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Maria-Louise Hartmann

Wie sieht Krabats Zukunft aus?

Schwarzkollm/Dresden. Anton und Richard Fuchs sind 23 Jahre alt und gebürtige Lausitzer. Viele kennen sie als die Schauspieler, die Krabat bei den Krabatfestspielen in Schwarzkollm ein Gesicht gaben. Wie sie zur Schauspielerei kamen, was sie nach Krabat machen und ob sie sich eine Zukunft in der Lausitz vorstellen können, darüber sprachen sie im WochenKurier-Interview.
Richard (l.) und Anton Fuchs waren seit 2012 fester Bestandteil des Ensembles der Krabat Festspiele. Jetzt haben sie gerade ihren ersten Kinofilm gedreht.

Richard (l.) und Anton Fuchs waren seit 2012 fester Bestandteil des Ensembles der Krabat Festspiele. Jetzt haben sie gerade ihren ersten Kinofilm gedreht.

Bild: Maria-Louise Hartmann

Wie seid ihr zur Schauspielerei gekommen? War das schon immer euer Traum?

 

Richard: Es hat schon in der Grundschule angefangen, da gab es einen AG-Zettel, wo man sich für ein Ganztagsangebot eintragen konnte und da stand dann die Theatergruppe drauf.

Anton: Das war eigentlich ein bisschen gezwungenermaßen, damit wir nach der Schule auch noch etwas zu tun haben und nicht gleich wieder zu Hause sind. (lacht)

Richard: Wir wollten nicht mehr zu der Sport-AG gehen.

Anton: Und der Töpferkurs war leider schon wieder voll. Auf jeden Fall haben wir uns dann für den Theaterkurs entschieden. Ich weiß noch, wie wir mit unserer Mama am Tisch saßen und sie gesagt hat: »Ne, so ein Quatsch. Wollt ihr das wirklich?« und wir gesagt haben »Wir wollen das!«. Da haben wir also in der vierten Klasse, das erste Mal mit dem Theater angefangen. Dort haben wir ein paar Leute kennengelernt und mit denen wir dann zusammen am Lessing-Gymnasium Hoyesrwerda auch in der Theatergruppe gespielt. Richard: Das war von der fünften bis zur neunten Klasse. Dann sind wir für eine Spielzeit nach Senftenberg an die neue Bühne in einen Jugendspielclub gegangen. Und so sind wir grundsätzlich erstmal zum Schauspiel und darüber hinaus dann auch zu anderen Projekten gekommen. Auch ans Staatsschauspiel in Dresden, wo wir in der deutschsprachigen Uraufführung von dem Stück »Sun and Sea« mitgespielt haben.

 

Eines dieser anderen Projekte waren die Krabat Festspiele. Wie kam es dazu?

 

Anton: Zu Krabat kamen wir 2012 durch ein Casting. Im WochenKurier stand das ganz groß auf der ersten Seite. Und die Ausgabe lag auf dem Wohnzimmertisch bei unserer Oma. Unsere Oma hat gesagt: »Nein, die suchen sicher keine Kinder« und ein Freund, der auch seit der Grundschule mit uns in der Theatergruppe war, meinte: »Wir gehen dahin!« und dann sind wir doch hingegangen. Wäre er nicht gewesen, dann wären wir bestimmt nicht zum Casting gegangen.

Richard: Und vor allem konnten uns unsere Eltern auch nicht zum Casting fahren, weil sie an dem Nachmittag keine Zeit hatten. Zum Glück ist dann die Mama von dem Freund gefahren und hat uns zu diesem Casting mitgenommen. Da haben wir zum ersten Mal die Familie Siebecke kennengelernt, Steffen Urban, den Schauspieler, der August den Starken spielt, und den damaligen Regisseur Andreas Hüttner. Bei dem Casting haben wir uns einfach vorgestellt und von da an nahm alles seinen Lauf.

Anton: Damals sahen wir uns auch noch wesentlich ähnlicher und es war dann tatsächlich so, dass die verantwortlichen gesagt haben: »Das muss man doch irgendwie einbauen«. Dann haben sie extra in dem Jahr, das Stück war eigentlich schon fertig, zwei kleine Rollen für uns reingeschrieben.

Richard: Nämlich die Pagen von August dem Starken.

 

Und dann seid ihr bis zum letzten Jahr geblieben.

 

Anton: Genau, 2019 habe ich alleine gespielt, da ist Richard das erste Mal ausgeschieden und kam letztes Jahr für die Spielzeit zurück.

