Carmen Schumann

Wie eine OP am offenen Herzen

Bautzen. Am 19. Mai wurden am Klinikum Bautzen zwei neue Herzkatheterlabore eröffnet. Das Projekt war in nur einem reichlichen halben Jahr verwirklicht worden - ein wahrer Kraftakt.
Die neuen Herzkatheterlabore wurden am Montag feierlich eingeweiht.

Die neuen Herzkatheterlabore wurden am Montag feierlich eingeweiht.

Bild: Carmen Schumann

Punktlandung: Am Morgen des 19. Mai waren die Fußbodenleger noch mit letzten Arbeiten beschäftigt, am Mittag wurde das Band zur feierlichen Eröffnung der beiden neuen Herzkatheterlabore im Klinikum Bautzen durchschnitten. Jörg Scharfenberg, Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken, vergleicht den Einbau der Labore mit einer Operation am offenen Herzen, denn die Arbeiten mussten bei laufendem Betrieb durchgeführt werden.

Die Labore befinden sich mitten im Zentrum des Krankenhauses, im Bereich, wo früher die Funktionsdiagnostik untergebracht war. Bis auf die Lieferung der hochmodernen Medizintechnik waren ausschließlich einheimische Firmen mit dem Umbau beschäftigt. Zeitweise haben 35 Leute von 30 Firmen parallel gearbeitet. Da war eine enge Abstimmung vonnöten.

Nachdem mit den Planungen im Oktober 2024 begonnen worden war, gingen im November die Umbauarbeiten und Umzüge los. Im April wurden die Geräte angeliefert und mit deren Einbau begonnen. Anfang Mai wurde auf dem Gebäudedach eine Lüftungsanlage eingebaut, wobei wegen der Statik eine Stahlbau-Unterkonstruktion errichtet werden musste. Darüber hinaus wurden 15 Kilometer Kabel für Stromversorgung und Medizintechnik sowie zehn Kilometer Datenkabel verlegt. Außerdem war es notwendig, zwölf Entnahmestellen für medizinische Gase einzurichten. Eingebaut werden mussten zudem Strahlenschutzwände und -fenster.

Bereits in wenigen Tagen sollen nun die ersten Patienten behandelt werden. In den beiden Laboren können Herzrhythmusstörungen behandelt, Herzklappen repariert, die kathetergestützte Schlaganfallprävention durchgeführt und neue Verfahren zur Behandlung von Lungenembolien angewendet werden. In Bautzen kann jetzt zudem eine Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung bei Herzrhythmusstörungen erfolgen, was sonst in Sachsen nur noch in Chemnitz möglich ist. Auch die Herzinfarktversorgung erfolgt an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr.

Als Aufsichtsrat der Oberlausitz-Kliniken nahm auch Landrat Udo Witschas an der feierlichen Eröffnung der Herzkatheterlabore teil. Er sagte, die modernen Geräte seien das Eine, benötigt würden aber auch die entsprechenden Spezialisten. Mit Prof. Dr. Steffen Schön, der seinen Dienst am 1. März angetreten hatte, und seinem Team sei dies gegeben. Solche Möglichkeiten, wie sie jetzt hier entstanden sind, würden sonst nur in Ballungszentren angeboten.

Die gesamte Maßnahme kostete knapp 5,8 Millionen Euro. Davon mussten 3,9 Millionen Euro an Eigenmitteln aufgebracht werden. Dies sei eine gute Investition in die Zukunft, sagte Jörg Scharfenberg. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bereits heute die häufigste Todesursache in Deutschland. Der demografische Wandel sorge dafür, dass immer mehr Menschen in der Region älter werden und häufiger an Herzerkrankungen leiden. Durch die neuen Herzkatheterlabore können die Patienten wohnortnah behandelt werden und müssen für lebenswichtige Eingriffe keine weiten Wege auf sich nehmen.


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