findet man unter dem Instagram- und YouTube-Kanal »jore_und_christin« sowie unter: www.diagonaldurchdeutschland.de