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Zimmis Einwurf - Eisige Wechselspiele

Die WOCHENKURIER-Kolumne von Gert Zimmermann

Was war das für ein Jahreswechsel bei den Eislöwen? Noch im alten Jahr kehrte Geschäftsführer Volker Schnabel mit eisernem Besen den sieben Jahre hinter der Bande stehenden Cheftrainer Thomas Popiesch vom Eis und aus der Kabine. Die schlappe Vorstellung der Mannschaft im Derby gegen Crimmitschau hatte das Fass der Emotionen bei den Besuchern zum Überlaufen gebracht. Außerdem kam die Aussage von Popiesch, er hätte keine Eier gehabt, einige Stammspieler wegen fehlenden Engagements nicht mehr einzuwechseln, einer Bankrotterklärung gleich. Was für eine Heilung drei Tage später. Popiesch sah sich aus dem VIP-Raum die Partie gegen Frankfurt an und musste sich wundern. Auf einmal gelang der Truppe nicht nur ein Sieg, sondern alte Tugenden wie Zusammenspiel und ein laufaufwendiges Forechecking kamen plötzlich. Und das, obwohl der gerade in die Kabine gekommene Coach  Bill Stewart nichts weiter als eine eindringliche Rede an das Team halten konnte. Das Non-plus-Ultra an der Verpflichtung des 58-jährigen Kanadiers ist, dass ihn kein Spieler auf dem Zettel hatte. Denn die hatten sich für andere Übungsleiter ausgesprochen. Ein cleverer Schachzug des Geschäftsführers, der ja schließlich ein Unternehmen leitet. Klar wartet am Wochenende das erste Winter-Derby in Dresden auf die Premiere. Und ganz sicher ist das Dresdner Dynamo-Stadion ausverkauft. Aber was wäre wohl passiert, wenn die Kiste gegen Weißwasser genauso abgeschenkt worden wäre wie gegen Crimmitschau? Die letzten Anhänger hätten ihren Glauben verloren, aus der Eishalle wäre eine Trauer-Arena geworden. Nun richtet es also der Mann, der gar kein Kind von Traurigkeit ist. Sein Kosename in Deutschland: Kill Bill. Der Grund: Stewart hat schon mal den gegnerischen Trainer auf der anderen Spielerbank während eines Wettkampfes mit der Faust niedergestreckt. Er markierte einen Herzanfall, um einem wichtigen Spieler den notwendigen Feinschliff auf dessen Schlittschuh zu ermöglichen. Und er schmuggelte einen auswärtigen Akteur, einen Ukrainer, über die kanadisch-amerikanische Grenze und wurde erwischt. Sechs Jahre Einreiseverbot in die Staaten. Er macht praktisch für sein Team alles. Und verlangt das freilich auch von seiner Truppe. Jetzt sagen alle: „Genau so einen Typen hat das Dresdner Eishockey gebraucht. Damit Schwung in den Laden kommt!“ Ihr Gert Zimmermann


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