 

Zwischendurch kam Corona.

 

Anton: Dann kam Corona, ja. Ansonsten hätte ich vielleicht zumindest noch den Erzählzyklus von Krabat zu Ende gespielt. Das ärgert mich schon ein bisschen, dass ich in diesem Jahr nicht noch einmal spielen und diese Krabaterzählung zu Ende bringen kann.

 

Und warum seid ihr in diesem Jahr nicht mit dabei?

 

Anton: Durch die Dreharbeiten für den Kinofilm, den wir in diesem Jahr gedreht haben, dass wäre sehr knapp geworden.

Richard: Wir hätten beide auch Lust gehabt und es war auch ein langes Ringen. Wir waren einen Tag bei den Proben zuschauen und da ist dann doch ein bisschen Wehmut dabei. Aber es kommt alles, wie es kommen soll.

 

Was sind eure Pläne für die nächste Zeit?

 

Richard: Ich habe den Sommer noch frei, und weil ich ja eigentlich noch studiere und noch ein Jahr im Bachelor vor mir habe, gehen dann die Proben los für die Abschlussproduktion von der Hochschule, da spielen wir »Sweeny Todd«. Im Rahmen der Ausbildung gehört es dazu, dass man im letzten Studienjahr eine größere Produktion spielt. Ansonsten schaue ich trotzdem regelmäßig auf verschiedensten Seiten nach Castings und Auditions, weil ja im nächsten Sommer mein Studium beendet ist und ich ab dann gerne irgendwo arbeiten wollen würde. Das Gute in Osnabrück ist, dass bei dem Studium auch eine pädagogische Ausbildung dabei ist und ich gleichzeitig als Gesangspädagoge arbeiten kann. Mal schauen. Ich würde wahrscheinlich erstmal in die freiberufliche Richtung gehen, aber natürlich sage ich nicht nein, wenn es eine Festanstellung bei einem Theater oder einem größeren Privatkonzern - Stage Entertainment (lacht) - gibt, aber davon kann man ja erstmal nicht ausgehen. Ich habe mich auch gerade auf etwas beworben, aber da muss ich erstmal schauen, was da kommt.

Anton: Ich habe den Vorteil, dass ich dieses Jahr bei den Krabat Festspielen noch im Hintergrund vereinzelt mitwirken kann. Ich kann also bei Krabat doch noch dabei sein. Ich mache die künstlerische Orga und kümmere mich ein bisschen um die Ausstattung. Und dadurch werde ich dann hoffentlich direkt in den nächsten Projekten, zumindest im Hintergrund, mitwirken können. Ansonsten habe ich mich auch schon auf verschiedene Sachen beworben, die gehen leider aber erst nächstes Jahr los. Ein anderer Plan, der auf der Agenda steht, ist es, mich um eine Schauspielagentur zu kümmern.

 

Zu dem letzten Casting, zu dem Film, in dem ihr jetzt mitspielt, wie seid ihr dazu gekommen?

 

Richard: Im März letzten Jahres wurde mir auf Instagram - unter dem Hashtag »Castingaufrufe« - ein Post angezeigt. Den habe ich Anton weitergeleitet und gesagt: »Hier, guck mal, die suchen Zwillinge für einen Film.« Dann haben wir uns dort beworben, erstmal eine initiative Mail geschrieben und Bilder angehangen. Dann kam ein bisschen später die Rückmeldung, dass wir doch bitte ein Vorstellungsvideo von uns aufnehmen sollen. Und dann war es so, dass wir letztes Jahr kurz vor Ostern ein Zoom-Meeting mit der Regisseurin und einem Produzenten hatten. Daraufhin kam es dann Anfang Mai zu unserem Live-Casting für die Rollen von Johannes und Phillip Mickenbecker im Kinofilm »Real Life Guys« (AT).

Anton: Wir haben die schon bekommen und konnten sie vorbereiten, aber Richard war wieder in Osnabrück und ich war wieder in Dresden, das heißt wir mussten uns beide separat voneinander vorbereiten.

Richard: Das Casting war ziemlich aufregend, vor allem, weil es gleich so ein riesen Projekt ist und man will das natürlich auch gut machen. Es war auf jeden Fall eine total schöne Erfahrung und hat super viel Spaß gemacht.

