

»Früher gab es regelmäßig Diskussionen, wenn mal wieder ein Friseurbesuch anstand«, erzählt Carolin Lieber, Emmas Mama. Da durften maximal die Spitzen abgeschnitten werden – und auch das nur unter heftigem Protest. Doch vor wenigen Wochen überraschte die Neunjährige ihre Eltern mit der Ankündigung, dass sie ihre langen Haare abschneiden lassen will. »Ich habe einen Bericht gesehen, dass es viele kranke Kinder gibt, denen die Haare ausfallen. Die bekommen dann von der Krankenkasse Perücken aus Kunsthaaren bezahlt. Aber die sehen so schrecklich aus«, erklärt Emma ihre Entscheidung. Wenn also schon ein Kind unter Haarausfall leidet, soll es wenigstens eine schöne Perücke aus Echthaar erhalten. 30 Zentimeter sollen ab Zusammen mit der Mama recherchiert Emma im Internet, was es da für Möglichkeiten gibt. Einige Firmen versprechen bis zu 130 Euro für eine einzige Haarspende. Doch dann entdecken sie die Seite Friseurmeisterin Sandra Waldera. Ein letztes mal wird das lange, jahrelang liebevoll gepflegte Haar gebürstet, dann zückt Sandra Waldera ihr Maßband. Ganze 30 Zentimeter sollen ab, Emma beobachtet das Procedere lächelnd im Spiegel. Dann geht alles ganz schnell, schnipp, schnapp ist der Zopf ab. Per Post wird er nun nach Nordrhein-Westfalen geschickt und zusammen mit anderen Haarspenden zu einer Echthaar-Perücke verarbeitet. »Eine einzige Spende reicht leider nicht für eine komplette Perücke«, heißt es in einem Imagefilm der Firma Rieswick & Partner GmbH, sie betreiben die Seite www.haare-spenden.de. »Wir brauchen vier oder fünf Spenden, um daraus in 200 Arbeitsstunden eine Perücke bauen zu können.« Etwa vier Monate später kann sich dann ein Kind über eine echt aussehende Perücke freuen. Und fast genau so toll: Auch Papa freut sich. Denn er spart fortan jeden Morgen locker zehn Minuten, in denen er sonst Töchterchens Haare in Form bringen musste.