

Das Mädchen rümpft beim Eintritt in das Tropenhaus die Nase und meint: »Hier riecht es«. Der vermeintlich schlechte Geruch ist innerhalb weniger Sekunden plötzlich uninteressant, denn die kleine Besucherin bestaunt mit großen Augen das riesige Krokodil.
Zoodirektor Eugène Bruins freut es, dass die ersten Besucher kurz nach Öffnung des Zoos vor der Tür stehen. »Das wird ein tolles Jahr«, meint er optimistisch. Sein Blick wandert dabei zum 5.000 Liter Wasser fassenden Aquarium, das in den letzten Wochen neugestaltet wurde. »270 neue Fische schwimmen jetzt da drin. Und wir haben einen neuen Rochen namens Leopold«, berichtet Eugène Bruins. Er und ein paar Mitarbeiter haben an diesem Tag zum Wiegen und Messen von Schlangen und Hühnern eingeladen.
Die eigentliche Inventur des Zoos ist schon Geschichte und erfolgte Ende vergangenen Jahres. Hier leben derzeit 1.251 Individuen in 121 Arten. Das wohl schwerste Tier dürfte vermutlich das Kamel sein. So genau weiß man das aber nicht, weil die Tiere (noch) nicht gewogen werden können. Das könnte sich ändern, wenn nach der geplanten Umgestaltung des Zoos eine geeignete Waage eingebaut werden kann, so der Wunschgedanke von Eugène Bruins.
Für die Kornnattern, die nun von Revierleiterin Carolin Adler und Tierpflegerin Carmen Laudahn herausgeholt werden, reicht eine ganz gewöhnliche Kofferwaage. Für den Auszubildenden Romeo Mildner ist das notwendige jährliche Prozedere eine gute Lehrunterweisung. Ein schmales Seil wird jetzt Stück für Stück an den sich windenden Schlangenkörper gehalten, um dann die endgültige Länge mit einem Maßband messen zu können. Denn Schlangen halten, wie die meisten anderen Zootiere, nicht einfach still. Die beiden Kornnattern sind zwischen 1,24 und 1,29 Metern lang und wiegen 630 und 790 Gramm. Nummer 13 ist eine Königspython und wiegt im Vergleich bei einer Länge von 1,29 Meter mit 1.640 Gramm ein ganzes Kilo mehr. »Die Schlangen haben alle Idealmaße und sind gesund«, bestätigt Carolin Adler.
Die jährliche Inventur, erklärt der Zoodirektor, sei sehr wichtig, um die einzelnen Tierbestände, den allgemeinen Gesundheitszustand der Zoobewohner kontrollieren und daraus jeweilige Entscheidungen und Konsequenzen ziehen zu können. »Wir haben dabei zum Beispiel festgestellt, dass die Kurzohrrüsselspringer schon sehr alt sind und wohl nicht mehr lange leben werden. Wir müssen also schauen, wo wir zu gegebener Zeit ein junges Pärchen herbekommen können.«
Über eines freut sich Eugène Bruins besonders: den europaweit bekannten Zuchterfolg bei den Baumstachlern. Gute Nachrichten gibt es auch bei den Erdmännchen, deren Vorgänger bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommen waren. Den elf neuen Zoobewohnern gehe es sehr gut.
Ein weiterer herber Verlust sei der Tod von Hyazinth-Ara-Dame Rosi gewesen. Trotz der Trauer geht das Leben auch im Zoo weiter und so sucht man bereits nach einem passenden Ersatz.
Auf dem Weg zum Hühnerstall kommt Eugène Bruins ins Schwärmen und berichtet beim Gang durch den Wirtschaftshof, dass an jener Stelle demnächst ein begehbarer Bauernhof entstehen soll. Tierpflegerin Emily Seliger hat zu diesem Zeitpunkt bereits alle Seidenhühner eingefangen.
Zuerst kommt der Hahn auf die Waage, der sich aber nicht wiegen lassen will. Letztlich funktioniert das Prozedere mit einem Korb, bevor alle Tiere wieder in ihre Außengehege dürfen. Der Zwergseidenhuhn-Hahn hat mit seinen 1.500 Gramm Idealgewicht. Die weiße Seidenhuhn-Henne liegt mit 706 Gramm etwas über dem Soll von 600 Gramm. »Ein paar Gramm weniger und sie ist wieder in der Norm. Schieben wir es mal auf den Winterspeck«, meint Emily Seliger schmunzelnd. Dabei trifft dieses Phänomen auf nahezu alle Arten zu, die im Vergleich zum Jahr 2022 alle leicht zugenommen hätten, bestätigt ein Ergebnis der Inventur.