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»Die Lausitz ist meine Heimat«

Reichenbach. Der ehemalige DDR-Olympiasieger Wolfgang Mager feierte seinen 70. Geburtstag. Am 2. September jährt sich für ihn ein wichtiges Ereignis.

Der frühere DDR-Olympiasieger Wolfgang Mager feierte vor einigen Tagen seinen 70. Geburtstag. Am 2. September jährt sich zum 50. Male sein großer Triumph bei den Olympischen Spielen in München. Da gewann er im Rudern die Goldmedaille.  Foto: R. Könen

Der frühere DDR-Olympiasieger Wolfgang Mager feierte vor einigen Tagen seinen 70. Geburtstag. Am 2. September jährt sich zum 50. Male sein großer Triumph bei den Olympischen Spielen in München. Da gewann er im Rudern die Goldmedaille. Foto: R. Könen

Bild: Rainer Könen

Mit einem flotten »Sport frei!« begrüßt Wolfgang Mager an diesem verregneten Wochentag den Besucher, bittet in die gute Stube. Zwei Tage vor seinem 70. Geburtstag. Im Garten vor seinem Haus steht bereits ein kleines Festzelt. Es haben sich zahlreiche Gäste angesagt, Familie, Freunde und Bekannte. Aus Reichenbach, seinem Heimatort, aus Kamenz, seiner Geburtsstadt, aus vielen Teilen der Republik. Es gibt noch einiges zu tun, aber Mager nimmt sich die Zeit, um zu plaudern. Über sein Leben, den Sport, ja, und auch über seine Zukunftspläne. Wolfgang Mager, der auch in seinem siebten Lebensjahrzehnt einen fitten Eindruck vermittelt, ist nach wie vor unternehmungslustig. Der Reichenbacher ist vor allem den älteren Menschen in der Region noch ein Begriff, die jüngeren dürften ihn kaum kennen. Was daran liegt, dass seine sportlichen Erfolge ein halbes Jahrhundert zurückliegen: der hünenhaft-gewachsene Mann ist zweifacher Olympiasieger, mehrfacher Weltmeister im Rudern. Am 2. September jährt sich sein erster Olympiasieg, den er 1972 gemeinsam mit Siegfried Brietzke im Ruderzweier ohne Steuermann bei den Olympischen Spielen in München errang, zum 50. Mal (1976 gewann er noch mal Gold, im Vierer ohne Steuermann).

 

Mit 55 noch mal studiert

Mager erzählt, wie er in der DDR zum Rudern kam, wie er sich auf einen Aufruf von Heinz Quermann in der damaligen Kultsendung »Zwischen Frühstück und Gänsebraten« meldete, mit dem großgewachsene Jungen für den Rudersport in der DhfK (Deutsche Hochschule für Körperkultur) Leipzig gesucht wurden. Berichtet davon, wie er nach seiner Ruderkarriere in seine Heimatstadt zurückkehrte, eine Zeitlang als Fußballtrainer bei Einheit Kamenz tätig war, danach als Sportlehrer an einer Offiziershochschule. Nach der Wende arbeitete er als Erzieher in Wohneinrichtungen für Kinder und Jugendliche. Mit 55 Jahren studierte er Heilpädagogik. »Ich brauchte diesen Abschluss für meinen Erzieherjob«, so Mager. Seit 2013 ist er im Ruhestand. Zwei Söhne und eine Tochter hat er. Seine Kinder leben verstreut in der Republik, in München, Leipzig und Ludwigshafen. Seine Heimat zu verlassen, das kam für ihn nie in Frage. »Ich bin hier zufrieden und glücklich«, meint er. Er freut sich jedes Mal, wenn er anderen Menschen die Schönheiten der Lausitz zeigen kann.

Seit 1997 macht er bei Tour der Hoffnung mit, einer Radtour, bei der jährlich zahlreiche Prominente durch eine Region Deutschlands radeln und bei der Spenden für krebskranke Kinder gesammelt werden. In seiner Freizeit trifft er sich oft mit Mitgliedern des Radsportvereins Demitz-Thumitz. »Wir radeln durch die Lausitz, legen oft bis zu 100 Kilometer zurück«, so Mager. In den vergangenen Jahren organisierte er einige Radtouren um den Keulenberg, durch die Landkreise Bautzen und Görlitz. Als er Anfang 2020 einen schweren Radunfall hatte - er wurde angefahren - brauchte er lange Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. »Bin jetzt wieder okay«, meint er. 2020 war auch das Jahr, in dem er zu einer 10.000-Kilometer-Fahrradtour von Wladiwostok nach Dresden aufbrechen wollte. Eine Reise, die im Sinne der Völkerverständigung stehen sollte. »Corona hat da meine Pläne durchkreuzt«, bedauert der Reichenbacher.

Wird es einen neuen Anlauf für dieses Projekt geben? Er zuckt mit den Schultern. Mal schauen. Der frühere Olympiasieger hat doch noch so viele andere Pläne.


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