Anton: Ich weiß noch, dass wir beide gesagt haben, ist auch egal, wenn es nichts wird…

Richard: … diese Erfahrung, dass wir überhaupt so weit gekommen sind, wir eingeladen wurden und uns live vorstellen durften, war schon toll. Im Juni hatten wir dann die Zusage

 

Wen verkörpert ihr in dem Film? Worum wird es gehen?

 

Richard: Es ist eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Die Zwillinge Mickenbecker haben aus allem möglichen Zeug Sachen gebaut und ihre Lebensdivise war: Geht raus und macht was. Sitzt nicht nur drinnen rum, sondern nutzt jeden Augenblick. Genießt die Natur, die Welt. Erlebt was. Am besten natürlich noch mit Freunden. Diese Geschichte, die ja wirklich tragisch ist, ist jetzt Stoff für den Kinofilm. Phillip Mickenbecker ist mehrfach an Krebs erkrankt. 2018 haben die beiden Brüder auch noch ihre jüngere Schwester bei einem Flugzeugabsturz verloren. Es ist ein Film über Familie, die Geschwister Mickenbecker, die Freunde und die aufregenden Projekte. Es geht um ganz verschiedene Themen.

Anton: Es ist ein Stoff, den erstaunlicherweise viele Leute kennen, mit denen wir Kontakt haben. »The Real Life Guys« oder zumindest ihre Projekte sagen vielen etwas, viele Leute haben schon eins der vielen YouTube- Videos gesehen.

 

Wann wird der Film in den Kinos zu sehen sein?

 

Anton: Das wüssten wir auch gerne (lacht). Der Filmstart ist auf 2024 angesetzt.

 

Die ersten Schritte als Schauspieler habt ihr in der Lausitz unternommen. Könnt ihr euch vorstellen, wieder in die Region zurückzukehren?

 

Richard: Für mich ist es auf jeden Fall ein Wunsch, zumindest nach Sachsen zurückzukommen, wo genau hin, keine Ahnung. Gern auch zurück in die Heimat und in die Lausitz. Ich will auf jeden Fall nach dem Studium in Osnabrück wieder zurückkommen. Die neue Bühne Senftenberg macht auch immer mehr Musicalproduktionen, lädt sich dazu Gäste ein und hat eine festangestellte Musicaldarstellerin, die auch in Osnabrück studiert hat. Das ist schon ziemlich cool. Auch zu wissen, dass es in der Region so etwas gibt. Ansonsten gibt es in Dresden natürlich viele Privattheater, aber auch die Staatsoperette. Das wäre schon ein Ziel, dort mal zu spielen. Und in der Lausitz, glaube ich zumindest, dass es da einige junge Menschen gibt, die Interesse für Musical, Schauspiel oder Gesang haben. Wir haben uns schon öfter dazu ausgetauscht: Was kann man machen, um junge Menschen dort ran zu führen und zusammen Projekte ins Leben zu rufen? Ich hätte total Lust dazu, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten und was auf die Beine zu stellen. Und ich hätte natürlich auch Lust dazu, am Lessing- Gymnasium etwas zu machen, wenn da Interesse besteht. Mal schauen, wie es nach dem Studium weitergeht. Ich werde auf jeden Fall die Fühler ausstrecken und hoffe, dass es ein paar Leute gibt, die Interesse haben.

Anton: Ich hab ja das Glück, dass ich schon in Dresden bin und seit langem wohne. Ich würde auch gerne in die Lausitz zurückkommen. Ich mache zwar gerne Theater, stehe auch gerne auf der Bühne und habe ja jetzt die Filmwelt kennengelernt, aber die andere Welt, die mir sehr gefällt, ist die Organisation von Projekten. Deswegen würde ich gerne in der Lausitz projekttechnisch noch irgendwie mehr machen. Es ist ein bisschen schwierig, weil es auch hier viele eingefahrene Strukturen gibt, die man erst versuchen kann, ein bisschen aufzubrechen. Das scheitert noch ein bisschen daran, dass zwar Vitamin-B vorhanden ist, aber noch zu wenig, um da selbst etwas aufzubauen, aber Stück für Stück wird das. Ich würde es mir auch für die Region wünschen, dass dort vieles in Bewegung kommt. Ich glaube, dafür braucht es frischen Wind und junge Leute, die da viel bewegen wollen und die die Erfahrungen der Älteren auch wertschätzen und mit denen Hand in Hand arbeiten. Das vergisst glaube ich auch oft, dass es nur gemeinsam funktionieren kann.


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