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Zittau für die Dreiländerregion

Zittau hat die Bewerbungsunterlagen fristgerecht eingereicht und konkurriert jetzt mit sieben anderen Bewerbern um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025. Im Dezember erfährt die Stadt, ob der Bewerbungsprozess für sie weitergeht.
Das Team der Kulturhauptstadtbewerbung: Der Projektverantwortliche für den Bewerbungsprozes Kai Grebasch, Schauspielintendantin Dorotty Szalma, Jenny Böttcher, Viktoria Ruhl und Sandra Scheel vom Kulturhauptstadtbüro, Oberbürgermeister Thomas Zenker und die Marketingexperten Axel Krüger und Martinus van Paridon. Foto: Tony Keil

Das Team der Kulturhauptstadtbewerbung: Der Projektverantwortliche für den Bewerbungsprozes Kai Grebasch, Schauspielintendantin Dorotty Szalma, Jenny Böttcher, Viktoria Ruhl und Sandra Scheel vom Kulturhauptstadtbüro, Oberbürgermeister Thomas Zenker und die Marketingexperten Axel Krüger und Martinus van Paridon. Foto: Tony Keil

Zittau hat seine Ankündigung wahrgemacht: Nach dem positiven Bürgerentscheid parallel zu den Europa- und Kommunalwahlen im Mai 2019 geht die sächsische Kleinstadt jetzt mit ins Rennen um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025. Die Stadt am Dreiländereck, die sich aufgrund ihrer guten Vernetzung und zahlreichen Kooperationen zusammen mit der tschechisch-polnisch-deutschen Dreiländerregion bewirbt, hat ihre Unterlagen fristgemäß eingereicht.  „Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, Visionen und Strategien für die Grenzregion zusammenzufassen und ein Handbuch unserer Zukunft zu entwerfen,“ kommentiert Thomas Zenker, Oberbürgermeister der Stadt. „Wir brauchen hier Perspektiven, die für den demografischen und strukturellen Wandel sowie den Urbanisierungstrend einen positiven Gegenpol darstellen.“  Ihm ist es besonders wichtig die Vielzahl der Menschen herauszustellen, die bisher an der Bewerbung mitgewirkt haben: „Für den sehr anstrengenden aber höchst spannenden Prozess bis zum Bidbook danke ich dem engagierten Team des Kulturhauptstadtbüros und den unzähligen Menschen unserer Region, die in Facharbeitsgruppen, bei Workshops, im Freundeskreis, in Amtsstuben und nicht zuletzt in Gemeinde- und Stadträten wie auch Kreistagen zum Erreichen dieses wichtigen ersten Schritts  entscheidend beigetragen haben.“ Das vorgelegte Bewerbungsbuch steht unter dem Motto: „365°LEBEN“, das natürlich auf die besondere Grenzsituation der Stadt anspielt. Zittau hat von Beginn an klargestellt, eine Bewerbung nur als regionales und von der Bürgerschaft getragenes Vorhaben zu betreiben. Das Bewerbungsgebiet mit rund 1,2 Mill. Einwohnern ist damit trinational, regional vielschichtig und mit dem Sorbischen Volk sogar durch vier hier lebende Kulturen geprägt. Die Dreiländerregion stellt eine wichtige Nahtstelle für die Europäische Union dar. Hier ist der europäische Gedanke Lebensgrundlage. So ist es tägliche Aufgabe, konstruktive Gegenentwürfe zu Spaltungstendenzen zu entwickeln. Das Bewerbungsbuch behandelt sachlich die durch die Jury der EU vorgegebenen Fragen und hat doch ganz persönliche, menschliche Züge. Dafür sorgen über das Buch verteilte Story-Einschübe zum täglichen Leben im ländlichen Raum. Die Geschichte zeigt am Beispiel einer typischen durch historische Brüche, Abwanderungsschmerz und neuen Mut getragenen Familie aus der Dreiländerregion, was das alltägliche Leben hier abseits der Metropolen und der großen gesellschaftlichen Bühnen ausmacht. Im Jahr 2025 wird das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit achtzig Jahre Frieden und eine widersprüchliche Entwicklung hinter uns liegen. Das damals willkürlich entstandene aber längst akzeptierte Dreiländereck wird sein Jubiläum feiern können. Zittau und die Dreiländerregion laden dann die europäischen Nachbarn ein, um gemeinsam mit Hilfe unserer unterschiedlichen Kulturen aus Vergangenheit und Gegenwart europäische Zukunft zu gestalten. In jedem Monat des Jahres 2025 soll ein anderes europäisches Nachbarland im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen und gemeinsam mit den Menschen hier kulturell und künstlerisch Neues schaffen. Ein Kulturhauptstadt-Hauptprojekt von großer Symbolkraft – die bespielbare Brücke über dem Dreiländerpunkt – soll damit 2025 zum Mittelpunkt Europas werden.

