Weinlese in Sachsen startet: Es kann nur besser werden
Auf den Merbitzer Bauernbergen etwas oberhalb des Zschonergrundes eröffnete Sachsens größter Weinproduzent die diesjährige Weinlese. Die Winzer im Elbland schauen langsam wieder nach vorn. Schwere Monate seien das gewesen, sagt Lutz Krüger, Chef der Winzergenossenschaft Meißen, mit Blick auf den Weinskandal. Mehr als 300.000 Liter waren vom Insektengift betroffen. Der Verlust dürfte in die Millionen gehen. „Die Umsätze sind nicht super, aber stabil“, so Krüger weiter. Von der sächsischen Staatsregierung fühlt man sich im Stich gelassen. Immerhin: Die Lokalpolitik steht hinter ihren Winzern. Von Meißen über Coswig bis Radebeul sind dieses Jahr alle Stadtoberhäupter zum Lesestart dabei. Lediglich OB Hilbert ließ sich entschuldigen.
Für den Meißner Landrat ist die Winzergenossenschaft am Ende Opfer und nicht Täter. „Die Fehler einzelner wurden auf den Schultern aller abgeladen“, sagt Arndt Steinbach. Dass eine ganze Kulturlandschaft auf dem Spiele stehe, schiebt er noch hinterher. Die Lager der Winzergenossenschaft sind jedenfalls leer, ein ertragreicher Jahrgang dringend notwendig.
Jürgen Merbitz von der Weinbaugemeinschaft Merbitz-Cossebaude spricht von Trauben, die wunderbar gedeihen. „Ich bin jeden Tag draußen und es ist jeden Tag ein Vergnügen“, lacht er. Keine kalten Nächte, die letzten 14 Tage Hitze – es sieht wohl ganz gut aus.
Die Merbitzer Bauernberge gehören zur Weinbaugemeinschaft Merbitz/Cossebaude, die auf rund 2,5 Hektar Wein anbaut, hauptsächlich Müller-Thurgau und Weißburgunder. Um das Jahr 1150 wurde das Gebiet um die Bauernberge besiedelt. „Da das Wasser in über 100 Metern Tiefe lag, lebten die Menschen überwiegend von Schichtenwasser, was oft zu Seuchen führte“, erklärt Jürgen Merbitz. Überlieferungen zufolge soll es einmal so schlimm gewesen sein, dass nur ein kleines Mädchen der Merbitz-Sippe überlebt habe.
Durch die Wasserveredelung mit Wein konnte das Problem schließlich aus der Welt geschafft werden. „Hier wurde über Jahrhunderte durchgängig Weinbau betrieben“, sagt Merbitz. Selbst von der Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts ließ man sich nicht entmutigen. Maßgeblichen Anteil an dieser Tradition hat Erich Welde, der nicht nur Nachbarn zum Weinbau motivierte, sondern Reben von der Mosel mit nach Merbitz brachte, die er danach jahrelang anzog. „Aufgrund des klimatischen Unterschieds war das keine einfache Angelegenheit“, erinnert sich der Sprecher der Weinbaugemeinschaft. Die Trauben waren am Ende so begehrt, dass die Winzergenossenschaft sie persönlich abholen ließ. Heute kümmern sich vier Familien um die Bauernberge.

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