Birgit Branczeisz

Urenkelin führt durch von-Schuch-Schau

Radebeul. Mit "Taktstock & Zeichenstift" - Stadtgalerie zeigt die Künstlerfreundschaft des Musikers Ernst Edler von Schuch mit dem Maler Robert Sterl. Am 31. Mai, 19.30 Uhr, eröffnet die Radebeuler Stadtgalerie in Altkötzschenbroda 21 eine ganz besondere Schau.

Die Stadtgalerie zeichnet nicht nur die Freundschaft der beiden Künstler nach, sondern sie bringt Ernst von Schuch als einen der größten Musiker, die in der Lößnitz gelebt haben, zurück an einen öffentlichen Ort der Stadt. Gesellschaftlich wären sich beide vielleicht nie begegnet, Sterl wird in bescheidenen Verhältnissen im ländlichen Großdobritz geboren. Von Schuch im großstädtischen Graz. Beide trennen zudem 20 Jahre Altersunterschied.

Erst spät als der freischaffende Maler und spätere Lehrer zum Prof. der Kunstakademie berufen wird, findet er überhaupt Zugang zu Musikerkreisen. Begegnet sind sich beide Künstler 1906, als der begnadete Porträtmaler Henry Petri vom gleichnamigen Streicher-Quartett malte. Alle waren Mitglieder der Dresdner Staatskapelle und Schuch stimmte schließlich zu, auch sich zeichnen zu lassen.

Robert Sterl war fasziniert von Bewegung, Energie, Ausstrahlung und fand all das in Mimik und Gestik des Dirigenten, den er sehr feinsinnig wiedergab. Sterl durfte als einziger Maler im Orchestergraben - vorzugsweise neben der Pauke - sitzen und so entstanden unzählige Studien des Dirigenten, die Eingang in Ölgemälde fanden. Das wohl berühmteste Gemälde aus Dresden ist als Leihgabe zu sehen. Überhaupt kann Alexander Lange, Leiter der Stadtgalerie, auf viele Akteure verweisen: das Archiv der Staatsoper zum Beispiel, das Notenarchiv, das Dresdner Stadtmuseum und nicht zu vergessen die Familienstiftung Ernst-Edler von Schuch sowie das Robert-Sterl-Hauses in Struppen, OT Naundorf.

Ein bezauberndes Museum bei Struppen, das man gesehen haben sollte, aber leider etwas abgelegen liegt, so Lange. Die Idee der Leiterin Juliane Gatomski, Sterl und Schuch im 110. Todesjahr von Schuch in Radebeul lebendig werden zu lassen, würdigte daher auch Martina Damm, die Urenkelin und Sprecherin der Familienstiftung, ganz besonders. Die Stiftung wurde 2011 von den Nachfahren geründet und verfolgt zum einen den Zweck junge Dirigenten zu fördern - im November wird der 10. Ernst-von-Schuch-Dirigentenpreis vergeben und die Stiftung möchte zum anderen die Erinnerung an den großen Dirigenten wach halten, der 40 Jahre an der Dresdner Hofoper wirkte.

Und so sind viele interessante Exponate zu sehen: Aus Privatbesitz der Taktstock und das Gästebuch seiner Villa in Radebeul mit dem Eintrag von Robert Sterl zum Beispiel. Sein Familien-Wappen, denn Schuch wurde 1989 von Kaiser Franz Joseph geadelt, was später vom sächsischen König bestätigt wurde. Ein Fotobuch der Familie, Stücke aus Graupa und dem Historischen Archiv der Staatstheater Dresden. Eine Partitur der Meistersinger - 150 Mal hat von Schuch die Meistersinger dirigiert, zweifach neu inszeniert, er war von Wagner fasziniert. Notenblätter der "Elektra-Uraufführung" von 1909, mit der die Richard-Strauss-Woche ins Leben gerufen wurde. Aus dem Notenarchiv der Staatskapelle die originale Parsifal-Partitur.

Die Original-Partitur vom "Rosenkavalier" konnte die Stadtgalerie dagegen nicht ergattern. Die gilt sozusagen als musikalischer Gral, wird doch noch heute danach dirigiert und bei Interpretationsfragen zwischen Orchester und Dirigent, hier "in die Noten geschaut".

Juliane Gatomski sagt lächelnd: "Er hätte sich hier in der Künstlergemeinschaft wohlgefühlt", denn in der Schau sind auch bedeutende Musiker vertreten, die mit Schuch in regem Austausch standen. 1880 mietet von Schuch eine Sommerwohnung in Oberlößnitz. Zwei Jahre später erwirbt er ein Grundstück in Niederlößnitz und gegen Ende des 19. Jahrhunderts zieht es Familie von Schuch ganz in die Lößnitz. Hier bestehen Kontakte zu Karl May und etlichen Mitgliedern des Dresdner Hoftheaters. In der "Schuchstraße" sind alsbald Richard Strauss, Johannes Brahms oder Gustav Mahler zu Gast.

Urenkelin Martina Damm ist sicher, Ernst von Schuch lebt in der Erinnerung und im Erbe. Das Grab von Ernst und Clementine von Schuch ist übrigens hier in Radebeul-West. Als er 1914 beigesetzt wird, strömen Tausende zum Friedhof.

Auszug aus dem Programm:

11. August 15 Uhr Führung u.a. mit Martina Damm und Andrea Rudolph, Stadtmuseum Dresden.

11. August 16 Uhr "Schuchtafel" Geselliger historischer Gartensalon mit Geschichten aus dem Hause Schuch im Garten der Stadtgalerie.

www.radebeul.de

 


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