Bis zu 20 Millionen Euro für sächsische Kulturhauptstadt

„Ich freue mich über gleich drei sächsische Bewerbungen um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2025 und wünsche allen drei Städten bereits in der ersten Auswahlrunde viel Erfolg«, erklärt Sachsens Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange anlässlich der nun beendeten Bewerbungsfrist. Sie betont: »Die drei sächsischen Bewerberstädte gehen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten in die Bewerbung, im Jahr 2025 Europäische Kulturhauptstadt zu werden. In allen drei Städten erfolgte dafür eine umfangreiche Konzept- und Bürgerbeteiligungsphase mit vielen und breiten Diskussionen.“ Der Wettbewerb mit den weiteren Bewerberstädten sei offen, doch sie hoffe sehr, dass es mindestens eine oder auch mehrere der sächsischen Bewerber auf die short list schafft, so die Ministerin. Und natürlich habe man den Wunsch, dass eine sächsische Bewerberin Ende nächsten Jahres den Zuschlag erhält. Die Sächsische Staatsregierung hat bisher die Bewerbungen der Städte Chemnitz, Dresden und Zittau um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2025 gleichberechtigt gefördert. In den Jahren 2018 und 2019 wurden die Bewerberstädte mit je 100000 Euro unterstützt und konnten sich in Brüssel vor Kommissionsmitgliedern präsentieren. Zudem trafen sich die Akteure der Bewerbungsbüros mit Vertretern bisheriger Europäischer Kulturhauptstädte zu einer Fachtagung im SMWK. 2020 kommen für die auf der short list befindlichen Bewerberstädte abermals 600000 Euro staatlicher Förderung hinzu. Im Falle der Ernennung einer der drei sächsischen Bewerberstädte zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 kann laut einem Kabinettsbeschluss von 2019 diese mit einem Landeszuschuss von bis zu 20 Millionen Euro planen. »Für mich ist es nur folgerichtig, dass sich der Freistaat finanziell engagiert. Wenn eine sächsische Stadt siegreich aus dem Wettbewerb hervorgeht, werden wir in schwierigen Zeiten zeigen, dass wir zu Europa stehen. Wir haben Europa viel zu verdanken und wir fühlen uns Europa verpflichtet. Eine sächsische Kulturhauptstadt wird ein Bekenntnis zu einem europäischen Miteinander in einem gemeinsamen europäischen Kulturraum ablegen.«

Short list: Entscheidung im Dezember

Neben den drei sächsischen Städten haben sich Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg beworben. Am 12. Dezember wird eine internationale Jury verkünden, welche Städte in die zweite Runde des Bewerbungsprozesses auf die sogenannte short list kommen. Die Kandidaten haben bis Juli 2020 Zeit, ihre Bewerbungsunterlagen zu überarbeiten. Im September/Oktober 2020 entscheidet die Expertenjury und gibt die deutsche »Kulturhauptstadt Europas 2025« bekannt. Im Jahr 2025 wird nach West-Berlin (1988), Weimar (1999) und Essen (RUHR.2010) zum vierten Mal eine deutsche Stadt den Titel tragen. Neben Deutschland wird auch Slowenien im Jahr 2025 eine Kulturhauptstadt stellen.


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