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Unibibliothek päppelt historische Werke auf

Betriebsstart der Restaurierungskammer für Pergamentschriften – Luther als Welterbe

In der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) herrscht Hochbetrieb. Studenten sind in Büchern versunken oder recherchieren für ihre Hausarbeiten. Doch in dem großen grauen Bau auf dem Zelleschen Weg passiert hinter versteckten und gut gesicherten Türen im Namen der Wissenschaft noch viel mehr. In den Regalen der Bibliothek schlummern wahre Schätze der Kultur. Zahlreiche originale Handschriften aus der Zeit des Mittelalters, der Renaissance und der Reformation befinden sich im Bestand, ein Teil davon wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und konnte bis heute nicht restauriert werden. Sie waren in die bombensicheren Keller des Japanischen Palais gebracht, durch Löschwasser aber stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Zuge der Digitalisierung zur Verbesserung der wissenschaftlichen Sichtbarkeit und Teilhabe hat die Universität schrittweise auch spezielle Verfahren entwickelt, um solche wassergeschädigten Pergamentschriften wiederherzustellen. Für etwa eine halbe Million Euro wurde eine begehbare Klimakammer konzipiert und gebaut. Bei einer relativen Luftfeuchte von 95 Prozent und einer konstanten Temperatur von 20 Grad werden Schäden soweit behoben, um sie für eine Digitalisierung und Forschung zugänglich zu machen. Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva Maria Stange zeigte sich erfreut über die Betriebsaufnahme der Restaurierungskammer. In geduldiger und filigraner Handarbeit werden in den Räumlichkeiten besondere Flüssigkeiten hergestellt, die helfen, die oft verklebten Einzelseiten der Schriften voneinander zu lösen. Rebekka Schulz ist aktuell die einzige Mitarbeiterin, die über erforderliche Spezialkenntnisse verfügt. Wie langwierig ihre Arbeit ist, lässt sich an der nötigen Zeitspanne einer Restaurierung ablesen. „Abhängig vom Zustand der Manuskripte dauert es durchaus drei bis vier Jahre, um eine einzelne Handschrift vollständig wieder zugänglich zu machen“, so die Restauratorin. Anfang Oktober hat die UNESCO eine originale persönliche Aufzeichnung von Martin Luther in das Dokumentenregister „Memory of the World“ aufgenommen. Die Handschrift gehört zu den kostbarsten Exemplaren der Bibliothek und wird durch Panzerglas und Wachmänner geschützt. Sie stammt aus den Jahren 1513 bis 1515 und beinhaltet Luthers Gedanken für eine Vorlesung an der Universität in Wittenberg.


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