Manuela Dietze/spa

Es geht um die Existenz des Handwerks

Bautzen. Handwerker verschiedener Zünfte haben letzte Woche in Dresden die Regierung aufgefordert, sichere Rahmenbedingungen für den Weiterbestand ihre Firmen zu schaffen. Im Fokus standen die steigenden Energie- und Kraftstoffpreise, gefordert wurden vor allem verschiedene Steuersenkungen.

Dachdeckermeister Tino Krupper hat sich an der Demo vergangenen Freitag in Dresden beteiligt. Doch lieber arbeitet er auf dem Dach als am Rednerpult zu stehen.

Dachdeckermeister Tino Krupper hat sich an der Demo vergangenen Freitag in Dresden beteiligt. Doch lieber arbeitet er auf dem Dach als am Rednerpult zu stehen.

Bild: Manuela Dietze

Die Bautzener Dachdecker-Innung hatte vergangenen Freitag zu Protesten auf dem Dresdner Neumarkt aufgerufen. Versammlungsleiter Tino Krupper weiß um die Probleme im Handwerk. Der Dachdeckermeister beklagt die gestiegenen Preise für Material. »Ein verbindliches Angebot zu erstellen, das ist fast nicht mehr möglich", sagt der Dachdeckermeister.

Außerdem haben schon einige Bauherren ihre Aufträge für das nächste Jahr storniert. Sorge bereitet ihm auch, das verschiedene Hersteller von Dachziegeln wegen der hohen Energiekosten die Produktion reduziert oder ausgesetzt haben. Woher soll er im nächsten Jahr sein wichtigstes Material beziehen und zu welchem Preis? Er sieht die Regierung in der Pflicht, die Handwerker mit deutlichen Steuersenkungen zu entlasten.

 

Mit Qualität überzeugen

 

Bäckermeister Lutz Neumann steht im ständigen Kontakt mit den 57 Bäckerhandwerksbetrieben im Innungsbezirk Bautzen. Energie zu sparen ist im Bäckerhandwerk nicht einfach, den Backen geht nur mit entsprechender Temperatur. Lutz Neumann hat in einen neuen Ofen investiert. Er soll 25 Prozent Gas sparen. Daneben werden gewisse Arbeitsprozesse optimiert. Nicht nur die Energiekosten belasten die Bäcker, sie müssen auch die stark erhöhten Preise der Grundstoffe, besonders von Mehl, Zucker und Butter irgendwie in ihrer Kalkulation unterbringen. Kostete ein Kilo Stollen im letzten Jahr noch zwischen 15-16 Euro, werden es nun 18-20 Euro sein. »Wir können nur hoffen, dass unsere Kunden Verständnis für die Preiserhöhungen haben. Wir als Bäckerhandwerk können mit Qualität punkten und wir wissen, wo unsere Rohstoffe herkommen – nämlich aus der Region«, sagt der Innungsmeister.

 

Menschen und Material fehlen

 

Die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Bautzen, Frau Gotscha-Schock, beobachtet eine sehr unterschiedliche Entwicklung der Lage der Handwerksbetriebe. Mehrere Probleme erschweren die Arbeit im Handwerk. Zum einen sind da die Unternehmen, die energieintensiv arbeiten und unter den hohen Energiekosten leiden, besonders Bäcker und Fleischer. Heizungs- und Ofenbauer dagegen kämpfen mit zu vielen Anfragen, notwendigen Beratungen und Zulieferproblemen. Dementsprechend gefüllt sind die Auftragsbücher, oft können Aufträge erst im nächsten Jahr erledigt werden. Ganz anders sieht es im Bau- und Ausbaugewerbe aus. Hier kommen nur wenig neue Aufträge nach. Die Unsicherheit der Menschen macht sich hier besonders bemerkbar. Kann ich mir die geplanten Arbeiten noch leisten? Kann ich die Reparatur verschieben? Bekomme ich den gewünschten Kredit und wenn ja, kann ich die Rate langfristig zahlen? Und dann ist da noch ein Problem, das alle Handwerksbetriebe betrifft: der Fachkräftemangel. »Die Handwerker schauen mit Sorge ins neue Jahr«, sagt Frau Gotscha-Schock und ergänzt: »nicht nur die Existenz ihrer Firma ist gefährdet, es geht auch um ihre Familien und Mitarbeiter.«


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