Zittau für die Dreiländerregion
Zittau hat seine Ankündigung wahrgemacht: Nach dem positiven Bürgerentscheid parallel zu den Europa- und Kommunalwahlen im Mai 2019 geht die sächsische Kleinstadt jetzt mit ins Rennen um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025. Die Stadt am Dreiländereck, die sich aufgrund ihrer guten Vernetzung und zahlreichen Kooperationen zusammen mit der tschechisch-polnisch-deutschen Dreiländerregion bewirbt, hat ihre Unterlagen fristgemäß eingereicht. „Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, Visionen und Strategien für die Grenzregion zusammenzufassen und ein Handbuch unserer Zukunft zu entwerfen,“ kommentiert Thomas Zenker, Oberbürgermeister der Stadt. „Wir brauchen hier Perspektiven, die für den demografischen und strukturellen Wandel sowie den Urbanisierungstrend einen positiven Gegenpol darstellen.“ Ihm ist es besonders wichtig die Vielzahl der Menschen herauszustellen, die bisher an der Bewerbung mitgewirkt haben: „Für den sehr anstrengenden aber höchst spannenden Prozess bis zum Bidbook danke ich dem engagierten Team des Kulturhauptstadtbüros und den unzähligen Menschen unserer Region, die in Facharbeitsgruppen, bei Workshops, im Freundeskreis, in Amtsstuben und nicht zuletzt in Gemeinde- und Stadträten wie auch Kreistagen zum Erreichen dieses wichtigen ersten Schritts entscheidend beigetragen haben.“ Das vorgelegte Bewerbungsbuch steht unter dem Motto: „365°LEBEN“, das natürlich auf die besondere Grenzsituation der Stadt anspielt. Zittau hat von Beginn an klargestellt, eine Bewerbung nur als regionales und von der Bürgerschaft getragenes Vorhaben zu betreiben. Das Bewerbungsgebiet mit rund 1,2 Mill. Einwohnern ist damit trinational, regional vielschichtig und mit dem Sorbischen Volk sogar durch vier hier lebende Kulturen geprägt. Die Dreiländerregion stellt eine wichtige Nahtstelle für die Europäische Union dar. Hier ist der europäische Gedanke Lebensgrundlage. So ist es tägliche Aufgabe, konstruktive Gegenentwürfe zu Spaltungstendenzen zu entwickeln. Das Bewerbungsbuch behandelt sachlich die durch die Jury der EU vorgegebenen Fragen und hat doch ganz persönliche, menschliche Züge. Dafür sorgen über das Buch verteilte Story-Einschübe zum täglichen Leben im ländlichen Raum. Die Geschichte zeigt am Beispiel einer typischen durch historische Brüche, Abwanderungsschmerz und neuen Mut getragenen Familie aus der Dreiländerregion, was das alltägliche Leben hier abseits der Metropolen und der großen gesellschaftlichen Bühnen ausmacht. Im Jahr 2025 wird das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit achtzig Jahre Frieden und eine widersprüchliche Entwicklung hinter uns liegen. Das damals willkürlich entstandene aber längst akzeptierte Dreiländereck wird sein Jubiläum feiern können. Zittau und die Dreiländerregion laden dann die europäischen Nachbarn ein, um gemeinsam mit Hilfe unserer unterschiedlichen Kulturen aus Vergangenheit und Gegenwart europäische Zukunft zu gestalten. In jedem Monat des Jahres 2025 soll ein anderes europäisches Nachbarland im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen und gemeinsam mit den Menschen hier kulturell und künstlerisch Neues schaffen. Ein Kulturhauptstadt-Hauptprojekt von großer Symbolkraft – die bespielbare Brücke über dem Dreiländerpunkt – soll damit 2025 zum Mittelpunkt Europas werden.