

Alle reden vom Ullersdorfer Platz. Demnächst wird sich der Stadtrat damit befassen - und er kann ganz anders entscheiden, als die Loschwitzer oder Weißiger. Der Loschwitzer Stadtbezirksbeirat Hans-Jürgen Burkhardt nimmt uns mit zu einem Gang entlang der Bautzner Landstraße – dort wird klar, warum die Beiräte die Pläne der Stadt abgelehnt haben und deutliche Korrekturen fordern.
Die Stadt soll anders planen: vom Bauernbusch bis zur Königsberger Straße und von dort bis zur Rossendorfer Straße, mit Parkhaus und Gleisschleife. Gemeinsame Spuren für ÖPNV und Kfz sind dabei zu vermeiden, in private Grundstücke soll so wenig wie möglich eingegriffen werden. Stattdessen solle sich die Stadt auf eine Sanierung im Bestand konzentrieren.
Das klingt nach »dagegen sein« und so mancher glaubt das auch. Doch wer im Plan liest, dass 90 Eingriffe in private Grundstücke vom Bauernbusch bis zum Taubenberg nötig sind, der ahnt, das kann nur verzwickt werden. Hinzu kommen weitere 3.000 Quadratmeter versiegelte Fläche.
Das Baufeld geht am Bauernbusch los, die feste Fahrbahn, die 2013 für die Gleise aufgebaut wurde, kommt komplett heraus, weil die Gleise in Richtung Fußweg verschwenkt werden sollen. Sie sollen in eine behindertengerechte Haltestelle an der Kreuzung einmünden. Klingt zunächst nur nach viel Aufwand.
Weil aber die Fußwege 2,50 Meter geplant sind, plus 2 Meter Radweg, müssen Vorgärten und Bäume auf 2 Metern Breite weg. Die Fußgänger laufen dann direkt vor der Haustür. Strommasten müssen weg, Trafokästen, Hausanschlüsse zur Kanalisation, die in den Vorgärten liegen. Wer Pech hat, wie die Dekra, der verliert laut Planern sogar seine Ausfahrt. Wie Kunden dann im Gelände wenden sollen, bleibt unklar.
Direkt vor dem Ärztehaus ist der Fahrgastunterstand geplant. »Laut Papier kommen die gar nicht mehr raus«, sagt Burkhardt kopfschüttelnd. Ein paar Schritte weiter befinden sich Parterre einige Läden. Wenn der erhöht angelegte Grünstreifen verschwindet, entsteht hier »der Schützengraben von Loschwitz«, witzelt Burkhardt, obwohl ihm nicht danach zumute ist.
Schräg gegenüber liegt eine Kfz-Werkstatt. Wird die Straße verbreitert wie geplant, bleiben von der Hauskante aus 1,70 Meter Randstreifen übrig. Kopfschüttelnd erzählt der Stadtbezirksbeirat auch den Fall des Häuslebauers, der sich erst vor wenigen Monaten von den Behörden die neue Grundstücksmauer genehmigen lassen hat. Ein Blick in die Pläne reicht um zu sehen, er muss die Einfriedung wieder abreißen – denn dort sollen Fahrradständer stehen.
Das Argument »der Verkehr wird flüssiger« kann Burkhardt nicht nachvollziehen. »Im Gegenteil, das wird ein Stop and Go hinter der Straßenbahn, vor jeder Haltestelle – übrigens auch in der Gegenrichtung, die gar nicht anhalten müsste - dafür sorgt die Ampelschaltung.« Fahrzeuge können auch nicht separat abbiegen, z. B. am Bauernbusch.
Obwohl das alles nach jahrelangem Ärger vor Gerichten klingt, hat der Loschwitzer Sorge, dass die Stadträte dem zustimmen, ohne ins Detail zu gehen: »Im Rathaus hat man die moralische Keule herausgeholt und sagt, wer das ablehnt, verhindert auf Jahrzehnte die Umgestaltung des Ullersdorfer Platzes.« Das will natürlich keiner und schon gar nicht vor den Kommunalwahlen. Am Unglaublichsten findet Burkhardt, wie die Stadt mit den Fachwerkhäusern umgehen will. Man will die Grundstücke bis zur Hauskante abbaggern.
Das Haus von Monika Hölzel ist aus den 1750er Jahren und denkmalsgeschützt. Das Fachwerkhaus ist aus heutiger Sicht freilich so gut wie nicht gegründet. Schon das ist ein Risiko. Der Enkel würde das Haus übernehmen, aber die Familie hat Sorge, wie sich das Umfeld hier entwickelt. Hans-Jürgen Burkhardt spricht aus was er denkt: »Das wird eine Verkehrsschneise mit Häusern als Lärmschutzwand.« Und das ist die Blaupause bis zur Schillerstraße.